Negativ-Beispiel NHG – Arbeitsagentur will frühzeitig qualifizieren
Agentur-Chefin Seidel setzt auf Hilfe für Arbeitgeber bei Transformation – mit 40 Millionen Euro für Maßnahmen wie Mitarbeiter-Weiterbildung im Unternehmen.
(ulb) Der fast mutwillige Niedergang der neuen Halberg Guss mag ein Sonderfall gewesen sein. Doch dass der Arbeitsmarkt im Saarland vor riesigen Herausforderungen steht, da ist sich Madeleine Seidel sicher. „Das Saarland gehört zu den Sorgenkindern der Republik“, zitiert die Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit im Saarland die Vorstandsvorsitzende der Nürnberger Bundesbehörde, Andrea Nahles. Vom Megatrend Strukturwandel sei das Land mit seiner Industrie und seinem Automotiv-Schwerpunkt besonders betroffen, so Seidel. Dazu komme die Demografie, eine ältere, schrumpfende Bevölkerung. „Die Gemengelage ist schwierig“, sagt sie. Verwaltung von Arbeitslosigkeit, das sieht sie schon lange nicht mehr als Hauptaufgabe ihrer Behörde. Ihr geht es um deren Vermeidung, wo Automatisierung und Digitalisierung praktisch alle Branchen erfasst und Unternehmen zu einer teils teuren Transformation zwingt. Die Agentur biete Arbeitgebern hier die Möglichkeit, ihre Arbeitskräfte im Strukturwandel fit zu halten und so weiterzubeschäftigen. Gleichzeitig ist da der wachsende Mangel an Fachkräften in Handwerk, Pflege, im IT-Bereich und im Transportgewerbe. Die Arbeitsagentur kann bei beiden Herausforderungen helfen, wie Seidel und die Bereichsleiterin für Beratung, Weiterbildung und Transformation, Katrin Luy, erklären – nicht nur mit den rund 70 Vermittlern und Beratern, die sich darum kümmern. Sie übernimmt auch die Kosten für Weiterbildung – zum Teil abhängig von der Größe der Unternehmen – mit bis zu 100
Prozent, und zwar einschließlich des Lohns in der Zeit der Maßnahme. Das gilt für eine Qualifizierung beim alten Arbeitgeber wie auch beim Wechsel zu einem neuen. Und so sei man auch „mit allen Unternehmen, die derzeit von Strukturwandel betroffen sind, in einem engen Austausch“, sagt Seidel, was bei Halberg Guss ihrer Aussage nach kaum möglich war. Die Weiterbildung beim aktuellen Arbeitgeber, wie etwa jetzt die Umschulung von 50 ZFBeschäftigten zu Mechatronikern, seien dabei deutlich die Mehrheit.
Die Maßnahmen können bis zu einer auf zwei Jahre verkürzten Ausbildung reichen. Der unterste Rahmen liegt bei 120 Stunden Qualifizierung. Dazwischen gibt es viele Varianten, auch die Teilqualifizierung über modulare Bausteine, die auch zum Facharbeiterbrief führen kann. Im Saarland hat die Agentur für solche arbeitsmarktpolitischen Instrumente in diesem Jahr rund 40 Millionen Euro zur Verfügung. „Wir haben die feste Zusage, dass es zusätzliche Mittel gibt, wenn das nicht reicht“, sagt Seidel. Wenn sie könnte, würde sie die Hilfe noch mehr auf kleine und mittlere Unternehmen fokussieren. „Je kleiner das Unternehmen, desto mehr zahlen wir“, wirbt Luy dafür, die Hilfe der Arbeitsagentur frühzeitig zu nutzen.