„Spaziergänger“-Protest trifft auf Gegendemonstranten
(bo) Mehrere Bürger haben sich am Mittwochabend zu einem „Bürgerprotest“auf dem Ravanusaplatz in Sulzbach getroffen. Dazu hatten die „Spaziergänger Friedrichsthal“aufgerufen. Obgleich eine Rednerin der „Spaziergänger“zum Respekt aufrief, belegten einige ihrer Unterstützer die Mitglieder der Grünen mit verbalen Beleidigungen oder streckten ihnen den Mittelfinger entgegen. Denn die Grünen hatten ebenfalls eine Kundgebung organisiert. Die Gruppierung der „Spaziergänger Friedrichsthal“bezeichnen sich zwar als parteilos. Unter den „Spaziergängern“waren aber auch Personen, die an ihren Bomberjacken als zum rechten Milieu gehörend erkennbar waren und unbehelligt blieben.
Inflation, steigende Energiekosten, ein bisschen Corona, Sanktionen gegen Russland, die anstehende Schließung der Musikschule Sulzbach-Fischbachtal – alles wurde vermengt. Wie aber sollte man sich gegenüber den trommelnden Demonstranten verhalten, deren Zusammenkunft eher an einen Marsch als an einen Spaziergang erinnert? Ruhig bleiben und sachlich argumentieren, meinte Patrick Ginsbach, stellvertretender Fraktionschef der
Grünen in der Regionalversammlung.
Am Rande der Veranstaltung seiner Partei, die unter dem Motto „Solidarität & Vielfalt im Sulzbachtal“steht, kam ein Radfahrer auf Ginsbach zu und begann eine Diskussion. Der Mann auf dem Rad, der anonym bleiben möchte, vermisse die Diskussion über die Öl- und Gaslobby, sagte er. Es werde nur noch über Klimaschutz diskutiert, obwohl ja nichts bewiesen sei.
Auf dem Parkplatz vor dem Salzbrunnen-Ensemble hatten sich geschätzt rund 40 Leute zu der Gegenkundgebung getroffen, hauptsächlich Mitglieder der Grünen. Johannes Klein, mit Anne Lahoda Kreisvorsitzender, war recht zufrieden, da ja sehr kurzfristig aufgerufen wurde. „Wir werden uns in Zukunft wohl öfter Verschwörungstheoretikern und Rechtsradikalen stellen müssen“, sagte er, „eine kleine Kundgebung kann nur der Anfang sein“.
Auf dem Ravanusaplatz versammelten sich dagegen deutlich mehr Menschen. „Es ist ein Konglomerat aus verschiedenen Gruppierungen“, sagte Barbara Klein-Braun, Vorstandsmitglied des Saarbrücker Grünen-Kreisverbandes. Man könne diese Strömung schwer greifen, da sie aus allen gesellschaftlichen Schichten komme. Gemeinsam sei ihnen die Angst vor Fremden. Ihr sei bewusst, dass viele Menschen mit Migrationshintergrund bei den „Alteingesessenen“ein mulmiges Gefühl hinterließen. Das sei aber kein Grund, fremdenfeindliche Ressentiments zu schüren, sagten mehrere Teilnehmer der grünen Kundgebung.