Stadt sucht Investor für Wohnmobil-Stellplatz
Mit dem Wohnmobil nach Saarbrücken? Bislang ist das kein Spaß. Das soll sich ändern. Am Deutsch-Französischen Garten könnte es 35 Stellplätze geben. Die Stadt will die Kosten dafür nur zum Teil tragen.
Spät, aber vielleicht nicht zu spät, möchte Saarbrücken auf den weiterhin kaum nachlassenden Camping-Trend reagieren. Zwar hat der Boom sogar schon vor Corona eingesetzt, während der Pandemie aber nahm er dann richtig Fahrt auf. Und auch im Vorjahr gab es beim Verkauf von Wohnmobilen und Wohnwagen abermals Top-Zahlen für die Branche. Europaweit wurden über 218 000 Fahrzeuge neu zugelassen, das war der drittbeste Wert der Geschichte.
In Saarbrücken in City-Nähe mit einem Wohnmobil oder Reisemobil Station zu machen, ist bislang allerdings ein zweifelhaftes Vergnügen. Zwar gibt es immerhin einen ausgewiesenen Standort, zwischen Deutsch-Französischem Garten (DFG) und dem Spaßbad Calypso, dieser befindet sich aber in einem „verbesserungsfähigen Zustand“, wie die Stadt beschönigend einräumt. Es handelt sich um einen öden Schotter-Dreck-Platz, auf dem sich bei Regen große Pfützen bilden.
Bei unserem Besuch diese Woche waren dennoch vier Wohnmobile dort abgestellt, unter anderem ein besonders schönes und geräumiges mit holländischem Kennzeichen. Je nach Ausstattung kostet ein solches Modell schon mal 100 000 Euro.
Reisemobilisten, das hat die Stadt erkannt, sind „wichtige Gäste für die Tourismusbranche, denn sie bringen nicht nur Einnahmen aus den Stellplatzgebühren, sondern auch aus anderen Bereichen wie Gastronomie, Einzelhandel oder Kultur“. Kurzum: Sie seien eine „attraktive
Zielgruppe, die es zu fördern und zu unterstützen gilt“. Weshalb die Stadtverwaltung jetzt für ein „ausreichendes und qualitatives An
gebot an Reisemobilstellplätzen“sorgen möchte, das den „Bedürfnissen und Erwartungen“der gern gesehenen Gäste entspricht.
Im Stadtrat gab es am Dienstagabend keine Zweifel, dass dieses Vorhaben sinnvoll ist. Einstimmig und ohne Debatte wurde die Verwaltung dazu „ermächtigt“, eine Ausschreibung oder Konzeptvergabe „zur Herrichtung und Bewirtschaftung“eines Reisemobilplatzes am DFG vorzubereiten. Zudem soll sie die Planung für einen Busparkplatz in unmittelbarer Nähe auf der gegenüberliegenden Straßenseite weiter vorantreiben.
Im Rathaus hat sich eine ämterübergreifende Arbeitsgruppe schon viele Gedanken zum Thema gemacht. Entscheidung eins: klarer Fokus auf den bestehenden Standort. Nachdem die Fläche vorübergehend bis vor anderthalb Jahren in den Wintermonaten vom „Alexander Kunz Theatre“genutzt wurde, besteht inzwischen „Gelegenheit und Planungssicherheit, den Platz aufzuwerten und ihn als vollwertigen Reisemobilplatz herzurichten“. Ein Szenario sieht vor, ihn sogar zu vergrößern und um eine angrenzende, etwas höher gelegene Fläche Richtung DFG zu erweitern. Im unteren Bereich stünden auf rund 3000 Quadratmetern etwas 20 Stellplätze zur Verfügung, weitere 15 dann oben, insgesamt also 35 Reisemobilplätze.
Stellt sich die Frage, wer diese Plätze einmal bewirtschaften wird. Das ist noch völlig unklar. Die Stadt möchte nicht. Die Nachbarn Victor’s und Calypso haben auch kein Interesse, sie begrüßen jedoch eine Aufwertung. Also läuft es auf eine externe Lösung hinaus. Ein erfahrener Platzbetreiber hat sich sogar schon bei der Stadt gemeldet und nach passenden Flächen erkundigt. Den Standort am DFG findet zumindest dieser Betreiber demnach gut, auch ein Gutachter hat laut Verwaltung bereits eine „positive Standorteinschätzung“gegeben.
Hört sich doch gut an. Der Knackpunkt: Da die Landeshauptstadt die Herrichtung des Platzes nicht „vollumfänglich“bezahlen kann und will, soll das „zum größten Teil“der externe Partner übernehmen. Und zwar „entsprechend der städtischen Vorgaben“. Sie sehen grob vor, den Stellplatz „niveauvoll“zu gestalten. Der Platz müsse dem „gestalterischen/funktionalen Anspruch der Landeshauptstadt gerecht“werden. Konkreter ist es noch nicht formuliert. Auch der Zeitplan ist noch vage. Immerhin geht es nun voran – spät, aber vielleicht nicht zu spät.
Reisemobilisten, das hat die Stadt erkannt, sind „wichtige Gäste für die Tourismusbranche, denn sie bringen nicht nur Einnahmen aus den Stellplatzgebühren“.