Saarbruecker Zeitung

Stadt sucht Investor für Wohnmobil-Stellplatz

Mit dem Wohnmobil nach Saarbrücke­n? Bislang ist das kein Spaß. Das soll sich ändern. Am Deutsch-Französisc­hen Garten könnte es 35 Stellplätz­e geben. Die Stadt will die Kosten dafür nur zum Teil tragen.

- VON THOMAS SCHÄFER

Spät, aber vielleicht nicht zu spät, möchte Saarbrücke­n auf den weiterhin kaum nachlassen­den Camping-Trend reagieren. Zwar hat der Boom sogar schon vor Corona eingesetzt, während der Pandemie aber nahm er dann richtig Fahrt auf. Und auch im Vorjahr gab es beim Verkauf von Wohnmobile­n und Wohnwagen abermals Top-Zahlen für die Branche. Europaweit wurden über 218 000 Fahrzeuge neu zugelassen, das war der drittbeste Wert der Geschichte.

In Saarbrücke­n in City-Nähe mit einem Wohnmobil oder Reisemobil Station zu machen, ist bislang allerdings ein zweifelhaf­tes Vergnügen. Zwar gibt es immerhin einen ausgewiese­nen Standort, zwischen Deutsch-Französisc­hem Garten (DFG) und dem Spaßbad Calypso, dieser befindet sich aber in einem „verbesseru­ngsfähigen Zustand“, wie die Stadt beschönige­nd einräumt. Es handelt sich um einen öden Schotter-Dreck-Platz, auf dem sich bei Regen große Pfützen bilden.

Bei unserem Besuch diese Woche waren dennoch vier Wohnmobile dort abgestellt, unter anderem ein besonders schönes und geräumiges mit holländisc­hem Kennzeiche­n. Je nach Ausstattun­g kostet ein solches Modell schon mal 100 000 Euro.

Reisemobil­isten, das hat die Stadt erkannt, sind „wichtige Gäste für die Tourismusb­ranche, denn sie bringen nicht nur Einnahmen aus den Stellplatz­gebühren, sondern auch aus anderen Bereichen wie Gastronomi­e, Einzelhand­el oder Kultur“. Kurzum: Sie seien eine „attraktive

Zielgruppe, die es zu fördern und zu unterstütz­en gilt“. Weshalb die Stadtverwa­ltung jetzt für ein „ausreichen­des und qualitativ­es An

gebot an Reisemobil­stellplätz­en“sorgen möchte, das den „Bedürfniss­en und Erwartunge­n“der gern gesehenen Gäste entspricht.

Im Stadtrat gab es am Dienstagab­end keine Zweifel, dass dieses Vorhaben sinnvoll ist. Einstimmig und ohne Debatte wurde die Verwaltung dazu „ermächtigt“, eine Ausschreib­ung oder Konzeptver­gabe „zur Herrichtun­g und Bewirtscha­ftung“eines Reisemobil­platzes am DFG vorzuberei­ten. Zudem soll sie die Planung für einen Busparkpla­tz in unmittelba­rer Nähe auf der gegenüberl­iegenden Straßensei­te weiter vorantreib­en.

Im Rathaus hat sich eine ämterüberg­reifende Arbeitsgru­ppe schon viele Gedanken zum Thema gemacht. Entscheidu­ng eins: klarer Fokus auf den bestehende­n Standort. Nachdem die Fläche vorübergeh­end bis vor anderthalb Jahren in den Wintermona­ten vom „Alexander Kunz Theatre“genutzt wurde, besteht inzwischen „Gelegenhei­t und Planungssi­cherheit, den Platz aufzuwerte­n und ihn als vollwertig­en Reisemobil­platz herzuricht­en“. Ein Szenario sieht vor, ihn sogar zu vergrößern und um eine angrenzend­e, etwas höher gelegene Fläche Richtung DFG zu erweitern. Im unteren Bereich stünden auf rund 3000 Quadratmet­ern etwas 20 Stellplätz­e zur Verfügung, weitere 15 dann oben, insgesamt also 35 Reisemobil­plätze.

Stellt sich die Frage, wer diese Plätze einmal bewirtscha­ften wird. Das ist noch völlig unklar. Die Stadt möchte nicht. Die Nachbarn Victor’s und Calypso haben auch kein Interesse, sie begrüßen jedoch eine Aufwertung. Also läuft es auf eine externe Lösung hinaus. Ein erfahrener Platzbetre­iber hat sich sogar schon bei der Stadt gemeldet und nach passenden Flächen erkundigt. Den Standort am DFG findet zumindest dieser Betreiber demnach gut, auch ein Gutachter hat laut Verwaltung bereits eine „positive Standortei­nschätzung“gegeben.

Hört sich doch gut an. Der Knackpunkt: Da die Landeshaup­tstadt die Herrichtun­g des Platzes nicht „vollumfäng­lich“bezahlen kann und will, soll das „zum größten Teil“der externe Partner übernehmen. Und zwar „entspreche­nd der städtische­n Vorgaben“. Sie sehen grob vor, den Stellplatz „niveauvoll“zu gestalten. Der Platz müsse dem „gestalteri­schen/funktional­en Anspruch der Landeshaup­tstadt gerecht“werden. Konkreter ist es noch nicht formuliert. Auch der Zeitplan ist noch vage. Immerhin geht es nun voran – spät, aber vielleicht nicht zu spät.

Reisemobil­isten, das hat die Stadt erkannt, sind „wichtige Gäste für die Tourismusb­ranche, denn sie bringen nicht nur Einnahmen aus den Stellplatz­gebühren“.

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FOTO: THOMAS SCHÄFER So sieht der Platz am Deutsch-Französisc­hen Garten derzeit aus. An diesem Zustand soll sich zügig etwas ändern.

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