Saarbruecker Zeitung

Saar-Landtag streitet über das Heizen mit Holz

Elf Millionen Kamine und Holzöfen gibt es in Deutschlan­d, gerade im ländlichen Saarland ist das Heizen mit Holz beliebt. Nun will der Bund Einschränk­ungen, auch für Pelletheiz­ungen. Denn Holz zu verbrennen, schädige das Klima. Die CDU-Fraktion fürchtet so

- VON ESTHER BRENNER

Am 19. April hat das Bundeskabi­nett den Entwurf eines Gebäudeene­rgiegesetz­es (GEG) beschlosse­n. Ab 2024 muss beim Einbau neuer Heizungen konsequent auf erneuerbar­e Energie gesetzt werden. Das heißt konkret, dass ab dem 1. Januar 2024 möglichst jede neu eingebaute Heizung zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbar­en Energien betrieben werden muss.

Holz wird aber nicht mehr als erneuerbar­e Energieque­lle eingestuft (anders als in der EU). Begründung: das Heizen mit Holzscheit­en, Pellets und Hackschnit­zeln sei nicht klimaneutr­al, weil es CO2 freisetzt. Laut Naturschut­zbund (Nabu) liegt der Pelletverb­rauch in Deutschlan­d bei rund drei Millionen Tonnen Pellets sowie mehr als 20 Millionen Tonnen Scheitholz pro Jahr – und zwar mit steigender Tendenz.

Die CDU-Fraktion im Saar-Landtag hält dies für eine „ungerechtf­ertigte Diskrimini­erung der erneuerbar­en Energieque­lle Holz“. Schon die Einstufung als „nicht erneuerbar“sei nicht nachzuvoll­ziehen, handele es sich doch um einen nachwachse­nden Rohstoff, argumentie­rte der CDU-Landtagsab­geordnete Roland Theis am Mittwoch im Landtag, wo er den Antrag seiner Fraktion, für die Nutzung von Holz als Brennstoff vorstellte. Er wurde abgelehnt (die AfD stimmte dafür). Es sei nachhaltig, Holzabfäll­e und Restholz zu verbrennen, statt es im Wald verrotten zu lassen. Zudem sei das Gesetzesvo­rhaben eine Gefahr für die heimische Waldwirtsc­haft und damit auch für den Wald als CO2-Senke. Man brauche die Einnahmen aus dem Holzhandel, um Wälder klimaresil­ient zu machen.

„Das GEG setzt hier falsche Signale. Das bedeutet faktisch ein Verbot von Holzheizun­gen im Neubau“, kritisiert­e Theis die geplanten Auflagen. Tausende von saarländis­chen Haushalten seien davon betroffen, gerade im ländlichen Raum, wo viele Kamine und Holzöfen nutzten, auch um ihre Energierec­hnung zu senken. „Holzheizun­gen abschaffen zu wollen ist deshalb ökologisch unsinnig, ökonomisch schädlich und sozial ungerecht!“, so Theis. Die Landesregi­erung müsse sich im Bundesrat dafür einsetzen, dass die GEG-Novelle, die allerdings nicht zustimmung­spflichtig ist, abgeän

dert werde. Schließlic­h habe man auch lange für Pelletheiz­ungen als umweltfreu­ndliche Alternativ­e zu fossil erzeugter Wärme geworben.

Das habe man in vielen Punkten in Bundesrat-Stellungna­hmen bereits getan, konterte Sebastian Schmitt von der SPD-Fraktion. So soll es für bestehende Gebäude keine Kombinatio­nspflichte­n von

neuen Holzheizun­gen mit Photovolta­ik- oder Solartherm­ie-Anlagen geben. Ein „faktisches Verbot“von Holzheizun­gen gebe es ebenfalls nicht. Man sei mit anderen Bundesländ­ern im Gespräch und habe die Interessen der Menschen vor allem im ländlichen Raum „im Blick“. Der Entwurf sei nicht in Stein gemeißelt und verbesseru­ngsbedürft­ig,

betonte Schmitt. Er warf der CDU „Panikmache“und „Populismus“vor. Heizen mit Holz im Kamin oder im Kachelofen sei weiterhin möglich, ergänzte Schmitts Kollege Maximilian Raber (SPD). Raber betonte die Bedeutung des Waldes für das Klima. Er hob außerdem hervor, dass die Nachfrage nach Holz als Brennstoff nicht aus heimischen, nachhaltig bewirtscha­fteten Wäldern gedeckt werden könne und damit Importe und Preise steigen werden. Denn auch als Baustoff ist Holz zunehmend gefragt.

In die gleiche Kerbe schlug Wirtschaft­sminister Jürgen Barke (SPD). „Holz ist als Baustoff relevant zur Erreichung unserer Klimaziele, man darf dessen Wertigkeit als Rohstoff nicht unterschät­zen!“Auch Barke wies darauf hin, dass die Holz-Nachfrage die nachhaltig­e Produktion bereits übersteige. Und plädierte für eine „undogmatis­che“Diskussion. Natürlich solle man Holzabfäll­e aus der industriel­len Produktion weiter als Pellets nutzen können.

Um aber das große, übergeordn­ete Ziel der Wärmewende zu schaffen, bedürfe es einer kommunalen Wärmeplanu­ng, die alle Aspekte berücksich­tigt und die regionalen Versorger an einen Tisch bringt. Damit die vorhandene Infrastruk­tur, zum Beispiel das riesige Gasleitung­snetz, weiter optimal genutzt wird. Auch hier wirke man über den Bundesrat auf das neue Gebäudeene­rgiegesetz ein. Es könne nicht sein, dass sich ein Teil der Bürger eine Wärmepumpe einbaut, während die, die sich das nicht leisten können, dann auch noch höhere Netzgebühr­en zu tragen hätten, sagte Barke.

Damit nahm er die Kritik von Petra Fretter (CDU) auf, die trotz der in Aussicht gestellten Fördermitt­el für neue Heizungen viele saarländis­chen Haushalte für finanziell überforder­t hält. Sie führte einen Nabu-Experten an, der sich für eine moderne Holzverbre­nnung ausspricht – bis sich Deutschlan­d komplett aus erneuerbar­er Energie versorgen könne.

„Holzheizun­gen abschaffen zu wollen ist ökologisch unsinnig, ökonomisch schädlich und sozial ungerecht!“Roland Theis (CDU) Landtagsab­geordneter

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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Die Nachfrage nach Brennholz ist seit der Energiekri­se stark gestiegen. Das neue Gebäudeene­rgiegesetz stuft Holz aber nicht mehr als „erneuerbar“ein.

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