Manchester City im Fußball-Rausch
Guardiolas 4:0-Meisterwerk gegen Real Madrid bringt Team ins Finale der Champions League. Gegner ist Inter Mailand.
(sid) Pep Guardiola feierte den Triumph der „Außerirdischen“mit den steinreichen Bossen aus der Wüste. Vier Finger streckte der Teammanager von Manchester City lachend in die Luft, nachdem er mit Fußball „von einem anderen Planeten“( Telegraph) das große Real Madrid in seine Einzelteile zerlegt hatte. Direkt neben ihm saß in den Katakomben des Stadions Khaldoon Al Mubarak, Klubchef aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, und machte es dem Spanier nach.
Vier Finger – einer für jedes Tor, mit dem City den Titelverteidiger gedemütigt hatte. Guardiola müsse sich „gefühlt haben, als wäre er gestorben und in den Himmel gekommen“, schrieb die Zeitung The Sun nach dem beeindruckenden 4:0 (2:0), das Manchester zum zweiten Mal ins Finale der Champions League brachte. Der heiß ersehnte Henkelpott, für dessen Gewinn die Besitzer seit dem Einstieg im Jahr 2008 Milliarden investiert haben, ist nur noch einen Sieg entfernt.
Und spätestens seit der Gala von Mittwoch ist klar, dass City am 10. Juni in Istanbul als klarer Favorit in das Endspiel gegen Inter Mailand gehen wird. „Inter wird keine Chance gegen die Mannschaft haben, die sich möglicherweise als die größte aller Zeiten in der Geschichte des englischen Fußballs herausstellt“, schrieb der Telegraph. Für den Guardian war der Triumph über Real gar „ein Museumsstück – nicht nur eine Lektion, sondern eine Schelte“.
Vor allem Guardiola durfte den Sieg genießen. Seit sieben Jahren
bastelt der Katalane nun am großen Ziel, immer wieder wurde ihm vorgehalten, er könne nur mit Lionel Messi den Thron besteigen – wie 2009 und 2011 mit dem FC Barcelona. Bernardo Silva (23., 37.), ein Eigentor von Éder Militão (76.) und Julián Álvarez (90.+1) befeuerten die Triple-Hoffnungen der Citizens, die schon am Wochenende den Titel in der Premier League perfekt machen können.
Kritiker bemängeln, all das Geld müsse ja irgendwann den Unterschied machen. Für den Guardian gleicht Citys Kunst auf dem Rasen
„der Perfektion einer sinnlosen, kilometerhohen Kristallpyramide in der Mitte der Wüste“. Aber eben einer Perfektion, die nun drei Titel binnen kürzester Zeit bringen könnte – am 3. Juni trifft City im FA-CupFinale auf Manchester United.
„Es sind nur noch drei Spiele, eines in jedem Wettbewerb. Wir können es schaffen“, sagte Guardiola, der auch mit Bayern München vergeblich den Henkelpott gejagt hatte. Wo er den Triumph über Real in seiner Trainerlaufbahn einordnen würde, wurde der Katalane gefragt. Seine
Antwort: „Wenn man den Gegner bedenkt – ganz oben.“Doch der ganz große Triumph steht noch aus. 100 Siege hat Guardiola nun in der Champions League gefeiert, einzig Carlo Ancelotti (107) und Alex Ferguson (102) haben diese Marke bislang erreicht. Sieg Nummer 101 soll gegen Inter folgen. Dann wäre Guardiola endgültig ganz oben angekommen.
Gegner Inter schaffte erstmals seit 13 Jahren und zum insgesamt sechsten Mal den Sprung ins Finale der Königsklasse. Der 19-malige italienische Meister gewann am Diens
tagabend gegen den Stadtrivalen AC Mailand 1:0 (0:0). Den Siegtreffer erzielte der argentinische Weltmeister Lautaro Martínez in der 74. Minute. Bereits das Halbfinal-Hinspiel hatte Inter vor einer Woche mit 2:0 gewonnen. Die Blau-Schwarzen von Trainer Simone Inzaghi wirkten reifer und kamen kaum in Gefahr. In der Gruppenphase war der 19-malige italienische Meister gegen den FC Bayern noch chancenlos gewesen, steigerte sich dann aber in den K.o.Spielen gegen Porto, Benfica Lissabon – und nun gegen Milan.