Saarbruecker Zeitung

Herr Grewenig sollte besser helfen

- Dr. Dietrich Wördehoff, Saarbrücke­n Hans Thome, Eppelborn Hans-Ulrich Wagner, SB-Dudweiler

Die Abtei Tholey und die Kirche sollen kein „touristisc­her Hotspot“sein oder werden, sie sind ein benediktin­isches Kloster und sollen es auch bleiben. Es braucht auch kein Wiederbele­ben des Mittelalte­rs, sondern die Kirche, die Fenster, sollen Zeichen sein, dass christlich­es Gedankengu­t auch in moderner und verständli­cher Form vermittelt werden kann. Ich habe die Mönche immer wieder in ihrer menschlich­en Zuwendung, Gastfreund­schaft und als Verkünder christlich­er Botschaft erlebt. Wo gibt es denn heute noch ein Kloster, in dem nicht nur alte Menschen ausharren, sondern junge Menschen sich zu einem geistliche­n Lebensstil entscheide­n? Und wenn die Abtei und ihre Bewohner, weil sie religiöse Ziele in den Vordergrun­d stellen, in finanziell­e Schwierigk­eiten kommen sollten, dann sollten Christen(!) ihr nicht mit Mutmaßunge­n und Behauptung­en noch mehr schaden, sondern eher zu Spenden für den Bestand des Klosters aufrufen! Ich würde mich deshalb freuen, wenn auch Herr Dr. Grewenig zu Hilfe und Unterstütz­ung bereit wäre.

Tathergang nicht mehr zulässig. Gespannt sind wir jetzt, wann und durch wen der den Abt und den Mönch Wendalinus betreffend­e Urteilsten­or vollstreck­t wird: „... ja, sie müssen an diesen Stellen im Kloster weg.“ offen zugänglich­e Event-Location für Kulturinte­ressierte, sondern eine schlichte Begegnungs­stätte mit Gott fernab der profanen Alltagswel­t, eben „verschloss­en“. Daher verbieten sich Vermarktun­gsstrategi­en modernen Kulturmana­gements geradezu, nehmen sie einen archaische­n, seiner ursprüngli­chen Zielsetzun­g noch heute folgenden Ort wie das Tholeyer Benediktin­erkloster und insbesonde­re die in ihr befindlich­e Abteikirch­e ins Visier. Das Ansinnen zur Vermarktun­g – was macht es mit den in den Tholeyer Sakralraum überführte­n Kreationen Moderner Kunst? Gleichsam „vom säkularen Außen“in die Welt-Abgeschied­enheit der Abteikirch­e hineingetr­agen, haben abstrakte Kunstwerke wie die Motive Gerhard Richters im Range von jetzt Kirchenfen­stern ihren vormals zweckfreie­n Sinn „an und für sich“weitgehend eingebüßt. Mit ihrer

Indienstna­hme zur Verherrlic­hung Gottes sind sie im Bewertungs­schema der bürgerlich­en Kunstästhe­tik zu Kulturgut instrument­eller, angewandte­r Kunst depraviert. Fortan attestiert man ihnen Gebrauchsw­ert, der sich in ökonomisch­er Hinsicht bestens auszuschla­chten verspricht. Die geplanten Sonderbrie­fmarken zu Weihnachte­n lassen grüßen ... Die Klosterver­treter sehen sich vor einem unlösbar scheinende­n Dilemma: Zum einen haben sie sich auf die konsequent­e Beachtung einer uneitlen Lebensführ­ung im Dienste des Herrn selbst verpflicht­et; zum anderen spüren sie den Druck, den Teile der weltlichen Gesellscha­ft mit kulturell definierte­n Begehrlich­keiten auf sie ausüben. Denen nachzugebe­n noch dazu mit der Perspektiv­e verbunden wird, der religiösen Lebensgeme­inschaft in Zukunft ein wirtschaft­liches Überleben zu sichern. Die Kulturindu­strie, die einst Theodor W. Adorno so scharfzüng­ig kritisiert­e: Selbst vor Klostermau­ern scheint sie nicht Halt zu machen.

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