„Nächste Stufe der Campus-Entwicklung“
Die Saarbrücker Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) erhält bis 2027 einen Neubau für ihre Ingenieurwissenschaften. Bauminister Jost stellte die Siegerentwürfe eines europaweiten Architektenwettbewerbs vor.
Architekten, Vertreter von Baubehörden, sehr wenige Politiker, aber dafür umso mehr Bedienstete der Hausherrin, der Saarbrücker Hochschule für Technik und Wirtschaft, fanden sich am Freitagmittag in einer eher intimen Runde im HTW-Forum zwischen allerlei parcoursartig aufgebauten Stellwänden ein, auf die die prämierten Entwürfe des Architektenwettbewerbs gepinnt waren. Angesichts der hierzulande rar gewordenen Bauwettbewerbe war dies fast ein wenig zu viel Understatement.
Der sich nach Alt-Saarbrücken hin öffnende Neubau für Lehre und Forschung in den Ingenieurwissenschaften sei der „Auftakt in die zweite Entwicklungswelle der HTW“, meinte Professor Dieter Leonhard, Präsident der Hochschule für Technik und Wirtschaft. Überfällig ist dieser Neubau zweifellos: Die Ingenieurwissenschaften fristen derzeit in 50er Jahre-Bauten ein alles andere als zeitgemäßes Los. Umso mehr zeigte sich Leonhard zugleich erfreut, dass die nun in Angriff genommene und den Planungen zufolge bis 2027 mutmaßlich realisierte HTWErweiterung zugleich „allerneueste bauliche Nachhaltigkeitsstandards“
einlöse. Nach dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) soll er dem Silber-Standard entsprechen.
Bauminister Reinhold Jost (SPD) erinnerte daran, dass das Land bereits mit dem Bau des HTWTechnikums 2010 und dem 2018 fertiggestellten zehngeschossigen HTW-Zentralgebäude in unmittelbarer Nähe der Stadtautobahn fast 100 Millionen Euro investiert habe, um die HTW an ihrem maßgeblichen Standort in der Stadtmitte aufzuwerten. Auf die mit dem HTW-Hochhaus (das Ex-Gesundheitsamt) seinerzeit verbundene skandalträchtige BauOdyssee ging Jost wohlweislich nicht ein. Der Minister schaute lieber nach vorne: Mit dem nun auf den Weg gebrachten Neubau zünde man „die nächste Stufe der Campusentwicklung“, resümierte Jost. Der HTW
Planungswettbewerb könne – auf gut saarländisch gesagt, so Jost – „e Muschta“für künftige sein.
Entstehen soll der nun auf den Weg gebrachte dreigeschossige Neubau auf dem Areal der früheren Hubsteigerhalle der Saarbrücker Stadtwerke an der Ecke Werder-/ Hohenzollernstraße – unmittelbar neben dem jetzigen Stadtwerke-Verwaltungsgebäude, das ein Investor bekanntlich nach deren Auszug in ihr künftiges, unweit entferntes Neubau-Domizil, mittelfristig in ein Studentenwohnheim umwidmen möchte.
Die HTW wird sich mit ihrem künftigen ingenieurwissenschaftlichen Neubau ein klein wenig weiter in die City schieben. Der geplante Kubus wird nur einen Steinwurf von ihrem Technikum entfernt erbaut und fügt sich in dem prämierten 1.Preisträgerentwurf, der von begrünten, weitgehend offen gehaltenen, vorplatzartigen Freiflächen umgeben ist, recht harmonisch in das vorhandene bauliche Umfeld ein. Die Wahl des Preisgerichts fiel auf eine Arbeitsgemeinschaft aus Luxemburg und Frankfurt (architecture + aménagement (A+A) sowie Meurer Architekten + Stadtplaner), die einen wohlproportionierten, kompakten dreigeschossigen Kubus mit zwei Eingangsbereichen (jeweils zur Hohenzollernstraße und am Ende der „Campusallee“angrenzend an das Technikum) mit einer eher unscheinbaren, vertikal unterteilten Glas-Aluminium-Fassade vorsehen.
Auf dem teilbegrünten Flachdach des 13 Meter hohen Solitärs sind Photovoltaik-Anlagen geplant. Kombiniert mit einer Geothermielösung auf dem angrenzenden Parkplatz könne der Jahresenergieverbrauch des Gebäudes so komplett gedeckt werden, versichern die Architekten. Die Preisjury zeigte sich insbesondere von dem lichtdurchfluteten, großzügig dimensionierten Atrium und seiner tribünenartigen, umlaufenden Treppenanlage angetan. In der Begründung heißt es denn auch, der Entwurf habe das Potenzial, „sich zu einem für den gesamten Campus (. . .) identitätsstiftenden Baustein zu entwickeln“.
Der zweite Preis des laut Ministerium „europaweiten anonymen Architekturwettbewerbs“, an dem sich insgesamt 26 Büros beteiligten (acht davon waren „gesetzt“), ging an das Saarbrücker Architekturbüro Flos und K architektur + urbanistik. Die Kubatur ihres Entwurfs unterscheidet sich nicht grundlegend von dem 1. Preisträgerentwurf. Auch Flos und K entscheiden sich für einen dreigeschossigen Kubus mit zwei Eingangsbereichen. Statt eines großen Atriums sehen sie einen begrünten Innenhof vor.
Wer auch immer am Ende den Zuschlag erhält: Das Lehr- und Forschungsgebäude wird eine Nutzfläche von rund 4000 Quadratmetern (bei einer Gesamtfläche von knapp 6000 Quadratmetern) erfordern und neben Seminar-, Lehr-, Lern- und Praktikumsräumen auch Büros beinhalten. Die Gesamtkosten werden, Stand heute, mit rund 27 Millionen Euro avisiert.