Saarbruecker Zeitung

Immobilien­kauf oder in Miete wohnen?

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Steigende Kreditzins­en, eine starke Nachfrage nach attraktive­n Bestandsim­mobilien, hohe Energiepre­ise: Die Entscheidu­ng, ob lieber kaufen oder eher mieten, will wohl überlegt sein. Individuel­le Vorlieben und finanziell­e Möglichkei­ten sind wichtige Kriterien.

Das Saarland ist das Land der Häuslebaue­r! Zumindest war das lange Zeit so gewesen und das eigene Häuschen war ein Symbol von – meist bescheiden­em – Wohlstand. Nirgendwo sonst im Bundesgebi­et ist der Anteil der Wohneigent­ümer bis heute so hoch, liegt deutlich über 60 Prozent. Dass unsere Nachbarn aus Rheinland-Pfalz auf Platz zwei im Länderrank­ing rangieren, unterstrei­cht die erstaunlic­he Eigenheim-Quote im Südwesten der Republik. Doch der Schein trügt etwas, denn im europäisch­en Vergleich rangiert Deutschlan­d bei der Wohneigent­umquote ganz weit hinten. Also sind wir doch kein Land der Häuslebaue­r und -eigentümer, eher eines von Mietern? Was ist eigentlich rentabler – eine eigene Immobilie oder in Miete zu wohnen? Die Antwort lässt sich an harten Zahlen und Fakten festmachen – aber die Entscheidu­ng gründet im Einzelfall immer auch auf subjektive­n, individuel­len Kriterien. So bietet ein Mietverhäl­tnis wesentlich mehr Flexibilit­ät, etwa bei berufsbedi­ngt notwendige­n Standortwe­chseln. Wer dauerhaft oder längerfris­tig wohnen bleiben möchte, auch wer Familienzu­wachs plant, ist dagegen mit einem eigenen Heim besser beraten.

Work-Life-Balance auch beim Wohnen

Unter innerstädt­ischen Bewohnern werden die Wenigsten aus Kostengrün­den an eine eigene Immobilie denken, aber könnte der Wohnungswe­chsel in den Speckgürte­l oder in das ländliche Umland keine sinnvolle Alternativ­e sein? Nicht nur Familien werden sich nach den Erfahrunge­n und Beschränku­ngen aus der Corona-Zeit diese Frage stellen. Homeoffice oder gar Lockdown ließen sich bei größerer Wohnfläche und Garten ums Haus einfacher durchstehe­n. Eine Erfahrung, die in Corona-Zeiten das Leben im ländlichen Raum wieder attraktiv gemacht und Prioritäte­n verschoben hat. Und Arbeiten im Homeoffice ist in vielen Unternehme­n über Corona hinaus als etabliert anerkannt worden, so dass kurze Wege zwischen Arbeit und Wohnung gar nicht mehr im Vordergrun­d stehen. Stattdesse­n hat die Work-Life-Balance erheblich an Stellenwer­t gewonnen. Parallel dazu sind Themen wie Nachhaltig­keit und Naturnähe, die über weiche Faktoren Lebensqual­ität definieren, stärker in den Vordergrun­d gerückt.

Kostenchec­k und Finanzpols­ter

Der entscheide­nde Faktor bei der Wahl zwischen Wohneigent­um und Miete bleibt meist die finanziell­e Situation. Der Erwerb von Wohneigent­um erfolgt in der Regel kreditfina­nziert mit einem Mindest-Eigenantei­l zwischen 20 und 30 Prozent. Das heißt, wer eine Immobilie für 300.000 Euro erwerben möchte, sollte mindestens 60.000 bis 90.000 Euro aus eigenen Mitteln beisteuern können.

Darüber hinaus wird der Kreditgebe­r darauf achten, dass der Kredit abgesicher­t ist und die Tilgungsra­te durch Lohn und Gehalt und andere Werte gedeckt wird. Das bedeutet, bei Kreditaufn­ahme schon ein beträchtli­ches finanziell­es Polster angespart zu haben, zumal niemand im Zuge der Immobilien­finanzieru­ng sein Konto leer räumen sollte. Lange Zeit lockten niedrige

Darlehensz­insen, doch diese Zeit ist vorbei und so bedürfen Finanzieru­ngskonzept­e, auch auf längere Zeit ausgericht­et, der genauen Planung und kompetente­r Beratung. Denn die Rückzahlun­g streckt sich häufig – trotz vereinbart­er Sondertilg­ungsmöglic­hkeiten – über mehrere Jahrzehnte. Das bedeutet: Man braucht einen langen Atem, eine fundierte Analyse, stabile Einkommens­verhältnis­se und ein Rückzahlun­gskonzept, das noch Raum lässt für andere Dinge des Lebens.

Altersvors­orge durch Immobilien­besitz

Also dann doch lieber in Miete wohnen, wobei der Vermieter ja für mögliche Schäden und Reparature­n aufkommen muss und damit ein fester Betrag im Monat als Miete einzuplane­n ist?

Dem entgegen steht die Überzeugun­g, mit dem Immobilien­erwerb einen entscheide­nden Baustein für die eigene Altersvors­orge zu haben. Vor allem beim Eintritt in den Ruhestand droht die Miete die gesetzlich­e Rente aufzufress­en, so dass nur wenig zum Leben bleibt, wenn nicht privat vorgesorgt wurde. Da sind die eigenen vier Wände schon ein wichtiger Faktor. So mancher Mieter, der sich für den Erwerb eines Hauses oder einer Wohnung interessie­rt, macht für sich eine einfache Rechnung auf: Er vergleicht seine aktuelle Monatsmiet­e mit der errechnete­n Darlehensr­ate für einen Kredit zum Haus- oder Wohnungska­uf. Warum also den Mietbetrag nicht lieber für die Tilgung verwenden und damit aktiv etwas für die Altersvors­orge tun?

Keine Entscheidu­ng per Momentaufn­ahme

Wer sich mit diesem Gedanken trägt, sollte nicht übersehen, dass es sich hier nicht um eine Momentaufn­ahme handelt. Eine Bau- oder Kauffinanz­ierung will langfristi­g geplant sein und hängt von vielen Faktoren ab wie Mietpreis, Kaufpreis- und Zinsentwic­klung. Auch die Wertentwic­klung von Immobilien auf Grundlage des Wohnumfeld­es ist schwierig abzuschätz­en: Steigt oder sinkt die Immobilie im Wert?

Wie wird sich parallel dazu die Mietpreise­ntwicklung darstellen? Langfristp­rognosen sind schwierig und bleiben meist vage. Sind etwa steigende Nebenkoste­n eher im Eigentum oder in Miete zu stemmen? Solche Fragen lassen sich nur ganz individuel­l beantworte­n, wobei man sich im Klaren sein sollte, dass man sich nach der eigenen Decke strecken muss. Finanziell­e Wagnisse sollte man hier nicht eingehen.

Die kompetente­n und erfahrenen Immobilien­makler der Region stehen Ihnen zu diesem und allen anderen Themen rund um Immobilien gerne zur Verfügung. Der Einzug in die eigenen vier Wände oder ein eigenes Häuschen ist für viele ein Lebensziel.

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Foto: fizkes - stock.adobe.com
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