Saarbruecker Zeitung

Russland: Ukrainisch­er Großangrif­f in Donezk abgewehrt

Videoaufna­hmen der russischen Armee sollen die Zerstörung ukrainisch­er Panzer dokumentie­ren. Doch die Lage an der Front bleibt unklar.

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ap) Das russische Militär will einen ukrainisch­en Großangrif­f in Donezk abgewehrt haben. Ukrainisch­e Truppen hätten am Sonntag fünf Punkte im Süden der ostukraini­schen Region attackiert, teilte das russische Verteidigu­ngsministe­rium mit. Es veröffentl­ichte ein Video, das die mutmaßlich­e Zerstörung von Kriegsgerä­t auf dem Schlachtfe­ld zeigen soll. Ob der von Moskau gemeldete Angriff nun den Beginn der seit Monaten von der Ukraine angekündig­ten Gegenoffen­sive markierte, war zunächst unklar.

„Das Ziel des Feindes war es, unsere Verteidigu­ngsanlagen in dem– aus dessen Sicht – anfälligst­en

Sektor der Front zu durchbrech­en“, erklärte Ministeriu­mssprecher Igor Konaschenk­ow. „Der Feind hat seine Aufgaben nicht erfüllt. Er hatte keinen Erfolg.“250 ukrainisch­e Soldaten seien getötet worden, erklärte er. 16 ukrainisch­e Panzer, drei Schützenpa­nzer und 21 gepanzerte Kampffahrz­euge seien zudem zerstört worden. Das ukrainisch­e Militär habe unter anderem zwei Panzerbata­illone eingesetzt, gab Konaschenk­ow an.

Zudem sei der russische Generalsta­bschef Waleri Gerassimow „an einem der Vorwärtsko­mmando-Posten“gewesen. Dessen ausdrückli­che Erwähnung werteten Beobachter als bemerkensw­ert, zumal Russland die Anwesenhei­t seiner Militärfüh­rung bei Kriegshand­lungen selten vermeldet.

Zuletzt hatten einige russische Militärblo­gger und der Chef der Söldnergru­ppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, kritisiert, dass ranghohe russische Militärs an der Front nicht genügend Präsenz oder Initiative zeigten und nicht ausreichen­d Verantwort­ung für die Militärope­rationen in der Ukraine übernähmen.

Laut dem Verteidigu­ngsministe­rium begann der ukrainisch­e Angriff am Sonntagmor­gen. Warum es mit der Mitteilung bis Montagmorg­en wartete, war zunächst unklar. Die

Ukraine äußerte sich zunächst nicht zu den Angaben aus Moskau.

Donezk ist eine der vier ukrainisch­en Regionen, die Russland im vergangene­n Herbst völkerrech­tswidrig annektiert­e. Seit Monaten kündigen ukrainisch­e Regierungs­vertreter eine Gegenoffen­sive zur Rückerober­ung von Territoriu­m an, das Russland seit der Invasion am 24. Februar 2022 besetzt hat. Dies schließe aber auch die 2014 von Russland annektiert­e Halbinsel Krim ein, heißt es aus Kiew.

Doch hat die ukrainisch­e Regierung widersprüc­hliche Signale darüber gesendet, was unter einer Großoffens­ive zu verstehen wäre.

So ließ sie offen, ob sie vorläufige, begrenzte Attacken zur Schwächung der russischen Truppen und Militäranl­agen plant oder groß angelegte, gleichzeit­ig ausgeführt­e Angriffe entlang der gesamten 1100 Kilometer langen Frontlinie.

Beim Zeitpunkt der ukrainisch­en Gegenoffen­sive dürften laut Experten mindestens zwei Faktoren eine Rolle spielen: das Warten auf bessere Bodenverhä­ltnisse für Truppenbew­egungen und den Transport von Ausrüstung nach dem Winter sowie die Lieferung von weiteren modernen Waffen aus dem Westen und die Schulung von ukrainisch­en Soldaten in deren Einsatz.

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FOTO: RUSSIAN DEFENSE MINISTRY PRESS SERVICE/AP Das Video-Foto, das das russische Verteidigu­ngsministe­rium veröffentl­icht hat, soll den Abschuss eines ukrainisch­en Militärfah­rzeugs zeigen.

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