Fällt in Rehlingen wieder ein Weltrekord?
Prothesen-Weitspringer Markus Rehm ist vor dem Pfingstsportfest in Rehlingen am kommenden Sonntag in der Form seines Lebens.
Weltrekord live zu erleben – so etwas passiert nicht oft in der Leichtathletik. Gut 48 Jahre ist es etwa her, als die Besucher des Leichtathletik-Pfingstsportfestes in Rehlingen die Gelegenheit hatten, im altehrwürdigen Bungertstadion einem solchen Ereignis beizuwohnen. Die deutsche HammerwurfLegende Karl-Hans Riehm schleuderte damals, am 19. Mai 1975, das 7,26 Kilogramm schwere Gerät in jedem (!) seiner sechs Versuche weiter als der bestehende Weltrekord. „Es waren 4000 Leute da, und alle Zuschauer sind natürlich ausgerastet“, erinnerte sich Riehm in einer Chronik des Veranstalters LC Rehlingen an jenen denkwürdigen Tag.
Noch einmal, vier Jahre später, durfte in Rehlingen ein Weltrekord bejubelt werden, als Hochspringer Dietmar Mögenburg am 26. Mai 1980 mit 2,35 Metern die bestehende Bestmarke zumindest egalisierte. Seitdem gab es regelmäßig herausragende Leistungen bei einem der traditionsreichsten Meetings in Deutschland überhaupt, wie etwa
die 91,44 Meter von Speerwerfer Andreas Hofmann im Jahr 2018 oder die 68,98 Meter des österreichischen Diskuswerfers Lukas Weißhaidinger im gleichen Jahr. Eine Weltbestmarke fiel allerdings nicht mehr.
Das könnte sich am kommenden
Sonntag, wenn das Pfingstsportfest zum bereits 58. Mal stattfindet, ändern. Denn mit Prothesen-Weitspringer Markus Rehm kommt ein Sportler ins Bungertstadion, der sich in der Form seines Lebens befindet. Der viermalige Paralympicssieger
vom TSV Bayer Leverkusen sprang am vergangenen Samstag beim Meeting L´Hospitalet in Barcelona (Spanien) 8,64 Meter weit und überbot damit seine Weltbestmarke um zwei Zentimeter.
„Es war überragend, ein aufregen
der Tag und ein richtig geiler Wettkampf bei guten Bedingungen“, sagte Rehm nach dem Wettbewerb: „Ich hatte vorher schon richtig weite Sprünge, einen sogar auf 8,72 Meter – leider mit zu viel Rückenwind. Vor dem letzten Versuch habe ich mir gedacht: Komm, jetzt hol dir das Ding und mach es offiziell.“In Rehlingen, wo der 34-Jährige erstmals an den Start geht, könnte es noch weitergehen. „Es ist auf jeden Fall ordentlich Potenzial da und macht richtig Laune“, sagte Rehm: „Ich hoffe, dass es in der Saison so weitergeht und ich vielleicht noch ein paar Zentimeter oben draufpacken kann.“
Rehm ist einer von vielen Stars, die am Sonntag im Bungertstadion ihre Aufwartung machen. Bei aktuell vorhergesagten 25 Grad Celsius und strahlendem Sonnenschein dürfte das Meeting wieder mehrere tausend Leichtathletik-Fans nach Rehlingen locken. „Wir sind so gut besetzt wie lange nicht mehr, haben wohl das beste Starterfeld seit 20 Jahren“, sagt Meetingdirektor Werner Klein. Das dürfte neben dem Beliebtheitsgrades des familiären Meetings bei Athletinnen und Athleten auch am neuen Status der Veranstaltung liegen. Erstmals wird das Pfingstsportfest als sogenanntes „Silver Level Meeting“geführt und gehört zur „World Athletics Continental Tour“des Leichtathletik-Weltverbandes. Diese Tour bildet nach der Diamond League die zweite Stufe internationaler eintägiger Wettkämpfe. „Das ist ein Ritterschlag für uns“, sagt Werner Klein. Ein neuer Weltrekord am Sonntag durch Markus Rehm wäre das sicherlich auch.
„Ich hoffe, dass es so weitergeht und ich vielleicht noch ein paar Zentimeter oben draufpacken kann.“Markus Rehm vor seinem Auftritt in Rehlingen über seinen Weltrekordsprung