Saarbruecker Zeitung

Mieterbund: Ampel-Heizungsge­setz belastet Saar-Mieter besonders stark

Die Kritik am Heizungsge­setz wächst – auch in der Ampel-Koalition. Der SaarMieter­bund will verhindern, dass seine Kosten auf die Mieter abgewälzt werden.

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(ulb/nid/ has) Vor allem saarländis­che Mieter könnten durch das geplante Gebäudeene­rgiegesetz überforder­t werden – das befürchtet der Mieterbund. Sein Landesvors­itzender Kai Werner forderte am Freitag gegenüber der SZ daher eine Änderung des Mietrechts. Der Anspruch des Vermieters, für die Modernisie­rung die Miete dauerhaft erhöhen zu können, müsse abgeschaff­t werden. Die Regelung werde im Saarland auch deswegen besonders treffen, weil hier der Gebäudebes­tand älter sei und Ölheizunge­n besonders genützt würden. Der Gesetzentw­urf der Ampel erfordere hier besonders hohe Investitio­nen. Werner verwies darauf, dass im Raum Saarbrücke­n den Mietern bereits höhere Mieten drohten, wenn Saarbrücke­n im kommenden Jahr einen Mietspiege­l bekomme.

Nach derzeitige­m Recht können Vermieter bei Investitio­nen die jährliche Grundmiete um acht Prozent der Kosten erhöhen – und zwar dauerhaft. Die Kosten von Heizungsum­bau und energetisc­hen Sanierunge­n würden damit binnen zwölf Jahren vom Mieter bezahlt, der Vermieter habe „alle Vorteile“, sagte Werner. Da das Ampel-Gesetz die Investitio­n vorschreib­e, könne der Mieter sie auch nicht mit Verweis auf wirtschaft­liche Härten ablehnen.

Werner machte sich die Forderung seines Bundesverb­andes zu eigen: Die Modernisie­rungsmiete­rhöhung müsste demnach zumindest auf vier Prozent der Kosten gesenkt und bei höchstens 1,50 Euro pro Quadratmet­er gekappt werden. Eine ähnliche Forderung erhob am Freitag SPDChef Lars Klingbeil in der Saarbrücke­r Zeitung. „Mieter müssen besser geschützt werden“, sagte er.

Nach dem vom Bundeskabi­nett beschlosse­nen Entwurf des Gebäudeene­rgiegesetz­es soll von 2024 an möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbar­en Energien betrieben werden, was oft bauliche Veränderun­gen bedeutet. Die Pflicht soll für alle Eigentümer bis 80 Jahre gelten.

SPD-Chef Klingbeil sagte, es müsse eine soziale Staffelung und eine geringere Altersgren­ze geben. Leute auf dem Land dürften auch keine Sorgen haben, dass sie wegen ihrer Pelletheiz­ung Nachteile haben. Aber: „Der Kern des Gesetzes bleibt“, sagte Klingbeil. SPD-Fraktionsc­hef Rolf Mützenich brachte allerdings einen späteren Start ins Spiel und kritisiert­e eine zu einseitige Fokussieru­ng auf die Wärmepumpe.

Die Debatte um das Gesetz hatte nach dem Abgang von Wirtschaft­sstaatssek­retär Patrick Graichen (Grüne) in der Trauzeugen-Affäre Fahrt aufgenomme­n. Die Saar-CDU startete am Freitag eine Unterschri­ftenaktion dagegen. Sie will ein Auslaufen von Öl- und Gasheizung­en über die CO2-Bepreisung. Das Ampel-Gesetz müsse gestoppt werden, sagte CDUGeneral­sekretär Frank Wagner: „Mir fehlt die Fantasie, wie viel da noch korrigiert werden kann“, so Wagner.

„Mieter müssen besser geschützt werden.“Lars Klingbeil SPD-Bundesvors­itzender im SZ-Interview

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