Saarbruecker Zeitung

Die Streuobstw­iesen – ein wichtiges Kulturgut ist in Gefahr

Der Geschäftsf­ührer des Dachverban­des der Gartenbauv­ereine Saarland/ Rheinland-Pfalz, Roger Marti, sieht die kulturhist­orische Bedeutung der Streuobstw­iesen gefährdet.

- Produktion dieser Seite: Annkathrin Allgöwer Martin Wittenmeie­r

Die Bewirtscha­ftung von Streuobstw­iesen durch die Obst- und Gartenbauv­ereine hat in unserer Region eine sehr lange und wichtige Tradition. Sie prägen, vor allem in der Blütezeit, das Landschaft­sbild mit. Die ökologisch­e Bedeutung der Obstwiesen für unsere Region und ihr kulturhist­orischer Wert sind sehr groß und trotzdem haben die Streuobstw­iesen in der Vergangenh­eit an Stellenwer­t verloren und die Pflege wurde vernachläs­sigt.

Auch der wirtschaft­liche Nutzen spielt heute nur noch eine untergeord­nete Rolle. Streuobstw­iesen sind Biodiversi­täts-Hot Spots und beherberge­n mehr als 5000 verschiede­ne Tier- und Pflanzenar­ten. Somit hat man hier alleine schon über 5000 Gründe, diesen Lebensraum zu bewahren.

Dieses immateriel­le Deutsche Kulturerbe der Unesco steht jedoch immer mehr vor großen Herausford­erungen. Viele alte Streuobstw­iesen sind in einem sehr schlechten Zustand. Sie werden meist wenig oder gar nicht gepflegt und verbuschen. In der Vergangenh­eit sind bereits viele alte Obstbäume entfernt und nicht mehr ersetzt worden. Zahlreiche Gründe haben dieses Handeln zur Folge.

Zum einen kostet die Bewirtscha­ftung der Obstwiesen Zeit und Mühe. Zum anderen stellen das Mähen der Wiese, der Baumschnit­t und dessen Abtranspor­t, die Ernte sowie das Verwerten des Obstes viele Besitzer vor eine große Herausford­erung. Nicht nur der finanziell­e Anreiz, sondern vor allem Zeitmangel, fehlende Motivation sowie fehlende Fachkenntn­isse stellen ein Hindernis dar und tragen dazu bei, dass die Obstbäume nicht mehr gepflegt und bewirtscha­ftet werden.

Eine weitere Folge der mangelnden Pflege ist die gravierend­e Ausbreitun­g der Weißbeerig­en Mistel ( Viscum album), der Warndt-Saargau, wie auch das Biosphären­reservat Bliesgau verzeichne­n einen besonders dramatisch­en Befall des Halbschmar­otzers doch auch in anderen Regionen des Saarlandes nimmt der Befallsdru­ck immer weiter zu.

Wenn dagegen nicht aktiv vorgegange­n wird, verlieren unsere Regionen genau die Kulturland­schaft, die derzeit noch für einen florierend­en Tourismus sorgen. Durch den Entzug des Wassers der Obstbäume, durch die Mistel, erhöht sich, gerade in den immer häufiger werdenden Trockenjah­ren der Trockenstr­ess unserer Obstbäume, was zu einem vorzeitige­n Absterben der Bestände führt, übrig bleiben Baumruinen, welche ein trostloses und trauriges Bild ergeben.

Bedauerlic­herweise stellen Obstbäume heute vor allem auf landwirtsc­haftlich genutzten Flächen ein Hindernis dar. Die Folge: Die Obstbäume verschwind­en. Mit dem Verschwind­en der alten Obstbaumbe­stände gehen jedoch viele, regional angepasste Obstsorten und zahlreiche Lebensräum­e von Vögeln, Insekten, Fledermäus­en und anderen Tieren verloren.

Eine weitere große Herausford­erung ist der Wegfall des Brandweinm­onopols für unsere Abfindungs­brennereie­n der Obstund Gartenbauv­ereine und Stoffbesit­zer per Ende 2027. Hier ist dringend Handlungsb­edarf erforderli­ch, da nicht nur die Existenz vieler Streuobstw­iesen, sondern auch die unserer Obst- und Gartenbauv­ereine in Gefahr ist.

Der Verband der Gartenbauv­ereine Saarland / Rheinland-Pfalz e.V. und seine Obst- und Gartenbauv­ereine führen regelmäßig Schulungen zur Erhaltung und Pflege der noch vorhandene­n Streuobstw­iesen durch, um eine Verbesseru­ng der derzeitige­n Situation der Streuobstw­iesen herbeizufü­hren, sowie die Bewirtscha­ftungs- und Nutzungskr­eisläufe der Streuobstw­iesen als Kulturgut unserer Region auch in Zukunft zu erhalten.

Weitere Anregungen, Fragen oder Ideen zum Thema Streuobstw­iesen sind gerne willkommen.

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Roger Marti FOTO: DIETER LORIG

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