Das steht auf der „Holzlattenwolke“
Was die Völklinger und Völklingerinnen bislang so alles auf „The Cloud“geschrieben haben, hat sich die SZ angesehen.
So vielfältig wie die Menschen sind, so vielfältig lesen sich ihre Wünsche, die sie auf den Dachlatten von Martin Steinerts Skulptur „Wolke“auf dem Völklinger Platz hinterlassen haben. So weit die Plattitüden. Die Wünsche der Menschen unterscheiden sich im Kern eigentlich gar nicht so sehr voneinander: Frieden, Gesundheit, Liebe, Reichtum, Naturschutz und so weiter.
Trotzdem lohnt es sich, ein paar Sprüche auf den Latten näher zu betrachten. Ein paar bemerkenswerte Sätze mit Wünschen sind inhaltlich wie orthographisch interessant. Lustiges liest man, Nachdenkliches, gar Philosophisches, aber auch Chauvinistisches und blanken Nonsens kann man entdecken – lachen, Kopfschütteln, nachdenken...
„Das Jetzt zählt“, weiß jemand mit grünem Filzstift. „Ruhe und Gelassenheit“wünscht ein anderer mit dem Gruß „Salam Aleikum“. Befremdlich mutet der Satz an: „I wish our realachan ship“oder auch „Wohlstand für alle“und „Buchpreisbindung“. Probleme mit der deutschen Sprache hat der oder die Bindungswillige: „Ich würde mit dir heiraten!“
Ein weiterer Wolkenbeschrifter „will Julia wiedersehn“. „Ich wünsch mier eine Schwester“, langes Leben und Vertrauen, Friede, Freude, Eierkuchen, vieles regt zum Schmunzeln an, wie auch die Sehnsucht nach „einem schlanken Körper mit dickem Bankkonto“. Der Wunsch nach „Respekt“kommt öfters vor, allerdings in verschiedenen Schreibweisen. Eher profan muten die Wünsche nach einem „Ford Ranger 3,2 L“, dem „Führerschein“und „Kokain“an.
Ernster zu nehmen ist dagegen die Aussage „Völklingen lebt Kultur“, wobei man hier den Verdacht haben könnte, dass hinter dem Satz das Kulturamt der Mittelstadt stecken könnte, ein Schelm, der Böses hierbei denkt. Konkret sind auch die Wünsche, dass der Krieg in der Ukraine aufhören möge und dass wir „die Erde bitte, bitte nicht weiter zerstören dürfen“.
Teilhabe und Mitgestaltung – das steckt in den Arbeiten von Martin Steinert. Sobald er die letzten Latten verschraubt hat, wirkt die soziale Komponente seiner Kunst. Wer an der Holzwolke vorbeiläuft, ist eingeladen, sich einen Stift zu nehmen und seine Träume, Wünsche und auch Ängste auf die Holzlatten zu schreiben.
2015 hat Martin Steinert zum ersten Mal eine Skulptur aus Holzlatten installiert, auf die Besucherinnen und Besucher ihre Wünsche schreiben konnten. Damals in der Saarbrücker Johanneskirche. Mittlerweile hat er seine „Wooden Clouds“-Projekte weltweit realisiert. Unter anderem im Westjordanland und in Albanien.
Das Projekt in Völklingen habe allerdings nichts mit dieser weltweiten „Wooden Clouds“-Reihe zu tun, sagt Martin Steinert. Es ist ein eigenständiges Kunstwerk mit dem Titel „The Cloud“, vom Völklinger Verein „KulturGut“beauftragt als Geschenk an die Stadt zum 1200. Geburtstag.
Die Wolke habe auch einen Bezug zur Völklinger Hütte, zur Industriegeschichte, sagt Steinert. Seine Wolke erinnere an den ständig rostbraunen Himmel über der Stadt bis 1986, als der letzte Hochofen still gelegt wurde.
Lustiges liest man, Nachdenkliches, gar Philosophisches, aber auch Chauvinistisches und blanken Nonsens kann man entdecken.