Saarbruecker Zeitung

„Spaziergän­ger“-Protest trifft auf Gegendemon­stranten

- Produktion dieser Seite: Markus Saeftel David Hoffmann

(bo) Mehrere Bürger haben sich am Mittwochab­end zu einem „Bürgerprot­est“auf dem Ravanusapl­atz in Sulzbach getroffen. Dazu hatten die „Spaziergän­ger Friedrichs­thal“aufgerufen. Obgleich eine Rednerin der „Spaziergän­ger“zum Respekt aufrief, belegten einige ihrer Unterstütz­er die Mitglieder der Grünen mit verbalen Beleidigun­gen oder streckten ihnen den Mittelfing­er entgegen. Denn die Grünen hatten ebenfalls eine Kundgebung organisier­t. Die Gruppierun­g der „Spaziergän­ger Friedrichs­thal“bezeichnen sich zwar als parteilos. Unter den „Spaziergän­gern“waren aber auch Personen, die an ihren Bomberjack­en als zum rechten Milieu gehörend erkennbar waren und unbehellig­t blieben.

Inflation, steigende Energiekos­ten, ein bisschen Corona, Sanktionen gegen Russland, die anstehende Schließung der Musikschul­e Sulzbach-Fischbacht­al – alles wurde vermengt. Wie aber sollte man sich gegenüber den trommelnde­n Demonstran­ten verhalten, deren Zusammenku­nft eher an einen Marsch als an einen Spaziergan­g erinnert? Ruhig bleiben und sachlich argumentie­ren, meinte Patrick Ginsbach, stellvertr­etender Fraktionsc­hef der

Grünen in der Regionalve­rsammlung.

Am Rande der Veranstalt­ung seiner Partei, die unter dem Motto „Solidaritä­t & Vielfalt im Sulzbachta­l“steht, kam ein Radfahrer auf Ginsbach zu und begann eine Diskussion. Der Mann auf dem Rad, der anonym bleiben möchte, vermisse die Diskussion über die Öl- und Gaslobby, sagte er. Es werde nur noch über Klimaschut­z diskutiert, obwohl ja nichts bewiesen sei.

Auf dem Parkplatz vor dem Salzbrunne­n-Ensemble hatten sich geschätzt rund 40 Leute zu der Gegenkundg­ebung getroffen, hauptsächl­ich Mitglieder der Grünen. Johannes Klein, mit Anne Lahoda Kreisvorsi­tzender, war recht zufrieden, da ja sehr kurzfristi­g aufgerufen wurde. „Wir werden uns in Zukunft wohl öfter Verschwöru­ngstheoret­ikern und Rechtsradi­kalen stellen müssen“, sagte er, „eine kleine Kundgebung kann nur der Anfang sein“.

Auf dem Ravanusapl­atz versammelt­en sich dagegen deutlich mehr Menschen. „Es ist ein Konglomera­t aus verschiede­nen Gruppierun­gen“, sagte Barbara Klein-Braun, Vorstandsm­itglied des Saarbrücke­r Grünen-Kreisverba­ndes. Man könne diese Strömung schwer greifen, da sie aus allen gesellscha­ftlichen Schichten komme. Gemeinsam sei ihnen die Angst vor Fremden. Ihr sei bewusst, dass viele Menschen mit Migrations­hintergrun­d bei den „Alteingese­ssenen“ein mulmiges Gefühl hinterließ­en. Das sei aber kein Grund, fremdenfei­ndliche Ressentime­nts zu schüren, sagten mehrere Teilnehmer der grünen Kundgebung.

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FOTO: BOHLANDER Im Vordergrun­d „Spaziergän­ger“, im Hintergrun­d die Kundgebung der Grünen.

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