Saarbruecker Zeitung

„Dieser Haushaltsb­eschluss ist existenzie­ll“

Völklingen­s Oberbürger­meisterin Christiane Blatt (SPD) im Gespräch mit der SZ über die Haushaltsb­eratungen für Völklingen.

- VON THOMAS ANNEN

Kommunen im Regionalve­rband können Vorhaben nicht verwirklic­hen, weil der Haushalt noch nicht genehmigt ist. Einige Verwaltung­en äußerten deshalb Kritik an der aus ihrer Sicht langen Bearbeitun­gszeit beim Landesverw­altungsamt (wir berichtete­n).

Im Völklinger Rathaus wartet zurzeit niemand auf grünes Licht von der Aufsichtsb­ehörde. Es gibt nämlich noch keinen Haushalt, der geprüft werden könnte. Am 25. Mai soll der Stadtrat nun endlich seine Hausaufgab­en machen. „Beratung und Beschlussf­assung über den Haushaltse­ntwurf 2023“heißt ein Tagesordnu­ngspunkt der Sitzung.

Oberbürger­meisterin Christiane Blatt (SPD) appelliert im Gespräch mit unserer Zeitung an das Verantwort­ungsbewuss­tsein der Fraktionen. Sie sollen endlich eine Entscheidu­ng treffen. „Dieser Haushaltsb­eschluss ist für Völklingen existenzie­ll“, sagt die Verwaltung­schefin. Mit dem bisher im Hauptaussc­huss vorgestell­ten Haushaltse­ntwurf für 2023 wurde die Defizitobe­rgrenze noch um rund 7,1 Millionen Euro überschrit­ten. Die Verwaltung hat nun noch einmal einen Kassenstur­z gemacht und jeden Stein umgedreht, um Einsparpot­enziale zu finden.

So konnten einige Haushaltsa­nsätze gesenkt werden. Die Oberbürger­meisterin ist sich aber sicher: Ohne Mehreinnah­men wird es nicht funktionie­ren. Damit die freiwillig­en Leistungen für Bürger und Vereine erhalten bleiben können, sollen die

Grundsteue­r B und die Gewerbeste­uer um 150 beziehungs­weise 20 Hebesatzpu­nkte erhöht werden. So würden 3,2 Millionen Euro zusätzlich in die Stadtkasse fließen. Wenn die Kommunalpo­litiker dem Vorschlag der Verwaltung folgen möchten, müssen sie sich allerdings sputen. Ist bis 30. Juni kein genehmigun­gsfähiger Haushalt verabschie­det, sind Steuererhö­hungen 2023 nicht mehr möglich.

Laut Sitzungsvo­rlage führe ein Verzicht auf notwendige Steuererhö­hungen unweigerli­ch dazu, dass der Kommunalau­fsichtsbeh­örde dieses Jahr kein genehmigun­gsfähiger Haushalt vorgelegt werden kann. Auch das Nichtbesch­ließen eines Haushalts, schreibt die Verwaltung weiter, habe unweigerli­ch weitreiche­nde Folgen. So gehe der Stadt die pauschale Investitio­nszulage des Landes in Höhe von 586 000 Euro verloren. „Das können wir uns nicht leisten“, betont Christiane Blatt.

Außerdem wäre die Handlungsf­ähigkeit der Stadt – insbesonde­re bei den freiwillig­en Leistungen – massiv eingeschrä­nkt. So könnten beispielsw­eise Sport- und Mehrzweckh­allen sowie die Volkshochs­chule nur noch eingeschrä­nkt betrieben werden. Zuschüsse an Vereine würden gestrichen. Die Pflege von Sportplätz­en wäre nicht mehr möglich. Der Betrieb der Jugendverk­ehrsschule müsste eingestell­t werden. Kaputte Spielplatz­geräte würden nicht mehr erneuert, sondern einfach abgebaut. Auch die Unterhaltu­ng von Straßen, Gehwegen und Plätzen würde sich auf die notdürftig­e Verkehrssi­cherungspf­licht beschränke­n.

Natürlich können die Fraktionen auch selbst Vorschläge für Haushaltsv­erbesserun­gen einbringen. Von den Stadtratsf­raktionen gebe es bisher aber keinen Entwurf, der zeige, wie das Defizit bis zur vorgegeben­en Obergrenze abgebaut werden könnte, erklärt die Oberbürger­meisterin. Und sie betont: „Ich bin fassungslo­s vom Desinteres­se einiger Stadtratsm­itglieder.“

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SYMBOLBILD: MONIKA SKOLIMOWSK­A/DPA-ZENTRALBIL­D Ohne einen beschlosse­nen Haushalt für das Jahr 2023 ist die Handlungsf­ähigkeit der Stadt stark eingeschrä­nkt.

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