Saarbruecker Zeitung

Wasserstof­f: Landtag verliert die Geduld

Das Saarland wartet auf Genehmigun­gen aus Brüssel und Berlin für wichtige Projekte.

- VON DANIEL KIRCH Produktion dieser Seite: Annkathrin Allgöwer Markus Saeftel

Der Landtag sieht das Saarland beim Umstieg auf Wasserstof­f auf einem guten Weg, fordert aber mehr Tempo bei den Genehmigun­gen zentraler Projekte. „Es kann und darf am Ende nicht daran hängen, dass wir im Saarland unsere Hausaufgab­en machen, aber auf europäisch­er und auf Bundeseben­e kein Haken hinter das Projekt kommt“, sagte der stellvertr­etende SPD-Fraktionsv­orsitzende Timo Ahr. Der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der CDU-Fraktion, Stefan Thielen, stimmte zu: „Da sind wir voll Ihrer Meinung“, und Carsten Becker (AfD) appelliert­e an die Landesregi­erung: „Treten sie denen in Brüssel und in Berlin ordentlich in den … “. Bei den sogenannte­n IPCEI-Projekten, um die es dabei geht, handelt es sich um transnatio­nale Vorhaben von gemeinsame­m europäisch­em Interesse, die mit staatliche­n Mitteln (70 Prozent Bund, 30 Prozent Saarland) gefördert werden. Im Saarland sollen unter anderem Projekte zur Herstellun­g und zum

Transport von Wasserstof­f sowie zur Produktion von grünem Stahl im Rahmen von IPCEI gefördert werden.

Nach Ahrs Worten sind bereits etwa 400 Millionen Euro an Fördergeld von Bund und Land in Wasserstof­fprojekte investiert worden. Wasserstof­f werde maßgeblich dazu beitragen, dem Klimawande­l entgegenzu­wirken und Tausende Jobs in der Industrie zu sichern. Wirt

schaftsmin­ister Jürgen Barke (SPD), sagte, das Saarland habe „beste Voraussetz­ungen“, von der Wasserstof­fModellreg­ion zum Wasserstof­fland zu werden.

Langfristi­ges Ziel des Saarlandes ist die Anbindung an ein europäisch­es Wasserstof­fnetz. Vor allem die Stahlindus­trie ist darauf angewiesen, weil sie künftig große Mengen an Wasserstof­f benötigen wird. Voraussetz­ung dafür ist ein grenzübers­chreitende­s 100 Kilometer langes Wasserstof­fnetz, ebenfalls ein IPCEI-Projekt.

CDU und AfD unterstütz­en grundsätzl­ich den Wasserstof­f-Kurs der Landesregi­erung. Die CDU wollte aber wissen, von welcher Art Wasserstof­f die Rede sei: grüner Wasserstof­f (hergestell­t mit Ökostrom) oder violetter (Atomstrom)? Dass von Beginn an genügend grüner Wasserstof­f zur Verfügung stehe, sei „weltfremd“, sagte der Abgeordnet­e Thielen. Wirtschaft­sminister Barke nannte diese Frage „absolut sekundär“, in der „weiteren Zukunft“werde genügend grüner Wasserstof­f aus Südeuropa oder Afrika zur Verfügung stehen. Auch werde im Saarland selbst Wasserstof­f erzeugt werden. Einig waren sich CDU und SPD-Regierung darin, dass Wasserstof­f auch bei den Themen Wärme und Verkehr in Zukunft eine Rolle spielen und nicht alles auf die Elektro-Karte gesetzt werden soll.

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FOTO: ANDREAS ARNOLD/DPA Die Saar-Stahlindus­trie will mithilfe von Wasserstof­f künftig klimaneutr­al produziere­n. Dafür sind große Investitio­nen erforderli­ch.

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