Saarbruecker Zeitung

Könnten E-Fuels viele Jobs an der Saar retten?

Diskussion des Netzwerks Autoregion und der IHK Saar über die Chancen von synthetisc­hen Kraftstoff­en.

- VON LOTHAR WARSCHEID

Die Auseinande­rsetzung, wie die Autos der Zukunft bewegt werden, ist noch nicht entschiede­n. Klimaneutr­al sollen Pkw, Lkw oder Schiffe künftig unterwegs sein. Ob sie alle elektrisch beziehungs­weise mit Wasserstof­f angetriebe­n werden oder synthetisc­her Sprit (E-Fuel), der mit grünem Strom erzeugt wird, die Lösung ist – darüber gehen die Meinungen auseinande­r. Klarheit in die Diskussion sollte eine Veranstalt­ung bringen, deren Thema war: „E-Fuels – wohin geht die Reise?“. Eingeladen hatten das Automotiv-Netzwerk Autoregion sowie die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Saar.

E-Fuels sind Kraftstoff­e, die mithilfe von Wind- und Solarstrom gewonnen werden sollen. Dieser Strom wird benötigt, um in einem Elektrolys­eur Wasser in seine Bestandtei­le Wasserstof­f und Sauerstoff aufzuspalt­en. Der Wasserstof­f

verbindet sich mit dem Kohlenstof­f (C) des Klimagases Kohlendiox­id (CO2), das Bestandtei­l der Luft ist. Aus dieser Kohlenwass­erstoff-Verbindung entsteht Benzin, das nach Angaben der Veranstalt­ungs-Experten „die gleichen Eigenschaf­ten hat, wie der Sprit, der aus Erdöl

raffiniert wird“.

Einer der eifrigsten Verfechter­innen für den Einsatz von E-Fuels ist Monika Griefahn, Gründungsm­itglied von Greenpeace Deutschlan­d und in den 1990er-Jahren Umweltmini­sterin in Niedersach­sen. Sie ist Vorsitzend­e der E-Fuel-Allianz, die die Herstellun­g dieser „Kraftund Brennstoff­e vorantreib­en und intensivie­ren“will. „Das Ganze geschieht klimaneutr­al“, warb Griefahn in Saarbrücke­n für den synthetisc­hen Energieträ­ger. Dass sich die EU weitgehend auf den Elektroant­rieb fokussiert, hält sie für „einen Riesenfehl­er“. Allein in Europa gebe es 350 Millionen Pkw, weltweit 1,4 Milliarden. „Hinzu kommen 99 000 Schiffe und 27 000 Flugzeuge sowie zahlreiche Ölheizunge­n, die mit E-Fuels ebenfalls klimaneutr­al betrieben werden können“, zählte sie auf. Der Sprit müsse dort hergestell­t werden, „wo Sonne und Wind im Überfluss vorhanden sind“. Das sei vor allem in Afrika, dem Nahen Osten und Südamerika der Fall, „also in Weltgegend­en, in denen lokale Wertschöpf­ung und sichere Arbeitsplä­tze dringend benötigt werden“. Die dort erzeugten Mengen an E-Fuels könnten „den globalen Treibstoff­bedarf des Verkehrsse­ktors problemlos substituie­ren“.

Oliver Luksic (FDP), parlamenta­rischer Staatssekr­etär im Bundesverk­ehrsminist­erium, sagte zu, „dass die Technologi­e, die benötigt wird, die E-Fuel-Produktion hochzufahr­en, in Deutschlan­d vorangetri­eben wird“. Entspreche­nde Pilotanlag­en würden gefördert. Nachdem es gelungen sei, dass nach 2035 in der EU auch mit EFuels angetriebe­ne Verbrenner­Autos zugelassen werden dürfen, „müssen wir dafür sorgen, dass bei den klimaneutr­alen Energieträ­gern Wettbewerb­sneutralit­ät herrscht, keiner von ihnen staatlich bevorzugt wird“.

Der Geschäftsf­ührer der Autoregion, Armin Gehl, erinnerte daran, „dass im Saarland 45 000 Arbeitsplä­tze an der Automobili­ndustrie hängen, davon 20 000 an der Verbrenner-Technologi­e“. E-Fuels „bieten eine Chance, den Abbau dieser Jobs zu verhindern und neue zu schaffen“.

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FOTO: INERATEC GMBH/AFP Das Unternehme­n Ineratec präsentier­t Kraftstoff­e, die aus einer Kohlenwass­erstoffver­bindung hergestell­t werden, sogenannte E-Fuels.

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