Nadal macht nächstes Jahr Schluss
Spanischer Tennisstar verpasst verletzt zum ersten Mal seit 2004 die von ihm durch 14 Siege geprägten French Open.
(sid) Rafael Nadal setzte sich im weißen Poloshirt auf einen Barhocker und verkündete mit ruhiger Stimme weitreichende Nachrichten. „Es ist das erst Mal seit vielen Jahren unmöglich für mich, bei den French Open zu spielen“, sagte der 36 Jahre alte Spanier – und kündigte dann sein geplantes Karriereende für 2024 an: „Das wird wahrscheinlich mein letztes Jahr auf der Tour. Ich möchte es genießen.“
Um sich von all den bedeutenden Turnieren seiner Karriere würdig verabschieden zu können, zieht Grand-Slam-Rekordchampion Nadal, der Ausnahmespieler und Sandplatzkönig, jetzt die Notbremse und gibt seine Hoffnungen auf den 15. Triumph in Paris vorerst auf. „Mein Körper trifft diese Entscheidung, nicht ich“, sagte er. Der Mallorquiner verpasst erstmals seit 19 Jahren Roland Garros, kehrt womöglich aber im kommenden Jahr zurück an den Ort seiner großen Triumphe und könnte bei den Olympischen Spielen – ebenfalls in seinem Sandplatzreich am Bois de Boulogne – seinen letzten großen Auftritt haben. So zumindest der Plan.
Nadal hatte „jeden Tag“alles ver
sucht, wie er auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in seiner Akademie betonte. Er schuftete in der Reha, ließ seinen schmerzenden Hüftbeuger mit verschiedenen Therapiemaßnahmen behandeln und hoffte bis zuletzt auf Besse
rung – doch die Zeit reichte nicht. „Ich muss jetzt hier stoppen und eine Weile aussetzen“, sagte Nadal. Möglicherweise sogar bis nach den US Open im September.
Seit Monaten setzte dem „Stier von Manacor“sein lädierter Iliop
soas zu. Er hat erst vier Matches in dieser Saison absolviert und ist seit den Australian Open im Januar gar nicht mehr in Erscheinung getreten. Zuletzt frohlockten seine vielen Fans nach frischen Trainingseindrücken, die den athletischen Ausnahmekönner wieder beweglicher auf einem Trainingsplatz zeigten als in vorherigen Videos. Sie hofften auf eine erneute Punktlandung.
„Nach der Pandemie hat mein Körper nicht mehr mitgemacht, und ich konnte Training und Wettkampf nicht mehr genießen“, sagte Nadal nun aber. Im vergangenen Jahr war er rechtzeitig fit geworden und hatte sich trotz massiver Fußprobleme zum Titelgewinn gekämpft. Er ließ sich dafür Nerven betäuben und legte in der Rivalität mit Novak Djokovic vor – mit mittlerweile 22 Grand-Slam-Siegen sind beide gemeinsam Rekordhalter. Nadal wollte nachlegen – schließlich ist er auf dem Court Philippe Chatrier zur Ikone der Sportwelt geworden. 2005 fing hier sein sensationeller Siegeszug an – mit dem ersten Duell auf der roten Asche von Roland Garros gegen den deutschen Profi Lars Burgsmüller. „Im Nachhinein war es sicher ein großes Erlebnis“, sagte Burgsmüller.
Nun ist das Titelrennen offen. Auch der zweimalige Turniersieger Djokovic ist längst nicht bei 100 Prozent und unterlag in Rom im Viertelfinale dem aufstrebenden München-Champion Holger Rune. Die Siegchancen des 20 Jahre alten Dänen und des gleichaltrigen USOpen-Siegers Carlos Alcaraz aus Spanien sind deutlich gewachsen. Alexander Zverev, der sich im Halbfinale des Vorjahres gegen Nadal so schwer verletzt hatte, steht dagegen aufgrund seiner Formkrise bei kaum einem Experten auf dem Zettel.
„Mein Körper trifft diese Entscheidung, nicht ich.“Tennis-Ikone Rafael Nadal über seine Absage für die French Open