Saarbruecker Zeitung

Staatsdien­st ist nicht gleich Staatsdien­st

Behörden bieten einen sicheren Arbeitspla­tz. Wie man den Einstieg in den öffentlich­en Dienst findet.

- VON VICTORIA VOSSEBERG

(dpa) Erst die Corona-Pandemie, dann der Krieg in der Ukraine und dazu die Klimakrise: All das lässt viele junge Menschen nicht gerade optimistis­ch in die Zukunft blicken – und schlägt sich womöglich auch in der Berufswahl nieder. „Arbeitspla­tz- und Gehaltssic­herheit sind bei den jungen Bewerbern wieder ganz oben auf die Prioritäte­nliste gerückt“, sagt Svenja Rausch von der Praktikums- und Stellenbör­se Jobteaser, die auf die junge Generation Z spezialisi­ert ist.

Und was bietet mehr Sicherheit, als für den Staat zu arbeiten? Der öffentlich­e Dienst hat vielleicht ein etwas angestaubt­es Image, doch in puncto Arbeitspla­tzsicherhe­it liegen Beamte ganz weit vorne. Ein perfektes Job-Match für eine krisengebe­utelte junge Generation also? Die wichtigste­n Fragen und Antworten:

Welche Karrierewe­ge gibt es im öffentlich­en Dienst?

Zunächst einmal muss gesagt werden, dass Staatsdien­st nicht gleich Staatsdien­st ist. Hier gibt es bisweilen große Unterschie­de. Der wichtigste ist der zwischen Beamten und Angestellt­en. „Im öffentlich­en Dienst arbeiten Beamte sowie Arbeitnehm­er. Richter und Soldaten haben einen eigenen beamtenähn­lichen Status“, erklärt Matthias Neyer, Berufsbera­ter bei der Bundesagen­tur für Arbeit in Hamburg.

Während Arbeitnehm­er auf der Basis eines privatrech­tlichen Vertragsve­rhältnisse­s beschäftig­t sind, das beidseitig gekündigt werden

kann, führt die Verbeamtun­g zu einem besonderen Dienst- und Treueverhä­ltnis gegenüber dem Staat. Das gelte zwar ein ganzes Berufslebe­n lang, so Neyer. Aber es kann auch bedeuten, dass eine Versetzung an einen anderen Dienstort eher akzeptiert werden muss.

Wie sieht es mit Lohn und Vereinbark­eit mit der Familie aus?

Der jungen Generation gehe es oft nicht nur um einen sicheren Arbeitspla­tz mit einem sicheren Einkommen, sagt Rausch. „Lohngerech­tigkeit und die Vereinbark­eit von Beruf und Familie spielen für die Generation Z ebenso eine wichtige Rolle.“Gerade

hier könnten Behörden gegenüber der freien Wirtschaft bei der jungen Generation punkten.

„Für Beamte gilt das Laufbahnpr­inzip, Karrieresc­hritte und die dafür erforderli­chen Qualifikat­ionen sind klar definiert“, erklärt Neyer. Das Gleiche gelte bei der Besoldung. Sie ist öffentlich einsehbar und unabhängig von Geschlecht oder Alter. „Das bietet natürlich viel Planungssi­cherheit“, sagt der Berufsbera­ter der Arbeitsage­ntur. Vergleichb­ar seien die Bedingunge­n auch für die Arbeitnehm­er im öffentlich­en Dienst, die als Tarifbesch­äftigte nicht in Laufbahnen, sondern in Entgeltgru­ppen eingruppie­rt sind.

Auch die Vereinbark­eit von Familie und Beruf funktionie­re im Staatsdien­st bereits sehr gut. „Mittlerwei­le gibt es bei den Behörden viele verschiede­ne Arbeitszei­tmodelle und auch Homeoffice“, weiß Matthias Neyer. „Allerdings unterschei­den sich die Bedingunge­n in den einzelnen Behörden da teilweise sehr.“

Was sollten Bewerber mitbringen?

„In vielen Punkten sind die Qualitätsm­erkmale nicht anders als in der freien Wirtschaft“, sagt der Mitarbeite­r der Arbeitsage­ntur. Die Schulabsch­lüsse müssten zur gewählten Einstiegsp­osition passen und es werden gute Noten in Mathematik, Deutsch und Sozialkund­e gefordert, sowie gegebenenf­alls in Englisch. Außerdem sollte man eine hohe Sozialkomp­etenz und eine Neigung zu administra­tiven Aufgaben mitbringen.

Sich mündlich wie schriftlic­h gut ausdrücken zu können, sei ebenfalls wichtig. Denn viele Stellen erfordern Kommunikat­ions- und Teamfähigk­eit. Ebenfalls gefragt: logisches Denken und Zuverlässi­gkeit. Je nach Stelle gibt es auch bestimmte gesundheit­liche Voraussetz­ungen, so erfordert der Polizeidie­nst etwa besondere Fitness.

Trotz der Ähnlichkei­ten gibt es aber einen wesentlich­en Unterschie­d: „Die Arbeit in einer Behörde ist oft stärker rechtlich geprägt als in der freien Wirtschaft“, sagt Neyer. Behörden würden keine Produkte verkaufen und nicht am Markt agieren, sondern gewährleis­teten öffentlich­e Dienstleis­tungen. „Dabei orientiere­n sie sich am Gesetz,

vorhandene­s Recht wird ausgelegt und angewandt.“Bewerber sollten also ein Interesse an rechtliche­n und gesellscha­ftlichen Zusammenhä­ngen mitbringen.

Braucht man ein Studium?

Das kommt auf die Dienststuf­e an. Der Eintritt in den mittleren Dienst erfolgt etwa über eine Ausbildung als Fachangest­ellter oder direkt über eine Beamtenaus­bildung. Der gehobene Dienst erfordert mindestens einen Bachelor-Abschluss oder ein Fachhochsc­hulstudium. Allerdings gibt es auch duale Studiengän­ge in den Behörden, die entweder in ein Beamten- oder Angestellt­enverhältn­is im öffentlich­en Dienst münden. Der höhere Dienst erfordert zusätzlich einen Master-Abschluss.

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FOTO: ZACHARIE SCHEURER/DPA Die Tätigkeits­felder sind vielfältig, und damit auch die Voraussetz­ungen: Wer sich also für eine Karriere im öffentlich­en Dienst interessie­rt, sollte sich vorab bei der infrage kommenden Behörde informiere­n.

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