Die Streuobstwiesen – ein wichtiges Kulturgut ist in Gefahr
Der Geschäftsführer des Dachverbandes der Gartenbauvereine Saarland/ Rheinland-Pfalz, Roger Marti, sieht die kulturhistorische Bedeutung der Streuobstwiesen gefährdet.
Die Bewirtschaftung von Streuobstwiesen durch die Obst- und Gartenbauvereine hat in unserer Region eine sehr lange und wichtige Tradition. Sie prägen, vor allem in der Blütezeit, das Landschaftsbild mit. Die ökologische Bedeutung der Obstwiesen für unsere Region und ihr kulturhistorischer Wert sind sehr groß und trotzdem haben die Streuobstwiesen in der Vergangenheit an Stellenwert verloren und die Pflege wurde vernachlässigt.
Auch der wirtschaftliche Nutzen spielt heute nur noch eine untergeordnete Rolle. Streuobstwiesen sind Biodiversitäts-Hot Spots und beherbergen mehr als 5000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten. Somit hat man hier alleine schon über 5000 Gründe, diesen Lebensraum zu bewahren.
Dieses immaterielle Deutsche Kulturerbe der Unesco steht jedoch immer mehr vor großen Herausforderungen. Viele alte Streuobstwiesen sind in einem sehr schlechten Zustand. Sie werden meist wenig oder gar nicht gepflegt und verbuschen. In der Vergangenheit sind bereits viele alte Obstbäume entfernt und nicht mehr ersetzt worden. Zahlreiche Gründe haben dieses Handeln zur Folge.
Zum einen kostet die Bewirtschaftung der Obstwiesen Zeit und Mühe. Zum anderen stellen das Mähen der Wiese, der Baumschnitt und dessen Abtransport, die Ernte sowie das Verwerten des Obstes viele Besitzer vor eine große Herausforderung. Nicht nur der finanzielle Anreiz, sondern vor allem Zeitmangel, fehlende Motivation sowie fehlende Fachkenntnisse stellen ein Hindernis dar und tragen dazu bei, dass die Obstbäume nicht mehr gepflegt und bewirtschaftet werden.
Eine weitere Folge der mangelnden Pflege ist die gravierende Ausbreitung der Weißbeerigen Mistel ( Viscum album), der Warndt-Saargau, wie auch das Biosphärenreservat Bliesgau verzeichnen einen besonders dramatischen Befall des Halbschmarotzers doch auch in anderen Regionen des Saarlandes nimmt der Befallsdruck immer weiter zu.
Wenn dagegen nicht aktiv vorgegangen wird, verlieren unsere Regionen genau die Kulturlandschaft, die derzeit noch für einen florierenden Tourismus sorgen. Durch den Entzug des Wassers der Obstbäume, durch die Mistel, erhöht sich, gerade in den immer häufiger werdenden Trockenjahren der Trockenstress unserer Obstbäume, was zu einem vorzeitigen Absterben der Bestände führt, übrig bleiben Baumruinen, welche ein trostloses und trauriges Bild ergeben.
Bedauerlicherweise stellen Obstbäume heute vor allem auf landwirtschaftlich genutzten Flächen ein Hindernis dar. Die Folge: Die Obstbäume verschwinden. Mit dem Verschwinden der alten Obstbaumbestände gehen jedoch viele, regional angepasste Obstsorten und zahlreiche Lebensräume von Vögeln, Insekten, Fledermäusen und anderen Tieren verloren.
Eine weitere große Herausforderung ist der Wegfall des Brandweinmonopols für unsere Abfindungsbrennereien der Obstund Gartenbauvereine und Stoffbesitzer per Ende 2027. Hier ist dringend Handlungsbedarf erforderlich, da nicht nur die Existenz vieler Streuobstwiesen, sondern auch die unserer Obst- und Gartenbauvereine in Gefahr ist.
Der Verband der Gartenbauvereine Saarland / Rheinland-Pfalz e.V. und seine Obst- und Gartenbauvereine führen regelmäßig Schulungen zur Erhaltung und Pflege der noch vorhandenen Streuobstwiesen durch, um eine Verbesserung der derzeitigen Situation der Streuobstwiesen herbeizuführen, sowie die Bewirtschaftungs- und Nutzungskreisläufe der Streuobstwiesen als Kulturgut unserer Region auch in Zukunft zu erhalten.
Weitere Anregungen, Fragen oder Ideen zum Thema Streuobstwiesen sind gerne willkommen.