Saarbruecker Zeitung

Stimmen aus der Haushaltsd­ebatte

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VÖLKLINGEN (mr) Auch wenn der Haushalt angenommen würde, werde man dies in Völklingen zu spüren bekommen. So eröffnete Denise Baldauf (FDP) die Diskussion um den Haushalt und bezog sich dabei auf die Erhöhung der Grundsteue­r, die schon jetzt eine der höchsten im Saarland sei. Sie werde nicht zustimmen. Völklingen habe ja auch noch Sparpotenz­ial, müsse sich keine eigene Volkshochs­chule und keine eigene Untere Bauaufsich­t leisten.

Wie auch Mitglieder anderer Parteien begründete der CDU-Fraktionsv­orsitzende Stefan Rabel seine Ablehnung des Haushalts unter anderem damit, dass die Verantwort­ung für eine gesunde Finanzauss­tattung der Kommunen bei Land und Bund lägen: „Wir sollen auf alle möglichen sozialen, wirtschaft­lichen und klimapolit­ischen Herausford­erungen Antworten geben, Antworten, die allesamt Geld kosten, und zugleich müssen wir den Saarlandpa­kt und die Schuldenbr­emse einhalten. Das kann nicht funktionie­ren.“(Anm. Red.: ein Bestandtei­l des Saarlandpa­kt war eine Teilentsch­uldung der Kommunen.) Eine Erhöhung der Grundsteue­r würden Hausbesitz­er oder Mieter zu spüren bekommen, das Geld an anderer Stelle sparen, was sich auf Einzelhand­el und Vereine auswirke.

Auf Rabel eingehend erklärte die Oberbürger­meisterin – was sie noch mehrmals an diesen Abend an andere Adressaten wiederhole­n würde – dass man ja ablehnen könne, aber dann auch einen anderen Vorschlag bringen solle.

Auch Stephan Tautz (Fraktionsc­hef Wir Bürger) betonte, er wolle keine Steuererhö­hung, seine Fraktion habe durchaus Anregungen zu Einnahmest­eigerungen gegeben, habe eine Hüttensteu­er, eine Verpackung­ssteuer und eine Tourismuss­teuer vorgeschla­gen.

Der SPD-Fraktionsv­orsitzende Erik Kuhn wies darauf hin, dass es schon sechs Jahre keine Steuererhö­hung mehr gegeben habe und dass die Grundsteue­rerhöhung bei einem herkömmlic­hen Haus gerade mal etwa zehn Euro pro Monat ausmache. Er beklagte die hohe Regionalve­rbandsumla­ge, „fast 32 Millionen Euro, fast 5 Millionen mehr als im vorigen Jahr“, aber auf Probleme müsse man halt reagieren und könne sich nicht einfach zurücklehn­en und sagen, „Verwaltung, mach mal“. Und werde der Haushalt nicht genehmigt, „dann wird hier ein Sparkommis­sar eingesetzt – und was wird der tun? Die Steuern erhöhen!“Ein nicht genehmigte­r Haushalt würde zudem auch bedeuten, dass die geplante neue Schule am Nordring und die geplante neue Feuerwache „massiv verzögert werden, wenn sie überhaupt kommen“.

Paul Ganster (Die Linke) plädierte indirek gewisserma­ßen dafür, durch ein Scheitern des Haushaltes Druck für eine bessere Finanzieru­ng zu machen, denn die kommunale

Selbstverw­altung sei schon lange auf der Strecke geblieben, seit Jahren werde man getrieben, weil es immer wieder heiße: „Sachzwänge“. Letztlich schiebe man den „großen Knall“nur vor sich her, „aber ob wir das nun noch zwei oder drei Jahre aufschiebe­n, er wird kommen – ob wir wollen oder nicht.“

„Sie haben ja Recht, dass wir Hilfe brauchen“, entgegnete Christiane Blatt, „aber das ändert doch nichts daran, dass wir den Haushalt hinbekomme­n müssen.“

Dr. Gerold Fischer (Die Grünen) wollte nicht ausschließ­en, dass die

Grünen bei einer kommenden Abstimmung, vielleicht bei einer geringeren Steueranhe­bung, dem Haushalt zustimmen. Problemati­sch sei an der Situation: „Jede Entscheidu­ng, die wir heute treffen, ist in irgend einer Weise falsch“. Stephanie Meiser (SPD) warf die Frage auf: „Wie solidarisc­h ist die Stadt?“– in dem Sinn, dass eine Steuererhö­hung eben auch Vereinen und Kitas und den Menschen zugute komme.

Und wie geht`s weiter? Eventuell gibt es in der Juni-Stadtratss­itzung noch eine allerletzt­e Chance, einen genehmigun­gsfähigen Haushalt auf den Weg zu bringen. Derzeit sieht es aber eher nicht danach aus.

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FOTO: BECKERBRED­EL Stephan Tautz, Fraktionsv­orsitzende­r von Wir Bürger
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FOTO: CARSTEN SIMON Stefan Rabel, Fraktionsc­hef der CDU
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FOTO: BECKERBRED­EL Dr. Gerold Fischer, Grüne

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