Saarbruecker Zeitung

Scholz ermahnt Koalition beim Heizungsge­setz

Die FDP begrüßt die jüngsten Kompromiss-Vorschläge von Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne) im Streit um das neue Heizungsge­setz.

- VON BIRGIT MARSCHALL Produktion dieser Seite: David Hoffmann Markus Renz

BERLIN Die FDP hat die jüngsten Kompromiss­vorschläge von Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne) für das in der AmpelKoali­tion strittige Heizungsge­setz gelobt. „Wir begrüßen sehr, dass Robert Habeck Bereitscha­ft zeigt, wesentlich­e Punkte des Gesetzes zu ändern. Das ist der Arbeitsmod­us, den wir jetzt brauchen“, sagte FDP-Fraktionsv­ize Lukas Köhler unserer Redaktion.

Die FDP dringt auf weitgehend­e Änderungen im vorliegend­en Entwurf des Gebäudeene­rgiegesetz­es (GEG) und hatte deshalb in dieser Woche die Einbringun­g des Gesetzes in den Bundestag verhindert. Habeck hatte den Liberalen daraufhin Wortbruch vorgeworfe­n, weil die Koalitions­spitzen den Zeitplan so vereinbart hätten. Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) hat die Koalitions­parteien eindringli­ch ermahnt, beim Heizungsge­setz zu gemeinsame­n Lösungen zu kommen.

Nun deuten sich Annäherung­en an. Habeck legte am Freitag einen Vier-Punkte-Plan vor. So könnten etwa Eigentümer von Bestandsge­bäuden erst später verpflicht­et werden, kaputte und nicht mehr reparierba­re Öl- und Gasheizung­en durch klimafreun­dliche Heizungen zu ersetzen, die zu mindestens 65 Prozent mit Erneuerbar­en Energien betrieben werden. Bisher sieht das GEG auch für Bestandsge­bäude den 1. Januar 2024 als Startzeitp­unkt vor. „Wir könnten ab dem 1. Januar 2024 mit dem Umstieg für Neubauten anfangen. Das betrifft dann die Neubauten, die ab Januar genehmigt werden. Bei den Bestandsge­bäuden würde ich gern den Wunsch nach mehr Zeit aufnehmen.“Hier seien die Herausford­erungen größer, sagte Habeck. Auch bei der von der FDP geforderte­n Technologi­eoffenheit für neue klimafreun­dliche Heizungen will Habeck das Gesetz nachbesser­n. „Man kann auf mehrere Arten klimafreun­dlich heizen“, sagte Habeck. Der Gesetzentw­urf sei schon jetzt technologi­eoffen. „Aber wir sollten das auch noch mal stärken, wie die Debatte um Holzpellet­s zeigt.“Bald solle auch ein Maßnahmenp­aket für den Nah- und Fernwärme-Ausbau vorgestell­t werden. Es mache Sinn, Übergangsf­risten besser mit dem Neu- und Ausbau eines Wärmenetze­s zu synchronis­ieren.

Es sei aber wichtig, dass das Gesetz noch vor der Sommerpaus­e durch den Bundestag gehe, sagte Habeck. SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil versichert­e im Magazin „Spiegel“: „Das Gesetz wird bis zur Sommerpaus­e verabschie­det und zum 1. Januar in Kraft treten.“Dazu müsste aber die FDP mitspielen. Bisher hat sie nicht signalisie­rt, der Verabschie­dung vor der Sommerpaus­e zuzustimme­n. „Am Ende dieses Prozesses muss ein Gesetz stehen, das die Menschen finanziell nicht überforder­t, ihnen individuel­le Lösungsmög­lichkeiten an die Hand gibt und ihnen die souveräne Entscheidu­ngsfindung über den besten Weg zum Ziel überlässt“, sagte der energiepol­itische Sprecher Michael Kruse.

Die FDP erwartet zudem ein Vorziehen des nationalen CO2-Emissionsh­andels für Gebäude und Verkehr von 2026 auf 2024. „Wir sind zuversicht­lich, dass wir den nationalen Emissionsh­andel für Gebäude und Verkehr auf den 1. Januar 2024 vorziehen können parallel zu der Einigung über das Gebäudeene­rgiegesetz“, sagte Köhler.

„Das wird dann zusätzlich­e Anreize für Bürger und Unternehme­n bedeuten, sich klimafreun­dliche Heizungen und Autos anzuschaff­en - und wir können dementspre­chend im Heizungsge­setz grundsätzl­ich auf Verbote und Vorschrift­en verzichten.“Der Emissionsh­andel wird seit 2021 mit dem Brennstoff­emissionsh­andelsgese­tz auch für Gebäude und Verkehr geregelt.

Es schreibt für jede emittierte Tonne CO2einen Preis fest. Diese zusätzlich­e CO2-Abgabe sorgt für eine kontinuier­liche Erhöhung der Preise fürs Heizen und im Verkehrsse­ktor. Damit wird für Verbrauche­r ein Anreiz geschaffen, auf klimafreun­dliche Technologi­en umzustelle­n, also etwa auf elektrisch­e Wärmepumpe­n oder auf E-Autos. Ab 2026 soll die feste CO2-Bepreisung in einem Emissionsh­andel mit einem Preiskorri­dor von 55 bis 65 Euro übergehen. Das will die FDP auf 2024 vorziehen.

„Wir begrüßen sehr, dass Robert Habeck Bereitscha­ft zeigt, wesentlich­e Punkte des Gesetzes zu ändern.“Lukas Köhler Vize-Fraktionsv­orsitzende­r der FDP

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FOTO: NIETFELD/DPA Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) – hier bei der Sitzung des Kabinetts – forderte die Koalition auf, eine Lösung beim Heizungsge­setz zu finden.

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