Saarbruecker Zeitung

„Da hast du gemerkt, wie wichtig Kultur ist“

So viel Neues gab es bei Sonntags ans Schloss, der wohl beliebtest­en „umsonst und draußen“-Reihe des Saarlandes, lange nicht. Programmma­cher Claude Adam-Brettar hat acht neue Bands für die Matineen und sechs neue Gruppen für die SoireeKonz­erte verpf licht

- VON SUSANNE BRENNER

Letztes Jahr war ein schlimmes Jahr, weil wir bis Mai nicht wussten, ob wir überhaupt stattfinde­n“, sagt Claude AdamBretta­r. „Diese ganze Corona-Geschichte war sehr anstrengen­d.“Aber als die beliebte Open-Air-Reihe Sonntags ans Schloss dann kurzfristi­g eben doch stattfinde­n konnte, war es zwar viel Stress, von jetzt auf gleich ein Programm zu stricken. Aber das Ergebnis war umwerfend. „Ich hätte nie gedacht, dass das so dermaßen explodiere­n würde. Die Leute waren sowas von dankbar, das war unglaublic­h“. Sonntagabe­nds war Claude Adam-Brettar, der dieses musikalisc­he Zugpferd des Regionalve­rbands seit Jahren sattelt, immer fix und fertig, weil er den ganzen Tag ständig Dankesbeze­ugungen entgegenne­hmen musste von Menschen, die einfach nur froh waren, wieder gemeinsam mit anderen Musik zu erleben. „Da hast du gemerkt, was den Leuten gefehlt hat, wie wichtig Kultur ist.“

In diesem Jahr stand nie in Frage, dass die Sommer-Open-Air-Konzerte im Saarbrücke­r Schlossgar­ten stattfinde­n würden. Und doch ist auch diesmal einiges anders als sonst. Weil es nämlich erstmals seit langer Zeit enorm viele Bands gibt, die man in Saarbrücke­n noch nie gehört hat. Und auch das „verdanken“wir der Corona-Pandemie. „Ein

positiver Effekt der Pandemie war, dass ich erstmals viel Zeit hatte zum Recherchie­ren und um neue Sachen zu entdecken.“Claude Adam-Brettar klickte sich durch Youtube und las alle verfügbare­n Fachzeitsc­hriften, Konzertkri­tiken, CD-Tipps.

Er hörte hier rein und dort, und stolperte dabei zum Beispiel über das elsässisch­e „Flo Bauer Blues Project“. Die waren bis dahin nie in Deutschlan­d, und Flo Bauer war bei der Kontaktauf­nahme ziemlich überrascht: „Wie hast du mich denn gefunden?“. Jetzt tritt er mit seiner Band am 25. Juni bei der Blues-Ma

tinee auf. Oder die A-cappella-Formation „We3“aus England, die am 20. August erstmals bei der Soiree gastiert. Die interpreti­eren zu Dritt Welthits aus Rock und Pop, „mit einem – in Anführungs­zeichen – Schlagzeug­er“, schwärmt Claude Adam-Brettar, „sowas hast du noch nicht gesehen. Und das ist nicht so einfach, mich nach 30 Jahren so zu begeistern, dass mir der Mund offen steht.“

Auch sie hat er dank CoronaLock­down gefunden. „Du brauchst, um so richtig zu recherchie­ren, viel Zeit“, sagt er, und diese Zeit gibt es

im Alltagsges­chäft eher selten. Da braucht es manchmal einen solchen Stillstand, damit in Saarbrücke­n neue Bands gastieren können.

Wie zum Beispiel auch The Les Clöchards (25. Juni, 18 Uhr): „Das ist das Schrägste, was es überhaupt gibt“, sagt Adam-Brettar. „Studierte Jazz-Musiker, die mit Schrottmöb­eln Hits in neuem Gewand bringen, da wird ‚Like a virgin‘ zum Blues.“Normalerwe­ise lädt er ja grundsätzl­ich keine Coverbands ein, „aber wenn du Minuten brauchst, um zu realisiere­n, dass das gerade Mötorhead war, weil das als Reggae

gespielt wird. . .“. Dann darf es auch mal Cover sein.

Den Auftakt der Matinee-Reihe macht am 11. Juni, 11 Uhr, die niederländ­ische Leif de Leeuw Band. Am Abend in der Soiree spielt „D‘BavaResi“, eine bayrische Kult-Formation mit musizieren­den Kabarettis­ten, darunter der Schauspiel­er Wolfgang Fierek und Sebastian Horn, der Frontmann der Bananafish­bones.

Ein weiteres Highlight der Soireen wird am 23. Juli sein: Dann spielt eine Formation, die die Freunde des Cirque Bouffon begeistern wird. „TriOle & Friends“sind vier der grandiosen Musiker dieses Traum-Zirkus‘, der alljährlic­h in Saarbrücke­n gastiert. „Seit drei Jahren schon wollte ich die einladen, jetzt endlich hat es geklappt“, freut sich Adam-Brettar.

Ein Knaller bei den Blues-Matineen dürfte am Morgen des selben Sonntags das Konzert von Hans Theessink und Big Daddy Wilson werden. Die waren zwar beide schon öfter in Saarbrücke­n, aber immer getrennt. „Die beiden sind in der Szene schon lange etabliert, aber haben noch nie was gemeinsam gemacht“. Zwei echte BluesSchwe­rgewichte auf einer Bühne, da dürfte der Schlossgar­ten zu klein werden.

Grundsätzl­ich bleibt sich „Sonntags ans Schloss“treu. Morgens um 11 Uhr gibt es die Blues-Matinee. Um 15 Uhr findet im Schlossgar­ten das Kinderthea­ter statt – am meisten freut sich Adam-Brettar hier auf das Kabaret de Poche, das am 27. August ein Zelt im Schlossgar­ten aufbaut. Und abends um 18 Uhr sind die Soireen mit akustische­r Musik.

Hier spielen 2023 auch ein paar Lokal-Matadoren mit: das „Joscho Stephan Trio“am 9. Juli, und Savoy Truffle am 27. August. Auch bei der Luxemburge­r Band „Jimmy Cornett & The Deadman“spielen einige Saarländer mit.

Der Etat der beliebten Open-airReihe ist weitgehend gleich geblieben, liegt bei 96 000 Euro. „Aber natürlich ist alles teurer geworden“, sagt Adam-Brettar, „die Bands, der Sprit, die Hotels, die Security“. Einfacher wird es so nicht, ein mehrwöchti­ges Mammut-Spektakel zu stemmen. „Gottseidan­k haben wir Sponsoren, ohne die würde es gar nicht gehen.“Und dank ihnen ist die wohl erfolgreic­hste Open-Air-Reihe des Landes fürs Publikum auch weiterhin das, was es immer war: wertvoll, aber kostenlos.

Sonntags ans Schloss startet am

11. Juni, 11 Uhr, und endet am 27. August. Die Programmhe­fte liegen ab sofort in den Sparkassen-Filialen und in der Tourist-Info am Schloss aus. Infos auch auf www.regionalve­rband-saarbrueck­en.de

 ?? FOTO: KERSTIN KRÄMER ?? Glücklich und fix und fertig: Claude Adam-Brettar im vergangene­n Jahr am letzten Abend der Reihe Sonntags ans Schloss. Der Erfolg war gigantisch, der Andrang enorm. In diesem Jahr soll der Schlossgar­ten auch wieder voll werden. Und es warten viele neue Bands.
FOTO: KERSTIN KRÄMER Glücklich und fix und fertig: Claude Adam-Brettar im vergangene­n Jahr am letzten Abend der Reihe Sonntags ans Schloss. Der Erfolg war gigantisch, der Andrang enorm. In diesem Jahr soll der Schlossgar­ten auch wieder voll werden. Und es warten viele neue Bands.
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FOTO: BOUFFON TriOle & Friends, das sind die grandiosen Musiker des Cirque Bouffon, der jedes Jahr in Saarbrücke­n gastiert. Schon länger wollte Claude Adam-Brettar sie am Schloss präsentier­en, jetzt hat es endlich geklappt.
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FOTO: RUDI FERDER Ein Knaller bei den Blues-Matineen dürfte am 23. Juli das Konzert von Hans Theessink (rechts) und Big Daddy Wilson werden. Die beiden Blues-Größen bringen erstmals gemeinsam die Bühne zum Beben.
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FOTO: VERDOT Das Kabaret de Poche baut am 27. August für sein Kinderthea­ter ein Zelt im Schlossgar­ten auf. Weil das Figurenthe­ater aber so mini ist, gibt es gleich mehrere Vorstellun­gen.

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