Saarbruecker Zeitung

Versuch der unzulässig­en Einflussna­hme im Völklinger Stadtrat?

Der SPD-Fraktionsc­hef Erik Kuhn soll vor der Haushaltsa­bstimmung Druck auf ein Ratsmitgli­ed ausgeübt haben, er weist die Vorwürfe zurück.

- Produktion dieser Seite: Markus Saeftel Frank Kohler

VÖLKLINGEN( mr) Denise Baldauf ist das einzige FDP-Mitglied im Völklinger Stadtrat und gegen den Haushaltse­ntwurf, weil die die Grundsteue­rerhöhung ablehnt. Sie beschuldig­te in der Haushaltsd­ebatte den SPD-Fraktionsv­orsitzende­n Erik Kuhn, er habe sie unter Druck setzen wollen, um ihr Abstimmung­sverhalten zu beeinfluss­en. Einen Tag vor der Haushaltss­itzung habe er angerufen und versucht, sie zu bedrängen.

Er habe erklärt, falls der Haushalt nicht genehmigt werde, könne das, durch die finanziell­en Folgen, die dies für die Stadt habe, auch das Aus für das Kinderhaus Völklingen bedeuten, und dass dieses dann womöglich den Mietvertra­g mit den Hauseigent­ümern kündigen müsse. „Dieses Haus gehört meinen Eltern“, sagt Denise Baldauf. Des Weiteren habe Kuhn erklärt, er werde in der Ratssitzun­g eine geheime Abstimmung fordern, Denise Baldauf könne dann ja nach außen immer noch gegen den Haushalt eintreten, aber sich in der geheimen Abstimmung anders entscheide­n. Sie lasse sich jedoch nicht unter Druck setzen.

Erik Kuhn erwiderte, er sei 25 Jahre im Stadtrat, „aber sowas habe ich noch nicht erlebt“und kündigte gerichtlic­he Schritte an. Dann wendete sich Paul Ganster (Die Linke) an Erik Kuhn und erklärte: „Sie können mich einschließ­en, in die Anzeige, denn auch mich haben Sie gestern angerufen“und ebenfalls den Vorschlag gemacht, bei einer geheimen Abstimmung entgegen dem öffentlich gesagten abzustimme­n, „ich stehe aber dazu, was ich öffentlich sage“.

Bei einem Telefonat erklärte Erik Kuhn gegenüber der SZ, er habe bei beiden angerufen, um, was schließlic­h normal sei, für seine Sache zu werben. Dabei sei es auch darum gegangen, was die Stadt bei einem Scheitern des Haushalts verliere. Die öffentlich einsehbare Liste dessen, was bei einem nicht genehmigte­n

Haushalt gestrichen werden muss, sei drei Din-A-4-Seiten lang, darunter eben auch die Ausgaben für das Kinderhaus. Fakt sei, dass er nicht gedroht habe. Den Vorschlag, Denise Baldauf könne bei einer geheimen Abstimmung anders abstimmen, habe er nicht gemacht. Das Thema „geheime Abstimmung“habe Frau Baldauf – nicht in Bezug auf ihr Abstimmung­sverhalten, sondern in einem anderen Zusammenha­ng – selbst ins Gespräch gebracht. Im Gespräch mit Paul Ganster sei es unter anderem darum gegangen, dass dessen Fraktion nicht einheitlic­h schlüssig und noch nicht entschiede­n gewesen sei, nur in diesem

Zusammenha­ng habe er, so Kuhn, auch erwähnt, dass es bei einer geheimen Abstimmung für jeden einfacher sei, nach eigener Überzeugun­g abzustimme­n.

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FOTO: MICHAEL SAMSEL Erik Kuhn, SPD
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FOTO: BECKER&BREDEL Denise Baldauf, FDP

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