Saarbruecker Zeitung

Manchester City im Fußball-Rausch

Guardiolas 4:0-Meisterwer­k gegen Real Madrid bringt Team ins Finale der Champions League. Gegner ist Inter Mailand.

- VON ERIK ROOS

(sid) Pep Guardiola feierte den Triumph der „Außerirdis­chen“mit den steinreich­en Bossen aus der Wüste. Vier Finger streckte der Teammanage­r von Manchester City lachend in die Luft, nachdem er mit Fußball „von einem anderen Planeten“( Telegraph) das große Real Madrid in seine Einzelteil­e zerlegt hatte. Direkt neben ihm saß in den Katakomben des Stadions Khaldoon Al Mubarak, Klubchef aus den Vereinigte­n Arabischen Emiraten, und machte es dem Spanier nach.

Vier Finger – einer für jedes Tor, mit dem City den Titelverte­idiger gedemütigt hatte. Guardiola müsse sich „gefühlt haben, als wäre er gestorben und in den Himmel gekommen“, schrieb die Zeitung The Sun nach dem beeindruck­enden 4:0 (2:0), das Manchester zum zweiten Mal ins Finale der Champions League brachte. Der heiß ersehnte Henkelpott, für dessen Gewinn die Besitzer seit dem Einstieg im Jahr 2008 Milliarden investiert haben, ist nur noch einen Sieg entfernt.

Und spätestens seit der Gala von Mittwoch ist klar, dass City am 10. Juni in Istanbul als klarer Favorit in das Endspiel gegen Inter Mailand gehen wird. „Inter wird keine Chance gegen die Mannschaft haben, die sich möglicherw­eise als die größte aller Zeiten in der Geschichte des englischen Fußballs herausstel­lt“, schrieb der Telegraph. Für den Guardian war der Triumph über Real gar „ein Museumsstü­ck – nicht nur eine Lektion, sondern eine Schelte“.

Vor allem Guardiola durfte den Sieg genießen. Seit sieben Jahren

bastelt der Katalane nun am großen Ziel, immer wieder wurde ihm vorgehalte­n, er könne nur mit Lionel Messi den Thron besteigen – wie 2009 und 2011 mit dem FC Barcelona. Bernardo Silva (23., 37.), ein Eigentor von Éder Militão (76.) und Julián Álvarez (90.+1) befeuerten die Triple-Hoffnungen der Citizens, die schon am Wochenende den Titel in der Premier League perfekt machen können.

Kritiker bemängeln, all das Geld müsse ja irgendwann den Unterschie­d machen. Für den Guardian gleicht Citys Kunst auf dem Rasen

„der Perfektion einer sinnlosen, kilometerh­ohen Kristallpy­ramide in der Mitte der Wüste“. Aber eben einer Perfektion, die nun drei Titel binnen kürzester Zeit bringen könnte – am 3. Juni trifft City im FA-CupFinale auf Manchester United.

„Es sind nur noch drei Spiele, eines in jedem Wettbewerb. Wir können es schaffen“, sagte Guardiola, der auch mit Bayern München vergeblich den Henkelpott gejagt hatte. Wo er den Triumph über Real in seiner Trainerlau­fbahn einordnen würde, wurde der Katalane gefragt. Seine

Antwort: „Wenn man den Gegner bedenkt – ganz oben.“Doch der ganz große Triumph steht noch aus. 100 Siege hat Guardiola nun in der Champions League gefeiert, einzig Carlo Ancelotti (107) und Alex Ferguson (102) haben diese Marke bislang erreicht. Sieg Nummer 101 soll gegen Inter folgen. Dann wäre Guardiola endgültig ganz oben angekommen.

Gegner Inter schaffte erstmals seit 13 Jahren und zum insgesamt sechsten Mal den Sprung ins Finale der Königsklas­se. Der 19-malige italienisc­he Meister gewann am Diens

tagabend gegen den Stadtrival­en AC Mailand 1:0 (0:0). Den Siegtreffe­r erzielte der argentinis­che Weltmeiste­r Lautaro Martínez in der 74. Minute. Bereits das Halbfinal-Hinspiel hatte Inter vor einer Woche mit 2:0 gewonnen. Die Blau-Schwarzen von Trainer Simone Inzaghi wirkten reifer und kamen kaum in Gefahr. In der Gruppenpha­se war der 19-malige italienisc­he Meister gegen den FC Bayern noch chancenlos gewesen, steigerte sich dann aber in den K.o.Spielen gegen Porto, Benfica Lissabon – und nun gegen Milan.

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FOTO: SUPER/AP/DPA Manuel Akanji, Rúben Dias und Erling Haaland (von links nach rechts) jubeln nach dem Eigentor von Real-Profi Éder Militão zum 3:0, denn spätestens in diesem Moment ist allen klar: Manchester City wird Real Madrid besiegen und ins Finale der Champions League einziehen.
 ?? FOTO: ELLIS/AFP ?? Schiedsric­hter Szymon Marciniak (Mitte) diskutiert mit Nationalsp­ieler Ilkay Gündogan, der Manchester City als Kapitän anführt.
FOTO: ELLIS/AFP Schiedsric­hter Szymon Marciniak (Mitte) diskutiert mit Nationalsp­ieler Ilkay Gündogan, der Manchester City als Kapitän anführt.
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FOTO: SCARFF/AFP Toni Kroos (links) und Luka Modric stehen enttäuscht und niedergesc­hlagen auf dem Rasen im Etihad Stadium in Manchester.
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FOTO: SUPER/AP Carlo Ancelotti (links) und Pep Guardiola verfolgen das Spiel.

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