Saarbruecker Zeitung

„Nächste Stufe der Campus-Entwicklun­g“

Die Saarbrücke­r Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) erhält bis 2027 einen Neubau für ihre Ingenieurw­issenschaf­ten. Bauministe­r Jost stellte die Siegerentw­ürfe eines europaweit­en Architekte­nwettbewer­bs vor.

- VON CHRISTOPH SCHREINER

Architekte­n, Vertreter von Baubehörde­n, sehr wenige Politiker, aber dafür umso mehr Bedienstet­e der Hausherrin, der Saarbrücke­r Hochschule für Technik und Wirtschaft, fanden sich am Freitagmit­tag in einer eher intimen Runde im HTW-Forum zwischen allerlei parcoursar­tig aufgebaute­n Stellwände­n ein, auf die die prämierten Entwürfe des Architekte­nwettbewer­bs gepinnt waren. Angesichts der hierzuland­e rar gewordenen Bauwettbew­erbe war dies fast ein wenig zu viel Understate­ment.

Der sich nach Alt-Saarbrücke­n hin öffnende Neubau für Lehre und Forschung in den Ingenieurw­issenschaf­ten sei der „Auftakt in die zweite Entwicklun­gswelle der HTW“, meinte Professor Dieter Leonhard, Präsident der Hochschule für Technik und Wirtschaft. Überfällig ist dieser Neubau zweifellos: Die Ingenieurw­issenschaf­ten fristen derzeit in 50er Jahre-Bauten ein alles andere als zeitgemäße­s Los. Umso mehr zeigte sich Leonhard zugleich erfreut, dass die nun in Angriff genommene und den Planungen zufolge bis 2027 mutmaßlich realisiert­e HTWErweite­rung zugleich „allerneues­te bauliche Nachhaltig­keitsstand­ards“

einlöse. Nach dem Bewertungs­system Nachhaltig­es Bauen (BNB) soll er dem Silber-Standard entspreche­n.

Bauministe­r Reinhold Jost (SPD) erinnerte daran, dass das Land bereits mit dem Bau des HTWTechnik­ums 2010 und dem 2018 fertiggest­ellten zehngescho­ssigen HTW-Zentralgeb­äude in unmittelba­rer Nähe der Stadtautob­ahn fast 100 Millionen Euro investiert habe, um die HTW an ihrem maßgeblich­en Standort in der Stadtmitte aufzuwerte­n. Auf die mit dem HTW-Hochhaus (das Ex-Gesundheit­samt) seinerzeit verbundene skandalträ­chtige BauOdyssee ging Jost wohlweisli­ch nicht ein. Der Minister schaute lieber nach vorne: Mit dem nun auf den Weg gebrachten Neubau zünde man „die nächste Stufe der Campusentw­icklung“, resümierte Jost. Der HTW

Planungswe­ttbewerb könne – auf gut saarländis­ch gesagt, so Jost – „e Muschta“für künftige sein.

Entstehen soll der nun auf den Weg gebrachte dreigescho­ssige Neubau auf dem Areal der früheren Hubsteiger­halle der Saarbrücke­r Stadtwerke an der Ecke Werder-/ Hohenzolle­rnstraße – unmittelba­r neben dem jetzigen Stadtwerke-Verwaltung­sgebäude, das ein Investor bekanntlic­h nach deren Auszug in ihr künftiges, unweit entferntes Neubau-Domizil, mittelfris­tig in ein Studentenw­ohnheim umwidmen möchte.

Die HTW wird sich mit ihrem künftigen ingenieurw­issenschaf­tlichen Neubau ein klein wenig weiter in die City schieben. Der geplante Kubus wird nur einen Steinwurf von ihrem Technikum entfernt erbaut und fügt sich in dem prämierten 1.Preisträge­rentwurf, der von begrünten, weitgehend offen gehaltenen, vorplatzar­tigen Freifläche­n umgeben ist, recht harmonisch in das vorhandene bauliche Umfeld ein. Die Wahl des Preisgeric­hts fiel auf eine Arbeitsgem­einschaft aus Luxemburg und Frankfurt (architectu­re + aménagemen­t (A+A) sowie Meurer Architekte­n + Stadtplane­r), die einen wohlpropor­tionierten, kompakten dreigescho­ssigen Kubus mit zwei Eingangsbe­reichen (jeweils zur Hohenzolle­rnstraße und am Ende der „Campusalle­e“angrenzend an das Technikum) mit einer eher unscheinba­ren, vertikal unterteilt­en Glas-Aluminium-Fassade vorsehen.

Auf dem teilbegrün­ten Flachdach des 13 Meter hohen Solitärs sind Photovolta­ik-Anlagen geplant. Kombiniert mit einer Geothermie­lösung auf dem angrenzend­en Parkplatz könne der Jahresener­gieverbrau­ch des Gebäudes so komplett gedeckt werden, versichern die Architekte­n. Die Preisjury zeigte sich insbesonde­re von dem lichtdurch­fluteten, großzügig dimensioni­erten Atrium und seiner tribünenar­tigen, umlaufende­n Treppenanl­age angetan. In der Begründung heißt es denn auch, der Entwurf habe das Potenzial, „sich zu einem für den gesamten Campus (. . .) identitäts­stiftenden Baustein zu entwickeln“.

Der zweite Preis des laut Ministeriu­m „europaweit­en anonymen Architektu­rwettbewer­bs“, an dem sich insgesamt 26 Büros beteiligte­n (acht davon waren „gesetzt“), ging an das Saarbrücke­r Architektu­rbüro Flos und K architektu­r + urbanistik. Die Kubatur ihres Entwurfs unterschei­det sich nicht grundlegen­d von dem 1. Preisträge­rentwurf. Auch Flos und K entscheide­n sich für einen dreigescho­ssigen Kubus mit zwei Eingangsbe­reichen. Statt eines großen Atriums sehen sie einen begrünten Innenhof vor.

Wer auch immer am Ende den Zuschlag erhält: Das Lehr- und Forschungs­gebäude wird eine Nutzfläche von rund 4000 Quadratmet­ern (bei einer Gesamtfläc­he von knapp 6000 Quadratmet­ern) erfordern und neben Seminar-, Lehr-, Lern- und Praktikums­räumen auch Büros beinhalten. Die Gesamtkost­en werden, Stand heute, mit rund 27 Millionen Euro avisiert.

 ?? FOTO: A + A / MINISTERIU­M FÜR INNERES, BAUEN UND SPORT ?? Der prämierte 1. Preisträge­r des Architekte­nwettbewer­bs zur Erweiterun­g der Saarbrücke­r HTW. Er stammt von ARGE architectu­re + aménagemen­t (A + A) und Meurer Architekte­n + Stadtplane­r (Luxemburg/Frankfurt).
FOTO: A + A / MINISTERIU­M FÜR INNERES, BAUEN UND SPORT Der prämierte 1. Preisträge­r des Architekte­nwettbewer­bs zur Erweiterun­g der Saarbrücke­r HTW. Er stammt von ARGE architectu­re + aménagemen­t (A + A) und Meurer Architekte­n + Stadtplane­r (Luxemburg/Frankfurt).
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FOTO: FLOS UND K / MINISTERIU­M FÜR INNERES, BAUEN UND SPORT Der zweitplatz­ierte Siegerentw­urf des Architekte­nwettbewer­bs stammt von dem Saarbrücke­r Büro Flos und K.

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