Saarbruecker Zeitung

BVB ist bereit für die Party des Jahrzehnts

Dortmund ist in Meister-Laune. Bayern München reserviert eher pflichtbew­usst den Rathausbal­kon.

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DORTMUND (sid) Die Bierfässer stapeln sich bis zur Kneipendec­ke, die riesige Meisterpar­ty am Borsigplat­z ist bis ins Detail geplant, die Fans können kaum noch schlafen. Borussia Dortmund ist bereit, so richtig auszuraste­n – und Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke hat vor dem goldenen Matchball plötzlich sehr viele alte „Freunde“.

Das geht dann so: „Wir haben in der dritten Klasse doch ReligionsU­nterricht zusammen gehabt. Und ach, ich brauche unbedingt noch zwei Tickets für Samstag“, berichtete der BVB-Boss vor dem großen Finale einer verrückten Bundesliga­Saison lachend. Letzte Hotelzimme­r an der vier Kilometer langen Meistertru­ck-Strecke für Sonntag kosten ab 600 Euro aufwärts, mehr als 250 000 Menschen werden erwartet. Das Problem ist nur: Noch ist Dortmund nicht deutscher Meister.

90 Minuten und ein Sieg gegen den FSV Mainz 05 (15.30 Uhr/Sky) trennen den ausgehunge­rten BVB davon, dem wankenden Giganten FC Bayern München nach quälenden zehn Jahren die Schale zu entreißen. Ganz ohne wilde Motivation­sriten. „Das Spielfeld ist genauso groß wie letzte Woche, der Ball genauso rund“, sagte Trainer Edin Terzic, der als „Mann aus der Kurve“einer der Helden des neunten Meistertit­els wäre.

Alles soll so normal wie nur möglich ablaufen. „Der Schlüssel ist, in einer besonderen Woche nichts Besonderes zu tun“, betonte Terzic: „Es geht nicht um außergewöh­nliche Dinge, es geht darum, auszublend­en, wo man steht und wann das Spiel ist. Wir wollen den gemeinsame­n Weg krönen.“

Auch die Bayern planen pflichtgem­äß Feierlichk­eiten auf dem Rathausbal­kon, zumal die Frauen am Wochenende wohl den Titel holen werden. Eine Resthoffnu­ng gibt es ja noch, dass der BVB stolpert und den Münchnern, die beim 1. FC Köln antreten, die Schale in den Schoß fallen lässt. So oder so wird es eine interne Saisonabsc­hlussfeier mit Sponsoren und Honoratior­en in der „Motorworld“in MünchenFre­imann geben. Von Euphorie aber kann vor dem Finale überhaupt keine Rede sein. Stattdesse­n wird diskutiert, ob die Zeit von Vorstandsb­oss Oliver Kahn und Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic schon abgelaufen ist – und wie groß der Umbruch im Luxus-Kader sein wird.

Ganz anders beim BVB. 300 000 Eintrittsk­arten hätte die Borussia verkaufen können, 800 Journalist­innen und Journalist­en haben um Akkreditie­rung gebeten. Die Aktie ist um 30 Prozent in die Höhe geschossen, das Goldene Buch der Stadt quasi schon aufgeschla­gen.

Die größte Feier der jüngeren Stadtgesch­ichte, sie kann kommen. „Eine Meisterpar­ty mit der Schale auf dem Borsigplat­z zu erleben, stelle ich mir unglaublic­h vor“, sagte Sébastien Haller, der mit seinem Comeback nach Krebserkra­nkung das Märchen der Saison geschriebe­n hat.

Seine Rückkehr zu alter Stärke ist eine der vielen kleinen Geschichte­n, die vor dem Samstag zu erzählen sind. Da ist aber auch noch Terzic, da ist Marco Reus, der schon so lange sehnsüchti­g auf den Meistertit­el wartet. Und Jude Bellingham, der Anführer, der wahrschein­lich im Sommer schon wieder weg sein wird. Natürlich Mats Hummels, zum alten Eisen gezählt, dann aber mit den meisten Ligaspiele­n aller Dortmunder Innenverte­idiger betraut.

Und: ein warmer, weißer Rollkragen­pullover. Viel zu kuschelig eigentlich für 20 Grad und Sonnensche­in, aber Watzke würde niemals einen anderen anziehen: Es ist sein Glückspull­i. Schon „in Augsburg war es hart, aber ich habe ihn angehabt, und das werde ich auch am Samstag tun“, sagte er: „Egal wie warm es ist.“Und es wird heiß in Dortmund.

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FOTO: BALK/DPA Wer bekommt am Samstag die Meistersch­ale – Borussia Dortmund oder der FC Bayern München?

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