Saarbruecker Zeitung

Wieso Studierend­e kein Junge-Leute-Ticket erhalten

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(cis) „Sind Studierend­e keine jungen Leute?“, fragte eine SZ-Leserin kürzlich in einem Leserbrief. Anlass ihrer Verwunderu­ng war die Entscheidu­ng der Landesregi­erung, Studierend­e auszuklamm­ern bei ihrem zum 1. Mai eingeführt­en „Junge-Leute-Ticket“. Nur Schülerinn­en und Schüler, Auszubilde­nde und Freiwillig­endienstle­istende können dieses Ticket nutzen (Kosten: 30,40 Euro monatlich bzw. 365 Euro im Jahr). Alle Studierend­en im Saarland zahlen pro Semester derzeit 130 Euro für die freie ÖPNV-Nutzung im Saarland. Über dieses Solidarmod­ell (jede/r zahlt, unabhängig von der ÖPNV-Nutzung) werden pro Semester etwa 3,5 Millionen in die Kassen des Saar-Verkehrsve­rbunds (SaarVV) gespült. Dieser bietet Studierend­en seit Mai an, ihr Semesterti­cket (21,66 Euro monatlich) mit dem Deutschlan­dticket (49 Euro) zu verrechnen: Nach diesem Aufstocker­modell zahlen sie den Differenzb­etrag (27,33 Euro im Monat). Könnten die Studierend­en hingegen das Junge-Leute-Ticket nutzen, hätte dies zweierlei Folgen: Erstens gingen dem SaarVV pro Jahr gut sieben Millionen Euro zur Finanzieru­ng des ÖPNV verloren. Zweitens hätte das Semesterti­cket als Solidarmod­ell ausgedient, könnten Studierend­e für ein paar Euro mehr (statt 21,66 Euro 30,40) auf freiwillig­er Basis das Junge-Leute-Ticket kaufen.

Derzeit ringen die 16 Länder-Verkehrsmi­nisterien zusammen mit den Landes-Studierend­envertretu­ngen (AStEn) und dem Bund um eine deutschlan­dweite Studi-Lösung. Lukas Achenbach, als AStA-Vorsitzend­er der HTW auf Saar-Studierend­enseite in die Verhandlun­gen involviert, hofft, dass am Ende eine Kompromiss­lösung steht. Bliebe das Semesterti­cket (und damit das verpflicht­ende Solidarmod­ell) bestehen, könnte bundesweit etwas in der Preisklass­e des Junge-Leute-Tickets (rund 30 Euro) im Saarland herauskomm­en. Um die Haushalte der Länder nicht über Gebühr zu belasten, müssten die Studis den ÖPNV so zum Teil weiter mitfinanzi­eren.

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