Gelb, grau, blau, grün: Tonnen-Frust der SZ-Leser
Ob „ Abzocke“, „Umweltbelastung“oder „ Arbeitsbeschaffungsmaßnahme“: Bei SZ-Lesern aus Saarbrücken hat sich Unmut über den Alltag mit den grauen, blauen und gelben Tonnen aufgestaut. Viele wollen Anworten vom Zentralen Kommunalen Entsorgungsbetrieb (ZKE).
Warum stellen Mitarbeiter des städtischen Saarbrücker Zentralen Kommunalen Entsorgungsbetriebs (ZKE) die Restmülltonnen nach der Leerung an ihren Standplatz zurück? Und warum müssen sich die Bürger bei den blauen Tonnen für Altpapier selbst darum kümmern? Warum setzt der Entsorger in manchen Saarbrücker Stadtteilen bei der Abfuhr des BioGuts aus den Grünen Tonnen kostenpflichtige „Vor- und Nachkommandos“ein?
Und kann es den Anliegern in Wohngebieten zugemutet werden, die gelben Tonnen zu einem zentralen Sammelplatz zu bringen? SZLeser sind verärgert über den ZKE und wandten sich deswegen an die Redaktion. Wir haben beim städtischen Entsorger nachgefragt:
„Ich habe es nie verstanden, warum es in Saarbrücken in manchen Stadtteilen für die Restmüllbehälter und die grüne Tonne eine Zwangsabgabe für ein sogenanntes Vorund Nachkommando gibt, das die Tonnen am Abholtag an die Straße und wieder zurück stellt“, merkt ein SZ-Leser an. Für ihn sei das „ein Akt der Bürgerabzocke und eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme“.
In der Innenstadt sei diese Maßnahme sinnvoll, in reinen Wohnstraßen wie auf dem Rotenbühl jedoch unnötig, sagt der Saarbrücker. Zumal auch in den Vororten wie Scheidt die Anwohner ihre Tonnen selbst am Abholtag an den Straßenrand stellen müssten.
Hinzu komme die Umweltbelastung: „Seit geraumer Zeit beobachte ich, dass ein Mitarbeiter der ZKE in einem mit herkömmlichem Kraftstoff betriebenen großen Pkw von Haus zu Haus fährt und dann die Tonnen an die Straße und später zurückstellt“, so der SZ-Leser weiter. Dabei wolle die Stadt doch stets umweltfreundlich sein. Für ihn steht
fest: „Hier wird seit Jahren die Faulheit der Bürger unterstützt, werden Gebühren für den maroden Stadtsäckel generiert und aktuell jetzt noch die Umwelt durch unnötiges Autofahren belastet.“Denn das ständige „Stop and go“verursache sehr viele Schadstoffe.
Andere SZ-Leser möchten wissen, warum überhaupt Mitarbeiter des
ZKE Restmüll- und Biotonnen hinund zurückrollen, das aber bei den Gelben Tonnen und den Altpapiertonnen nicht der Fall ist.
„Da die gelbe Tonne ein kostenloses Angebot ist und dies auch so bleiben soll, gibt es für sie, genau wie bei der Papiertonne, keinen Transportservice durch unsere Mitarbeiter“, antwortet die ZKE-Sprecherin Judith Pirrot der SZ. Wer diese Angebote nutzen möchte, müsse also selbst dafür sorgen, dass die gelben
und blauen Tonnen am Abfuhrtag bis spätestens sechs Uhr am Straßenrand stehen. Danach seien sie eben zurückzustellen.
Den Transportservice für die kostenpflichtigen Tonnen erledige dagegen, wie vom SZ-Leser beobachtet, ein separates Team mit einem Pkw. „Durch dieses Vorgehen wird sichergestellt, dass die Abfallgefäße rechtzeitig beim Eintreffen des Entsorgungsfahrzeuges bereitstehen und ohne weitere Verzögerungen entleert werden können“, sagt die Sprecherin und ergänzt: „Dies ist gerade in der Innenstadt mit oft engen Straßen und hohem Verkehrsaufkommen besonders wichtig und richtig.“
Den Transportservice könnten die Gemeinden aus Gründen des öffentlichen Wohls gemäß dem Saarländischen Abfallwirtschaftsgesetz durch ihre Satzung mit Anschlussund Benutzungszwang regeln. Dies bedeutet, dass bei allen Anwesen diese Serviceleistung erbracht wird und Ausnahmen nicht zulässig sind.
Ein öffentliches Bedürfnis sei gegeben, wenn dadurch „nach objektiven Maßstäben das Wohl der Gemeinde-Einwohner gefördert wird“, heißt es weiter. Im Stadtgebiet bestehe dieser Zwang seit Anfang 1988.
Der ZKE bietet diesen Transportservice zum Beispiel in den Stadtteilen Alt-Saarbrücken, Burbach, Eschberg, Malstatt, St. Arnual, St. Johann. Pirrot: „Die Mehrheit der Einwohner der besagten Stadtteile würde auf den Transportservice
nicht verzichten wollen, da diese günstige Dienstleistung für sie eine erhebliche Erleichterung darstellt.“
Die Leistung umfasse den Hinund Rücktransport des Abfallgefäßes von seinem Standplatz zum Fahrbahnrand der nächsten vom Einsammel-Fahrzeug anfahrbaren Straße. Oft müssten beispielsweise in der eng bebauten Innenstadt oder auch in Burbach und Malstatt sehr schwere Gefäße aus Hinterhöfen oder aus Kellern zur Entleerung bereitgestellt werden, berichtet die Sprecherin.
Pirrot begründet den „Anschlussund Benutzungszwang“zum einen mit einer den Gebühren zu Grunde liegenden Mischkalkulation und zum anderen damit, dass die Leistung nur bei einem flächendeckenden Angebot wirtschaftlich erbracht werden könne. Die Wahl eines einheitlichen Gebührenmaßstabes, bei dem nicht exakt die Entfernung vom Standplatz bis zum Bereitstellungsplatz für jedes Anwesen ermittelt wird, sei rechtlich anerkannt.
Wie viel die Bürger für den Transportservice zahlen müssen, regele die Abfallgebühren-Satzung, teilt der ZKE mit. So koste die Dienstleistung zum Beispiel pro Bio-/RestabfallGefäß bei einer Tonne mit 120 Litern und zweiwöchentlicher Abfuhr pro Leerung 0,77 Cent. Das ergebe für das gesamte Jahr 20,02 Euro.
Zu der vom SZ-Leser geäußerten Kritik an den Schadstoffen, die das Vor-und Nachkommando
verursacht, erklärt die Sprecherin: „Der ZKE ist für Umwelt- und Klimaschutz hoch sensibilisiert und nimmt dieses Anliegen sehr ernst.“Im Rahmen seiner Pflichtaufgaben versuche der Entsorger die damit zusammenhängenden Umweltbelastungen so gering wie möglich zu halten. So achte der Betrieb bei der Beschaffung seiner Fahrzeuge und
Maschinen schon immer auf möglichst umweltfreundliche Produkte. „Der ZKE modernisiert permanent seinen Fuhrpark im Rahmen seiner wirtschaftlichen Möglichkeiten und unter besonderer Berücksichtigung von Umweltaspekten“, so Pirrot.
Die Umstellung auf Elektro- und bei größeren Fahrzeugen auf Wasserstoff-Antriebe solle die Belastungen für die Umwelt deutlich verringern. Doch dies sei allein schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht sofort machbar.
Ein weiterer SZ-Leser aus Bübingen beklagt, dass die Bewohner der Birkenstraße eine Aufforderung erhalten haben, die gelben Tonnen am Abfuhrtag bis sechs Uhr morgens an „die Hauptstraße“zu stellen. Müssen Anwohner in solchen Wohngebieten künftig die Gefäße an einen zentralen Sammelplatz rollen?, möchte er wissen.
Die Gelbe Tonne werde in Saarbrücken im Auftrag des ZKE von Mitarbeitern der Abfallwirtschaftsgesellschaft Saarbrücken mbH (ASS) geleert, erklärt ZKE-Sprecherin Judith Pirrot. Ihre Nachfrage beim ASSGeschäftsführer habe ergeben, dass es sich bei der Birkenstraße um eine Zufahrtsstraße mit vier abgehenden, zirka 50 bis 60 Meter langen und engen Sackgassen handelt, an deren Ende kein Wendehammer ist.
Damit wären die großen Müllfahrzeuge der ASS gezwungen, rückwärts in die enge Straßen zu fahren. Solche Rückwärtsfahrten seien wegen der Unfallgefahr und der Vorgaben der Versicherungen nur stark eingeschränkt möglich. Deshalb habe die Gesellschaft die Anwohner dieser Sackgassen gebeten, ihre Gelben Tonnen zur Abfuhr bis zur nächsten Einmündung zu ziehen. „Hierdurch soll die regelmäßige Leerung gewährleistet werden.“Sonst könne es jederzeit sein, dass eine Leerung wegen falsch geparkter Fahrzeuge „oder Behinderung durch Pflanzenüberwuchs“nicht möglich ist, ergänzt Pirrot.
„Hier wird seit Jahren die Faulheit der Bürger unterstützt, werden Gebühren für den maroden Stadtsäckel generiert und aktuell jetzt noch die Umwelt durch unnötiges Autofahren belastet.“Ein kritischer SZ-Leser über den Transportservice des ZKE, der die Tonnen von den Standorten holt und zurückbringt
„Durch dieses Vorgehen wird sichergestellt, dass die Abfallgefäße rechtzeitig beim Eintreffen des Entsorgungsfahrzeuges bereitstehen und ohne weitere Verzögerungen entleert werden können.“ZKE-Sprecherin Judith Pirrot über den Sinn des Teams für die Hin- und Rückfahrt von Tonnen