Schau erinnert an Legenden des Saarländischen Rundfunks
Eine Ausstellung des Literaturarchivs Saar-Lor-Lux-Elsass an der Universität des Saarlandes ist Werner Klippert und Fred Oberhauser gewidmet.
SAARBRÜCKENWerner Klippert und Fred Oberhauser sind beziehungsweise wären in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Grund genug für das Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass, den beiden Legenden des Saarländischen Rundfunks eine Ausstellung zu widmen. Man könne der Vielfalt der beiden gar nicht gerecht werden, eigentlich habe jeder einzelne eine eigene Ausstellung verdient, sagte der Leiter des Archivs, Sikander Singh, in einem Radiointerview.
Allerdings habe es so viele Aspekte gegeben, wo Klippert und Oberhauser zusammengetroffen sind, da habe man sich für die gemeinsame Ausstellung entschieden. Beim SR waren beide Redakteure, Klippert für das Hörspiel, Oberhauser für Literatur. Während Klippert im April den runden Geburtstag feiern konnte, starb Oberhauser 2016 im Alter von 92 Jahren. Eine Ecke der Ausstellung widmet sich dem gemeinsamen Tun beider, etwa die Zusammenarbeit mit Übersetzer Eugen Helmlé. Ein Foto zeigt, wie Klippert Oberhauser Wein nachschenkt. Auch wurden beide mit jeweils einem Gedicht des Lyrikers Gerhard Tänzer bedacht: Oberhauser zum 80. und Klippert zum 70. Geburtstag. Diese Vierzeiler sind natürlich in der Ausstellung zu sehen, ebenso wie handschriftliche Notizen (kaum zu entziffern bei Oberhauser), Briefe, Typografien, Bücher und Fotos.
Das Hauptwerk Oberhausers, ein „Literarischer Führer durch die Bundesrepublik Deutschland“, darf ebenso wenig fehlen wie Klipperts „Elemente des Hörspiels“, ein Standardwerk für dieses Genre. Die Exponate stammen zum einen aus Beständen von Klippert, der vor Jahren bereits einiges ans Archiv abgab, und zum anderen von Oberhausers Familie. Die ist auf seinen Anstoß hin auch weiter literarisch aktiv für das Saarland: Sohn Martin und Frau Gabriele betreiben zusammen mit Rainer Petto die Webseite Literaturland Saar. Mit der wird Fred Oberhausers Idee einer literarischen Topographie fürs Saarland umgesetzt.
„Oberhauser hat auch einen Literaturführer fürs Saarland geschrieben“, erzählt Hermann Gätje, der zusammen mit Singh die Ausstellung kuratierte. Klippert dagegen war auch als Romanautor aktiv: Der 2010 erschienene Roman „Chefs oder Das Medium und ich“beschreibt seine Erfahrungen als Leiter der Hörspielabteilung des SR. Dabei hatte er vor allem Gegenwind aus konservativen Kreisen erfahren für die von ihm betreute Reihe „Papa, Charly hat gesagt…“. Ein Brief an die damalige Vorsitzende des Programmbeirats, Maria Schweitzer, ist ebenso ausgestellt wie Klipperts (leserliche) handschriftliche Notiz dazu. „Man hat nur einen beschränkten Platz. Wir wollten dann Exponate finden, die etwas Charakteristisches zum Ausdruck bringen“, sagt Gätje.
Das ist auch so bei der handschriftlichen Ankündigung einer Lesung von Klipperts Saar-Krimi „Schlehenschnaps“aus dem Jahr 1997, in dem es um eine Müllverbrennungsanlage in Kleinblittersdorf geht. Von Oberhauser finden sich wiederum Notizen zu seinen Recherchen bezüglich des Schriftstellers Alfred Döblin („Berlin Alexanderplatz“). Der war im Ersten Weltkrieg in Saargemünd stationiert, ein Umstand, den Oberhauser aus regionalem Interesse verfolgte. Die Ausstellung versetzt den Besucher jedenfalls in die Welt der Schreibmaschinentexte mit gekritzelten Randnotizen, der Zettelblöcke und Schwarzweißfotografien. Nebenbei erfährt man das Wichtigste aus dem Leben der beiden großen Männer der saarländischen Literatur. Klippert selbst hat die Ausstellung noch nicht besucht. Wie seine Tochter, die Schriftstellerin Marion Kemmerzell, mitteilt, wird er aber wahrscheinlich Ende Juni mal vorbeischauen.