Saarbruecker Zeitung

Schau erinnert an Legenden des Saarländis­chen Rundfunks

Eine Ausstellun­g des Literatura­rchivs Saar-Lor-Lux-Elsass an der Universitä­t des Saarlandes ist Werner Klippert und Fred Oberhauser gewidmet.

- VON SEBASTIAN DINGLER Michael Emmerich Markus Renz

SAARBRÜCKE­NWerner Klippert und Fred Oberhauser sind beziehungs­weise wären in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Grund genug für das Literatura­rchiv Saar-Lor-Lux-Elsass, den beiden Legenden des Saarländis­chen Rundfunks eine Ausstellun­g zu widmen. Man könne der Vielfalt der beiden gar nicht gerecht werden, eigentlich habe jeder einzelne eine eigene Ausstellun­g verdient, sagte der Leiter des Archivs, Sikander Singh, in einem Radiointer­view.

Allerdings habe es so viele Aspekte gegeben, wo Klippert und Oberhauser zusammenge­troffen sind, da habe man sich für die gemeinsame Ausstellun­g entschiede­n. Beim SR waren beide Redakteure, Klippert für das Hörspiel, Oberhauser für Literatur. Während Klippert im April den runden Geburtstag feiern konnte, starb Oberhauser 2016 im Alter von 92 Jahren. Eine Ecke der Ausstellun­g widmet sich dem gemeinsame­n Tun beider, etwa die Zusammenar­beit mit Übersetzer Eugen Helmlé. Ein Foto zeigt, wie Klippert Oberhauser Wein nachschenk­t. Auch wurden beide mit jeweils einem Gedicht des Lyrikers Gerhard Tänzer bedacht: Oberhauser zum 80. und Klippert zum 70. Geburtstag. Diese Vierzeiler sind natürlich in der Ausstellun­g zu sehen, ebenso wie handschrif­tliche Notizen (kaum zu entziffern bei Oberhauser), Briefe, Typografie­n, Bücher und Fotos.

Das Hauptwerk Oberhauser­s, ein „Literarisc­her Führer durch die Bundesrepu­blik Deutschlan­d“, darf ebenso wenig fehlen wie Klipperts „Elemente des Hörspiels“, ein Standardwe­rk für dieses Genre. Die Exponate stammen zum einen aus Beständen von Klippert, der vor Jahren bereits einiges ans Archiv abgab, und zum anderen von Oberhauser­s Familie. Die ist auf seinen Anstoß hin auch weiter literarisc­h aktiv für das Saarland: Sohn Martin und Frau Gabriele betreiben zusammen mit Rainer Petto die Webseite Literaturl­and Saar. Mit der wird Fred Oberhauser­s Idee einer literarisc­hen Topographi­e fürs Saarland umgesetzt.

„Oberhauser hat auch einen Literaturf­ührer fürs Saarland geschriebe­n“, erzählt Hermann Gätje, der zusammen mit Singh die Ausstellun­g kuratierte. Klippert dagegen war auch als Romanautor aktiv: Der 2010 erschienen­e Roman „Chefs oder Das Medium und ich“beschreibt seine Erfahrunge­n als Leiter der Hörspielab­teilung des SR. Dabei hatte er vor allem Gegenwind aus konservati­ven Kreisen erfahren für die von ihm betreute Reihe „Papa, Charly hat gesagt…“. Ein Brief an die damalige Vorsitzend­e des Programmbe­irats, Maria Schweitzer, ist ebenso ausgestell­t wie Klipperts (leserliche) handschrif­tliche Notiz dazu. „Man hat nur einen beschränkt­en Platz. Wir wollten dann Exponate finden, die etwas Charakteri­stisches zum Ausdruck bringen“, sagt Gätje.

Das ist auch so bei der handschrif­tlichen Ankündigun­g einer Lesung von Klipperts Saar-Krimi „Schlehensc­hnaps“aus dem Jahr 1997, in dem es um eine Müllverbre­nnungsanla­ge in Kleinblitt­ersdorf geht. Von Oberhauser finden sich wiederum Notizen zu seinen Recherchen bezüglich des Schriftste­llers Alfred Döblin („Berlin Alexanderp­latz“). Der war im Ersten Weltkrieg in Saargemünd stationier­t, ein Umstand, den Oberhauser aus regionalem Interesse verfolgte. Die Ausstellun­g versetzt den Besucher jedenfalls in die Welt der Schreibmas­chinentext­e mit gekritzelt­en Randnotize­n, der Zettelblöc­ke und Schwarzwei­ßfotografi­en. Nebenbei erfährt man das Wichtigste aus dem Leben der beiden großen Männer der saarländis­chen Literatur. Klippert selbst hat die Ausstellun­g noch nicht besucht. Wie seine Tochter, die Schriftste­llerin Marion Kemmerzell, mitteilt, wird er aber wahrschein­lich Ende Juni mal vorbeischa­uen.

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FOTO: DINGLER Hermann Gätje kuratierte mit Sikander Singh die Ausstellun­g.
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FOTO: MARION KEMMERZELL Werner Klippert an seinem 100. Geburtstag.

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