Zwischenstopp Rehlingen, Fernziel Budapest
Die weltbeste Weitspringerin Malaika Mihambo startet am Sonntag beim Leichtathletik-Pfingstsportfest in Rehlingen über 100 Meter.
REHLINGEN An nationalen und internationalen Stars der Leichtathletik-Szene wird es an diesem Sonntag beim Pfingstsportfest in Rehlingen wahrlich nicht mangeln. In dieser Woche kam kurzfristig ein weiterer hinzu, wie Werner Klein, der Meeting-Direktor des ausrichtenden LC Rehlingen zu berichten weiß. „Wir haben Piotr Lisek verpflichtet“, sagt Klein mit hörbarer Freude in der Stimme. Der 30 Jahre alte polnische Stabhochspringer ist dreifacher Medaillengewinner bei Weltmeisterschaften und gehört zur erlesenen Gilde der Sechs-Meter-Springer, hat eine Bestleistung von 6,02 Metern in den Statistiken stehen. „Das wird ein top Wettkampf werden“, sagt Klein und erinnert an die starke Konkurrenz, die Lisek erwartet – so wie Vize-Europameister Bo Kanda Lita Baehre oder Matt Ludwig (USA/5,90 Meter).
Aber Lisek hin, Lita Baehre her – der Topstar schlechthin ist in Rehlingen ein anderer und hat seinen Start schon im Januar verkündet. Weitsprung-Ikone Malaika Mihambo, das Gesicht der deutschen Leichtathletik schlechthin, will auf der Tartanbahn im Bungertstadion über 100 Meter ihre Geschwindigkeit testen. Die 29-Jährige hat in ihrer Disziplin alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Europameisterin 2018 in Berlin, Weltmeisterin 2019 in Doha/Katar und 2022 in Eugene/USA, Olympiasiegerin 2021 in Tokio/Japan. Mehr geht nicht.
Mihambo ist bereits am vergangenen Sonntag in die Freiluftsaison eingestiegen. Bei den 90. Hanauerlandspielen in Freistett/BadenWürttemberg absolvierte sie die 100 Meter in 11,87 Sekunden, packte kurz darauf noch den 200-MeterSieg in 24,61 Sekunden. In Freistett war Mihambo der große Star, gab sich entsprechend volksnah, posierte für Dutzende Selfies mit Kindern und Jugendlichen und schrieb mindestens ebenso viele Autogramme. Das wird beim Pfingstsportfest in Rehlingen, wo die Stars traditionell „zum Greifen nah“für die jungen Anhänger sind, nicht anders sein.
Die Zeiten von Freistett „sind jenseits von Malaikas Anspruch“, sagt ihr Trainer Uli Knapp. Der Kirkeler, der Mihambo seit Jahren betreut, weiß auch, warum das so ist. Nach einem zweiwöchigen Trainingslager im türkischen Belek hatte sich die 29-Jährige einen Infekt eingefangen. „Richtig hartnäckig“, erzählt Knapp, „an eine Belastung war für fast zwei Wochen nicht zu denken.“So musste der ursprünglich geplante Saisonstart beim „Meeting der krummen
Strecken“in Pliezhausen ins Wasser fallen. Eine Absage des Starts in Rehlingen kam aber nicht in Frage. „Wir fahren aktuell auf sicht“, sagt Knapp, „es wird von Tag zu Tag ein kleines bisschen besser.“Wenn in Rehlingen am Ende noch einmal ein, zwei Zehntel weniger auf der Anzeigetafel steht, werden Knapp und Mihambo zufrieden sein.
Sowieso: Zeitlichen Druck verspürt Knapp in der Arbeit mit seiner Athletin nicht. „Alles in dieser Saison ist einem Ziel untergeordnet“, sagt Knapp und verweist auf die Weltmeisterschaft, die vom 19. bis 27. August in der ungarischen Hauptstadt Budapest stattfindet. Ihre ersten Sprünge in die Sandgrube wird Mihambo in der kommenden Woche in der Diamond League absolvieren – bei der Golden Gala in Rom am Freitag, 2. Juni. Sieben-Meter-Sprünge, wie sie eine Malaika Mihambo in Top
form serienweise hinlegen kann, dürften erst einmal aber nicht zu erwarten sein. Trainer Knapp jedenfalls dämpft die Erwartungen: „Dazu müsste von der Geschwindigkeit eine 11,50 über 100 Meter da sein, da müssen wir erst noch einmal die Grundlagen wieder aufbauen.“Rehlingen kann dafür ein kleiner Baustein werden – auf dass in Budapest wieder einmal eine goldene Medaille um Mihambos Hals baumelt.