Orgel und Wasserorgel machen Wassermusik
Eine Woche vor ihrem Eröffnungskonzert möchten die Musikfestspiele Saar am Pfingstsonntag mit einem spektakulären Konzert die Vorfreude auf die Festspiele befeuern. Erstmals wird die Wassermusik von Georg Friedrich Händel sozusagen mehrdimensional erkling
Im Regieraum klackert es wie früher bei der Ziehung der Lottozahlen. Die Schalter geben in ihrem Kasten massiv laute Geräusche ab, wenn sie von einer Position in die andere springen. Sogar kleine Blitze mit Schmauchspuren sind zu sehen. Draußen kriegt man das nicht mit. Aber man sieht, was in diesem unscheinbaren kleinen Gebäude am Deutschmühlenweiher ausgelöst wird: Die Fontänen der Wasserorgel des Deutsch-Französischen Gartens.
Der Tonkünstler Roman Conrad kümmert sich seit einiger Zeit um die Anlage mit der alten Technik und kombiniert sie mit neueren Geräten wie Keyboards und einem Laptop. Conrad hat an der Hochschule für Bildende Künste Saar (HBK) studiert und mit dem Tonmeister der HBK, Stefan Zintel, ein Programm für die Wasserorgel geschrieben.
Im Rahmen eines Projekts wurde er auf die Anlage aufmerksam – und fing sogleich Feuer für sie. „Das war mal mit die größte Wasserorgel Deutschlands. Davon gibt es ja nicht mehr viele.“Nur zur Sicherheit und um Missverständnisse zu vermeiden: Der Begriff „Orgel“bezieht sich hier nicht auf Töne, sondern auf die Anordnung der Fontänen, die wie Orgelpfeifen nebeneinander liegen. Und so, wie bei
der Kirchenorgel Luft durchgeleitet wird, fließt eben Wasser mit hohem Druck durch die Wasserorgel.
Allerdings kann man im DeutschFranzösischen Garten die Fontänen nicht einzeln ansteuern. „Sieben Pumpen steuern verschiedene Bilder. Es gibt nicht die Reaktion einer Fontäne auf den Ton einer Taste, sondern es gibt ein ganzes Bild“, erklärt Conrad. Da entstehen zum Beispiel die Vase, der Fächer, die Tulpe, die kleine und die große Muschel.
Um Musik und die Bilder der Wasserorgel miteinander zu verbinden, schreibt Conrad zu Musikstücken bestimmte Ablaufpläne, die die Fontänen mit dem Klang synchronisieren. Er ist aber auch in der Lage, sozusagen live zu einer Musik
die entsprechenden WasserorgelBilder zu erzeugen. Das wird jetzt an diesem Sonntag, 28. Mai, der Fall sein, wenn Bernhard Leonardy „Orgel-Wassermusik zur Wasserorgel“spielen wird.
Der Leiter der Musikfestspiele Saar hatte sich überlegt, wie man im Deutsch-Französischen Garten (DFG) „ein bisschen Festival-Fieber“erzeugen könnte, bevor es eine Woche später mit dem offiziellen Programm losgeht. Unter anderem wird es ja im Rahmen der Festspiele Aufführungen auf der großen Seebühne im DFG geben.
Leonardy hatte nun folgende Idee: Die berühmteste Wassermusik ist wohl das Werk für Orchester von Georg Friedrich Händel. Leonardy: „Ich habe da eine schöne
Adaption von einem amerikanischen Künstler gefunden, der hat das auf die Orgel umgesetzt: sehr spannend, sehr virtuos und sehr für Orgel geeignet.“
Da aber der Deutsch-Französische Garten über keine (Musik-) Orgel verfügt, muss die moderne Technik aushelfen. Leonardy wird eine elektrische Orgel verwenden, die eine Sounddatenbank ansteuert: Diese enthält nichts Geringeres als eine Abbildung aller Töne der Orgel aus der Kathedrale von Nancy. Diese wurde von Aristide Cavaillé-Coll erbaut, der auch jene Orgel in der Kathedrale Notre-Dame in Paris erstellte, die durch den Brand zum Glück fast unbeschädigt blieb.
Conrad und Leonardy hoffen am Sonntag auf einen gut besuchten Deutsch-Französischen Garten – was bei schönem Wetter sicherlich der Fall sein wird. „Wir wollten auch mal andere Leute erreichen und dort hingehen, wo die TheateraboLeute eher nicht hingehen oder die Konzertleute auch nicht“, meint Leonardy. „Der Heilige Geist wird uns am Pfingsttag sicherlich auch noch helfen.“
Allein, dass die Wasserorgel in Betrieb genommen wird, wird für Aufmerksamkeit sorgen. „Das hat mich bei der Arbeit hier extrem überrascht: Die Leute reagieren wirklich stark darauf“, erzählt Conrad. Als Kind sei er auch schon in den Park gegangen und habe die Wasserorgel bewundert, aber natürlich habe sich diese Faszination im Laufe der Jahre verflüchtigt. Umso froher sei er dann gewesen, als er sah, wie die Leute stehenblieben, als das Gerät in Betrieb genommen wurde.
Die Wasserorgelmusik findet am Pfingstsonntag, 28. Mai, im DeutschFranzösischen Garten statt. Jeweils um 14, 15 und 16 Uhr wird Bernhard Leonardy in die Tasten greifen und Conrad dazu passende Bilder der Wasserorgel zaubern. Der Eintritt ist frei, dazu gibt es für alle Interessierten kostenlose Programmbücher der Musikfestspiele Saar. Bei Regen muss das Ganze leider ausfallen. https:// musikfestspielesaar.de/