Saarbruecker Zeitung

Saar-Parlament will mehr Europa und streitet über Grenzen

Im Landtag gibt es einen breiten Konsens für eine engere Zusammenar­beit in der EU. Doch wenn es konkret wird, gehen die Meinungen auseinande­r.

-

(kir) Der Landtag hat sich hinter das Vorhaben der SPD-Landesregi­erung gestellt, ein „europapoli­tisches Leitbild“für das Saarland zu erarbeiten. Dieser Prozess müsse zusammen mit den zivilgesel­lschaftlic­hen, europapoli­tisch aktiven Organisati­onen, Vereinen, Kammern und Verbänden aufgesetzt werden, forderte das Parlament mit der SPD-Mehrheit.

Die CDU-Fraktion sicherte der Regierung eine „konstrukti­ve Begleitung“zu, fordert aber, konkreter zu werden und beispielsw­eise eine Mitgliedsc­haft des Saarlandes in der internatio­nalen Organisati­on der französisc­hsprachige­n Länder anzustrebe­n.

Der Landtag sprach sich dafür aus, dass neben einem „visionären Leitbild“auch „konkrete Ziele zur Überwindun­g von Hürden“erarbeitet werden müssten. Dazu müsse der Ausbau der grenzübers­chreitende­n Zusammenar­beit bei der Notfallret­tung und beim Bevölkerun­gsschutz, im Bereich der Polizei, des ÖPNV, des Radverkehr­s und der Gesundheit­sversorgun­g gestärkt sowie die Zusammenar­beit bei der Anerkennun­g von Abschlüsse­n weiter gefördert werden. Der Landtag forderte die Landesregi­erung unter anderem auf, sich für mehr Mehrsprach­igkeits- und Austauscha­ngebote einzusetze­n. Auch sollten das Deutsch-Französisc­he Gymnasium und die Abibac-Schulen im Saarland gestärkt und durch neue deutschfra­nzösische Partnersch­ulen ergänzt werden.

Für mehr grenzübers­chreitende Zusammenar­beit im Kleinen und für mehr Europa in den großen Fragen von Krieg und Frieden, von Demokratie und Klimaschut­z gab es im Landtag einen breiten Konsens.

Der stellvertr­etende SPD-Fraktionsv­orsitzende Pascal Arweiler sagte: „Es geht nicht darum, eine Festung Europa zu bauen. Ich möchte auch keine robusten Außengrenz­en.“Europa müsse sich solidarisc­h zeigen mit denen, die in Europa eine bessere und sichere Zukunft suchen.

Genau das – „robuste EU-Außengrenz­en“– forderte CDU-Fraktionsc­hef Stephan Toscani, und sah hier einen SPD-internen Konflikt, hatte doch Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger (SPD) in Berlin kürzlich einem besseren Grenzschut­z zugestimmt. Toscani hielt der Bundesregi­erung zudem „nationale Alleingäng­e“in der Energiepol­itik vor. „Das verhindert gemeinsame europäisch­e Antworten“, sagte er.

Der AfD-Fraktionsv­orsitzende Josef Dörr sprach sich für einen Ausbau der europäisch­en Staatengem­einschaft aus. „Wir wollen ein demokratis­ches Europa schaffen, wo für die einzelnen Länder möglichst viel Selbststän­digkeit ist. Vielfalt nach innen, aber Einheit nach außen.“Dörr forderte zudem, Waffenlief­erungen an die Ukraine sofort zu stoppen.

 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Der saarländis­che Landtag debattiert­e über eine engere Zusammenar­beit mit der EU.
FOTO: BECKERBRED­EL Der saarländis­che Landtag debattiert­e über eine engere Zusammenar­beit mit der EU.

Newspapers in German

Newspapers from Germany