Nicht nur Abitur führt zur Karriere
„Der Nachwuchs wird nicht mehr erreicht“, regionaler Leitartikel von Sabine Schorr, SZ vom 16. Mai
So ganz Unrecht hat Frau Schorr nicht, es ist schwierig, junge Menschen für eine Ausbildung zu begeistern. Ob das nun aber unbedingt an der Kommunikation liegt, das bezweifle ich stark. Unser Schulsystem suggeriert, dass jeder das Abitur machen kann/muss. Viele Schüler quälen sich geradezu, dieses Ziel zu erreichen. Oft von den Eltern gepusht, ihre sollen es mal besser haben. Aber ist besser unbedingt an Abitur und Studium geknüpft? Und wenn man schon unter Ausschöpfung seiner letzten Reserven das Abi tatsächlich geschafft hat – na, dann stürzt man sich in ein Studium. Und wundert sich dann oft, wie schwer das ist und man eigentlich gar nicht weiß, was man damit später anfangen möchte. Die Zahl der Studienabbrecher spricht eine deutliche Sprache. Dass man auch mit einer Ausbildung, die für viele junge Leute die bessere Wahl wäre, eine gute „Karriere“hinlegen, sich in vielen Berufen in spannenden Weiterbildungen weiterentwickeln und sich beruflich in Bereichen aufstellen kann, die man als junger Mensch noch nicht kennt; dass man auch nach einer Ausbildung sogar ohne Abitur in vielen Bereichen studieren kann – wenn man einen klareren Plan hat, wohin die berufliche Reise geht – das wissen viele leider nicht. Auch die Arbeitgeber müssen in die Pflicht genommen werden. Oft ist es eine Hilfe, Mitarbeiter und künftige Azubis anständig zu behandeln, dann wird vielleicht auch das Handwerk wieder attraktiver. Was ich im Artikel von Frau Schorr leider sehr vermisse: Viele Schulen bemühen sich um eine umfassende Berufsorientierung. Berufswahl hat viel damit zu tun, sich selbst zu kennen, Interessen zu haben, seine Stärken einschätzen zu können und einen Plan für das Berufsleben zu entwickeln. Es hat viel damit zu tun, sich einzubringen, denn dafür wird man später bezahlt. Gute und professionelle Hilfe können da Berufsberater der Arbeitsagentur leisten.