Könnten E-Fuels viele Jobs an der Saar retten?
Diskussion des Netzwerks Autoregion und der IHK Saar über die Chancen von synthetischen Kraftstoffen.
Die Auseinandersetzung, wie die Autos der Zukunft bewegt werden, ist noch nicht entschieden. Klimaneutral sollen Pkw, Lkw oder Schiffe künftig unterwegs sein. Ob sie alle elektrisch beziehungsweise mit Wasserstoff angetrieben werden oder synthetischer Sprit (E-Fuel), der mit grünem Strom erzeugt wird, die Lösung ist – darüber gehen die Meinungen auseinander. Klarheit in die Diskussion sollte eine Veranstaltung bringen, deren Thema war: „E-Fuels – wohin geht die Reise?“. Eingeladen hatten das Automotiv-Netzwerk Autoregion sowie die Industrie- und Handelskammer (IHK) Saar.
E-Fuels sind Kraftstoffe, die mithilfe von Wind- und Solarstrom gewonnen werden sollen. Dieser Strom wird benötigt, um in einem Elektrolyseur Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff aufzuspalten. Der Wasserstoff
verbindet sich mit dem Kohlenstoff (C) des Klimagases Kohlendioxid (CO2), das Bestandteil der Luft ist. Aus dieser Kohlenwasserstoff-Verbindung entsteht Benzin, das nach Angaben der Veranstaltungs-Experten „die gleichen Eigenschaften hat, wie der Sprit, der aus Erdöl
raffiniert wird“.
Einer der eifrigsten Verfechterinnen für den Einsatz von E-Fuels ist Monika Griefahn, Gründungsmitglied von Greenpeace Deutschland und in den 1990er-Jahren Umweltministerin in Niedersachsen. Sie ist Vorsitzende der E-Fuel-Allianz, die die Herstellung dieser „Kraftund Brennstoffe vorantreiben und intensivieren“will. „Das Ganze geschieht klimaneutral“, warb Griefahn in Saarbrücken für den synthetischen Energieträger. Dass sich die EU weitgehend auf den Elektroantrieb fokussiert, hält sie für „einen Riesenfehler“. Allein in Europa gebe es 350 Millionen Pkw, weltweit 1,4 Milliarden. „Hinzu kommen 99 000 Schiffe und 27 000 Flugzeuge sowie zahlreiche Ölheizungen, die mit E-Fuels ebenfalls klimaneutral betrieben werden können“, zählte sie auf. Der Sprit müsse dort hergestellt werden, „wo Sonne und Wind im Überfluss vorhanden sind“. Das sei vor allem in Afrika, dem Nahen Osten und Südamerika der Fall, „also in Weltgegenden, in denen lokale Wertschöpfung und sichere Arbeitsplätze dringend benötigt werden“. Die dort erzeugten Mengen an E-Fuels könnten „den globalen Treibstoffbedarf des Verkehrssektors problemlos substituieren“.
Oliver Luksic (FDP), parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, sagte zu, „dass die Technologie, die benötigt wird, die E-Fuel-Produktion hochzufahren, in Deutschland vorangetrieben wird“. Entsprechende Pilotanlagen würden gefördert. Nachdem es gelungen sei, dass nach 2035 in der EU auch mit EFuels angetriebene VerbrennerAutos zugelassen werden dürfen, „müssen wir dafür sorgen, dass bei den klimaneutralen Energieträgern Wettbewerbsneutralität herrscht, keiner von ihnen staatlich bevorzugt wird“.
Der Geschäftsführer der Autoregion, Armin Gehl, erinnerte daran, „dass im Saarland 45 000 Arbeitsplätze an der Automobilindustrie hängen, davon 20 000 an der Verbrenner-Technologie“. E-Fuels „bieten eine Chance, den Abbau dieser Jobs zu verhindern und neue zu schaffen“.