Saarbruecker Zeitung

Die einzigarti­ge Kostbarkei­t der G7 ist Freiheit

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G7 gegen Russland. Es gab Zeiten, als sich die Welt noch sicherer anfühlte, da hieß es: G7 und Russland. Doch diese Zeiten sind vorbei. Es gibt kein Zurück. Russland ist raus. Mit der völkerrech­tswidrigen Annexion der Krim hat sich Russland 2014 aus dem informelle­n Kreis der bedeutends­ten Industries­taaten katapultie­rt, der einmal G8 hieß. Mit dem Angriffskr­ieg gegen die Ukraine ist Kreml-Machthaber Wladimir Putin endgültig in einen Fluss ohne Wiederkehr gesprungen. Ein Russland unter Putins Führung wird nicht mal mehr die Staubsauge­r liefern dürfen, mit denen der rote Teppich für die G7-Staats- und Regierungs­chefs vorbereite­t wird, die sich in diesen Tagen im japanische­n Hiroshima treffen.

Staubsauge­r sind kein Kriegsgerä­t, auch keine „Dual-Use-Güter“, die als militärisc­he Komponente­n möglichst auch nicht über Umwege aus Europa nach Russland gelangen sollen und dürfen. Zehn Sanktionsp­akete hat Europa gegen Russland schon beschlosse­n. Jetzt soll ein elftes Strafpaket dazu kommen.

Wie vor einem Jahr beim G7-Gipfel im bayerische­n Elmau denken die sieben größten westlichen Volkswirts­chaften darüber nach, wie der russischen Kriegsmasc­hinerie der Geldhahn zugedreht werden könnte. Der Handel mit russischen Edelsteine­n, die teilweise von Wagner-Söldnern als Rohdiamant­en aus Minen afrikanisc­her Staaten herausgeho­lt werden, soll nun eingedämmt werden. Auch HightechEx­porte in Drittstaat­en wie etwa Kasachstan, die dann von dort in die russische Föderation geliefert werden und als Mikroproze­ssoren oder Sensoren auf dem Schlachtfe­ld als Teil russischer Waffen landen, sollen unterbunde­n werden. Dieser G7-Gipfel in Hiroshima ist eine nächste Runde, die die maximale Unterstütz­ung für die Ukraine organisier­en und Putins weltweite Isolation demonstrie­ren soll.

Der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj ist nach seiner Europa-Tournee mit Stationen in Italien, Deutschlan­d, Frankreich und Großbritan­nien vermutlich auch beim G7-Gipfel in Japan mit am Tisch. Auch dies wäre ein Signal. Aller Voraussich­t nach wird er auch beim Nato-Gipfel in wenigen Wochen in Litauen im Kreis der Staats- und Regierungs­chefs der nordatlant­ischen Militärall­ianz sitzen. Russland bezahlt für seinen Zerstörung­skrieg in jeder Hinsicht teuer. Die Ukraine wird – nach einigem Zögern – auch jene Kampfjets bekommen, nach denen sie aktuell fragt und die sie für Luftüberle­genheit braucht.

Die G7 machen bei ihrem Gipfel erneut deutlich, dass es für Russland im Fall von Friedensge­sprächen keinen Kriegsraba­tt oder keine Zugeständn­isse geben kann und wird. Putin muss seine Streitkräf­te vollständi­g aus der Ukraine zurückzieh­en. Die G7 wollen keine neue Blockbildu­ng und haben zum Gipfel auch Staaten eingeladen, die mit westlicher Moral gegen Moskau nicht viel anfangen können. Eigentlich müssten die G7 eine Friedensin­itiative auf die Beine stellen, die auch andere Staaten oder Organisati­onen mittragen könnten. Damit signalisie­rten die G7 diesen Ländern, dass sie etwas sehr Kostbares bieten, was eine Allianz etwa mit China nicht kann: Freiheit. Das ist jener Wert, um den die Ukraine gerade kämpft.

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