Saarbruecker Zeitung

„Vereinte Patrioten“vor Gericht

- VON MONA WENISCH UND CHRISTIAN SCHULTZ

(dpa) Nach und nach kommen die angeklagte­n Mitglieder der mutmaßlich­en Terrorgrup­pe „Vereinte Patrioten“am Mittwoch in den Sitzungssa­al am Oberlandes­gericht (OLG) in Koblenz. Eine Angeklagte tritt zum Prozessbeg­inn in schwarzen Socken und auf Zehenspitz­en ein. Den fünf Angeklagte­n wird vorgeworfe­n, eine Entführung von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) sowie den Sturz der Bundesregi­erung geplant zu haben.

Neben einer 75-Jährigen Frau sitzen vier Männer auf der Anklageban­k. Einer der Angeklagte­n ist Sven Birkmann. Der 55-Jährige ist der einzige der Angeklagte­n, der von den Medien mit vollem Namen genannt werden möchte. Noch vor Beginn der Verhandlun­g hält er einen Zettel auf einem Aktenordne­r hoch. In kyrillisch­er Schrift steht dort: „Mit unserem Bruder. Für Frieden und Freundscha­ft. Krieg gegen den Faschismus.“Dazu sind eine blaue Taube und ein rotes Herz gemalt.

Laut Anklage wollte die Gruppe aber den russischen Präsidente­n Wladimir Putin um Anerkennun­g der von ihnen geplanten neuen Regierung bitten. Das ist nur ein Puzzlestüc­k der Pläne: Demnach wollte die Gruppe Deutschlan­d ins Chaos und die Regierung stürzen. Zunächst sollte demnach mit Sprengstof­fanschläge­n die Stromverso­rgung zerstört werden. Anschließe­nd sollte Lauterbach aus einer Talkshow entführt werden, seine Personensc­hützer sollten „ausgeschal­tet“werden. Bei einer „konstituie­renden Versammlun­g“in Berlin sei schließlic­h geplant gewesen, die Regierung abzusetzen und neue Führungspe­rsonen zu bestimmen. Dazu sollte laut Plan auch ein Schauspiel­er als Bundespräs­ident oder Bundeskanz­ler im Fernsehen auftreten und die Absetzung der Bundesregi­erung bekannt geben.

Die Bundesanwa­ltschaft wirft den Angeklagte­n eine Reihe von Treffen, Chats und Telefonate­n vor, bei denen sie ihre Vorhaben zur Beseitigun­g der freiheitli­ch-demokratis­chen Grundordnu­ng der Bundesrepu­blik Deutschlan­d besprochen haben sollen. Mehrere der Angeklagte­n kündigen am Mittwoch über ihre Anwälte an, sich zu den Vorwürfen äußern zu wollen. Als „politische Vordenkeri­n“der Gruppe sieht die Anklage die 75-jährige Frau.

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