Couch-Meister oder weiter Spannung?
FC Bayern muss samstags im Bundesliga-Titelkampf gegen Leipzig vorlegen, Dortmund erst am Sonntag in Augsburg.
(dpa) Thomas Tuchel hatte vor der Meisterprüfung des FC Bayern im engen Titelrennen mit Borussia Dortmund sogar die Muße für Scherze. Am Freitag gab es rund um das Münchner Abschlusstraining ein Wiedersehens-„Hallo“von Thomas Müller und Co. mit Wembley-Held Arjen Robben, der an der Säbener Straße aufkreuzte. Und Tuchel bemerkte im Anschluss: „Ich habe versucht, ihn zu überzeugen für morgen.“Robbens spezielle „Aura“hätte Tuchel gerne auf dem Platz: „Jeder Fußballer kann sich
„Ich habe überhaupt kein Problem damit, wie es passiert. Hauptsache, es passiert.“Bayern-Trainer Thomas Tuchel zum möglichen Meistertitel
eine Scheibe von ihm abschneiden.“
An diesem Samstag (18.30 Uhr/ Sky) werden es die Bayern im letzten Heimspiel der Saison freilich ohne den 39 Jahre alten Robben schaffen müssen, im Fernduell mit den hinter ihnen lauernden Dortmundern erfolgreich vorzulegen. „Für uns zählt nur der Sieg“, sagte Tuchel. Nerven bewahren ist für die Münchner Serienmeister im ungewohnt engen Titelkampf angesagt. Das Münchner Minimalziel am 33. Spieltag lautet, den Ein-Punkte-Vorsprung auf den BVB mitzunehmen.
Die Dortmunder müssen zunächst vor dem Fernseher hoffen, dass ausgerechnet ihr Ex-Trainer Marco Rose mit seinem RB-Team Schützenhilfe leistet. Die Borussia ist erst einen Tag später beim FC Augsburg im Einsatz. Trainer Edin Terzic genießt den Titel-Show
down. „Das ist etwas, was es hier lange nicht mehr gab. Dass wir vor dem 33. Spieltag noch das ganz große Ding erreichen können. Darüber freue ich mich jeden Tag“, sagte der 40-Jährige am Freitag.
Es könnte freilich passieren, dass der Titelkampf schon am Sonntagabend entschieden ist – wenn die Bayern gewinnen und die Borussia in Augsburg verlieren sollte. Schon ein Unentschieden wäre praktisch zu wenig, wenn man die bessere Münchner Tordifferenz einrechnet.
Couch-Meister? Tuchel würde auch diese emotional gedämpfte Option sofort annehmen. „Ich habe überhaupt kein Problem damit, wie es passiert. Hauptsache, es passiert.“
Dass es passiert, daran glauben Tuchel und seine Spieler nach drei Siegen am Stück wieder deutlich mehr als in den holprigen Wochen nach dem Trainerwechsel. „Leipzig ist eine Supermannschaft“, sagte Thomas Müller. Der Bayern-Kapitän merkte nach dem 6:0 gegen Schalke aber auch an: „Ich glaube, wir sind
schon gefestigter, als man meint.“Das ist auch dem Coach des Gegners aufgefallen. „Das Selbstverständnis kommt bei den Bayern langsam zurück“, sagte Leipzigs Rose.
Tuchel könnte wieder die extrem offensive Schalke-Startelf aufbieten, nachdem auch Torwart Yann Sommer rechtzeitig einen Magen-DarmInfekt überwunden hat. Zumal vorn die Torproduktion auch ohne klassischen Mittelstürmer wieder angesprungen ist.
Terzic muss in Dortmund derweil überlegen, wer den am Knie verletzten Jude Bellingham ersetzen könnte. Der BVB-Trainer sah sich vor der „unangenehmen Aufgabe“in Augsburg aber vor allem mit der Auswärtsschwäche seines in der Fremde seit vier Partien sieglosen Teams konfrontiert. „Ich habe ein Problem damit, uns eine Auswärtsschwäche anzudichten“, sagte Terzic, „wenn wir unser großes Ziel erreichen wollen, brauchen wir sechs Punkte. Dazu gehören auch die drei Punkte in Augsburg.“