Wer Stahl kann, der kann auch Bücher
Die „ Saarstahl-Mutter“Stahlstiftung produziert – na klar – Stahl. Da gibt es aber auch noch einen kleinen anderen Geschäftsbereich: Die Druckerei und Buchbinderei der Gemeinnützigen Gesellschaft für Beschäftigung und Qualifizierung Saar (GBQ) in Völkling
Auf dem Völklinger Firmengelände von Saarstahl wird nicht nur Stahl produziert, sondern auch Papier verarbeitet. In einer Druckerei können Formulare, Visitenkarten, Flyer, Plakate, Briefbögen, Blöcke oder Kalender bestellt werden. Ein 3D-Drucker ist hier ebenfalls im Einsatz. Aus robustem Kunststoff fertigt er zum Beispiel Halterungen für Stifte oder TabletComputer.
Die Druckerei und die angeschlossene Buchbinderei gehören allerdings nicht direkt zur Saarstahl AG: Sie sind Teil der Gemeinnützigen Gesellschaft für Beschäftigung und Qualifizierung Saar mbH (GBQ), einem Unternehmen der meist „Stahlstiftung“genannten Montanstiftung Saarland mit Sitz in Völklingen, die wiederum Muttergesellschaft der SHS (Stahl Holding Saarland) ist, also des Mehrheitseigners von Saarstahl und Dillinger Hütte. Zu den Kunden der Druckerei gehören neben der Stahlindustrie selbst auch Krankenhäuser, Verbände, Gewerkschaften und Versicherungen. Der Betrieb wurde 1993 gegründet, um Stahlarbeitern, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Produktion eingesetzt werden konnten, eine Weiterbeschäftigungsmöglichkeit zu bieten. Inzwischen gehören auch ehemalige Langzeitarbeitslose und externe Fachkräfte zur Belegschaft.
Die GBQ bildet nicht aus. Ihre Mitarbeiter werden nach Tarif bezahlt, eine Gewinnorientierung gibt es nicht. Ziel sei eine „schwarze Null“, erläutert GBQ-Geschäftsführer Roman Trenz mit Blick auf die Umsatzzahlen.
Seit Anfang 2022 ist die Gesellschaft ein anerkannter Inklusionsbetrieb. Von den aktuell 208 Mitarbeitern sind 46 Prozent schwerbehindert. Es gibt viele Beschäftigungsmöglichkeiten innerhalb des Betriebs, nicht nur im Bereich Buchdruck; unter anderem gehören eine Schreinerei, ein Malerbetrieb und eine feinmechanische Werkstatt zum Unternehmen.
In der Druckerei selbst wird das Papier von modernen Maschinen geschnitten und gefaltet. Neben ei
ner digitalen Produktionsdruckmaschine für kleinere Auflagen ist auch eine Vierfarben-Offsetdruckmaschine im Einsatz. Das Plakat, das sie gerade ausgeworfen hat, kontrolliert Bereichsleiter Michael Fuß mit der Lupe. Der Experte verlässt sich aber nicht nur auf sein geschultes Auge. Ein Gerät fährt über den Kontrollstreifen am Plakatrand und zeigt Fuß am Monitor, wo noch nachgebessert werden muss. Erst wenn alles im grünen Bereich ist, werden die weiteren Papierbögen durch die Maschine gejagt. Das Gerät, an dem Mitarbeiter Wolfgang Horn sitzt, hat keinen automatischen Einzug. Geduldig legt er eine Materialbegleitkarte nach der anderen unter die Maschine. Sie stanzt ein Loch und bringt eine Öse an. Die beschrifteten Karten hängen später an Paletten und geben Auskunft über den Inhalt einer Lieferung.
Auch in der Buchbinderei, wo zum Beispiel Bachelor-Arbeiten gebunden werden, ist noch viel Handarbeit gefragt. Mit Leim und Gaze, einem halbdurchsichtigen, sehr locker gewebten Stoff, werden Blätter zusammengeklebt. Fehlt nur noch der Deckel – fertig ist das schmucke Buch. Die Arbeit könnte auch eine Maschine erledigen. Aufgrund der geringen Stückzahlen, die jeweils in Auftrag gegeben werden, lohnt sich ihre Anschaffung aber nicht. Und bei einem anderen Angebot der Buchbinderei wäre vermutlich sowieso jede Maschine überfordert: Beim Restaurieren alter Bücher ist viel Fingerspitzengefühl und somit reine Handarbeit gefragt.