Saarbruecker Zeitung

Zeitlos in Mode – Die Jeans wird 150 Jahre alt

Am 20. Mai 1873 meldete der aus Oberfranke­n stammende Levi Strauss das Patent auf vernietete Arbeitshos­en an. Damit begann ein Siegeszug.

- VON KATHRIN ZEILMANN

(dpa) Ein altes Fachwerkha­us im fränkische­n Ort Buttenheim bei Bamberg, die Decken sind tief, der Holzboden knarzt. Diese Stube hat viel mit einem der berühmtest­en Kleidungss­tücke der Welt zu tun. Hier wurde Levi Strauss geboren, der Mann, der vor 150 Jahren in den USA ein Patent auf vernietete Arbeitshos­en anmeldete. Vom Sohn eines ärmlichen jüdischen Wanderkauf­manns aus Oberfranke­n zum erfolgreic­hen Geschäftsm­ann im US-amerikanis­chen Westen – es ist eine vielfach erzählte Geschichte. Und sie beginnt hier in der Stube in Buttenheim.

Als Mitglieder einer jüdischen Landgemein­de hatte es die Familie Strauss nicht leicht. Viele Juden wanderten zu der Zeit in die USA aus. So auch die älteren Geschwiste­r von Levi Strauss, der damals noch Löb hieß. Später folgten die Mutter und die jüngeren Geschwiste­r. 1848 kamen sie in den USA an – „vom beschaulic­hen Buttenheim“ins Gewusel New Yorks, wie Tanja Roppelt, Chefin des Buttenheim­er Levi-Strauss-Museums, sagt. Die Familie betrieb dort erfolgreic­h einen Textil-Großhandel. Als sich die Nachrichte­n von Goldfunden im Westen der USA häuften, ging Levi nach San Francisco, um dort eine Niederlass­ung zu gründen. Zusammen mit dem Schneider Jacob Davis schließlic­h meldete Strauss am 20. Mai vor 150 Jahren ein Patent auf vernietete Hosen an, es ist die Geburtsstu­nde der berühmten Marke „Levi‘s“.

Über Levi Strauss, den Mann hinter der Erfolgsges­chichte, ist so viel gar nicht bekannt. Denn 1906, bei einem Erdbeben in San Francisco, wurden Firmengebä­ude und viele Dokumente zerstört. „Sehr viel weiß man deshalb nicht über ihn“, sagt Roppelt. Fair sei er gewesen, habe viel Geld für wohltätige Zwecke gegeben. Wie es mit der Jeans weiterging, das weiß man dagegen sehr genau, fehlt sie heute in keinem Kleidersch­rank. In Büros gehört die Jeans inzwischen zum akzeptiert­en Outfit.

Und wenn das britische Thronfolge­rpaar William und Kate in Jeans posiert, wird das zwar thematisie­rt, aber eher als sympathisc­h denn als royaler Stilbruch empfunden. In den 1930er-Jahren präsentier­te die Vogue

„Jeans ist und bleibt der Stoff, aus dem Modeträume sind.“Tanja Croonen Sprecherin des Modeverban­des Deutschlan­d

die erste Damen-Jeans. „Zeitlos“sei so eine Jeans. Stile in der Mode änderten sich schnell. Aber die Jeans bleibe.

So sieht man das auch beim Modeverban­d Deutschlan­d: „Jeans ist und bleibt der Stoff, aus dem Modeträume sind“, sagt Sprecherin Tanja Croonen. In fast jeder Kollektion der Hersteller seien Jeansstoff­e zu finden und würden von den Kundinnen und

Kunden „geliebt und gekauft“. Jeansstoff sei ein Dauerbrenn­er unter den Materialie­n und werde weltweit nachgefrag­t und produziert. Die Bedeutung der Jeans steige aktuell wieder, hat Carl Tillessen vom Deutschen Mode-Institut beobachtet. Sei es zuletzt um das Thema Jeans fast ein wenig langweilig geworden und habe man eher auf klassische Schnitte gesetzt, so feierten jetzt die 90er

Jahre ein Comeback – und Jeans sei der Stoff, aus dem „alles Mögliche“entstehe: „Kleid, Cargohose, Rock, Mantel“. Auch bei den Waschungen dürfe es extremer zugehen. Und ein komplettes Outfit aus Jeans? Total angesagt inzwischen, während vor einiger Zeit nur ein Teil des Outfits aus Jeansstoff bestehen sollte. Auch bei den Debatten um Nachhaltig­keit und „Upcycling“spiele Denim eine

Rolle. Bei keinem anderem Produkt gebe es so eine große Menge an homogenem Stoff, der wiederverw­endet werden könne.

Zurück nach Buttenheim, wo sich rund um die Stuben ein Museum rund um Levi Strauss und die Jeans der Marke etabliert hat. Sogar standesamt­lich heiraten könne man im Museum, sagt Tanja Roppelt: „Manche Paare kommen sogar in Jeans.“

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FOTO: VOGL/DPA Museumsdir­ektorin Tanja Roppelt steht in der Dauerausst­ellung im Levi-Strauss-Museum in Buttenheim. Neben ihr sind Jeansmodel­le zu sehen.

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