Konzepte statt nur Kleber am Privatjet
Sommerplan klingt nach Ferienstart, Urlaub und Reisen. Wenn die Klimakleber der „Letzten Generation“einen Sommerplan schmieden, sieht der jedoch anders aus. Sie wollen in den kommenden Wochen gezielte Aktionen gegen „die Reichen“starten, heißt es in einem entsprechenden Dokument. Wen sie zu dieser Gruppe zählen, bleibt offen. Ebenso, was für Aktionen genau geplant sind. Nur so viel wurde bislang bekannt: Die Aktivisten wollen „an die Symbole des modernen Reichtums gehen“und die „Aufmerksamkeit auf die rücksichtslose Verschwendung der Reichen lenken“.
Was diese Symbole sein sollen? Unklar. Yachten vielleicht, Privatjets, teure Sportwagen, beheizte Außenpools? Die Bundesregierung lasse es zu, „dass superreiche Menschen Tag für Tag unsere Lebensgrundlagen zerstören“, argumentieren die Warnwestenträger. Die Klimakatastrophe werde „in erster Linie von den Reichen“gemacht, heißt es im „Sommerplan 2023“der „Letzten Generation“.
Wie die Gruppe vorgeht, hat sie schon oft bewiesen. Zahlreiche Gerichtsurteile zeigen, dass die Klimaaktivisten zu oft Straftaten gegenüber Formen des rechtlich zulässigen Protests vorziehen. Gewalt gegen Personen und Sachen ist falsch und zu verurteilen.
Das gilt immer. Ganz egal, gegen wen sich die Aktionen richten.
Mit ihrer Art des Protests erweist die „Letze Generation“anderen Gruppierungen, die sich auf zivilisiertem Wege für konsequenteren Klimaschutz engagieren, einen Bärendienst.
Das ist bitter, denn eine ernsthaft und konstruktiv geführte Debatte über die von bestimmten Bevölkerungsgruppen ausgelösten Emissionen könnte sich durchaus lohnen. Bereits vor einigen Jahren haben Studien gezeigt, dass von 1990 bis 2015 das wohlhabendste Prozent der Weltbevölkerung für die doppelte Menge an CO2-Emissionen verantwortlich war, wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung.
Die Studie der Hilfsorganisation Oxfam und des schwedischen Stockholm Environment Institute zeigte außerdem, dass die reichsten zehn Prozent in der
Welt für gut die Hälfte der globalen Emissionen in dem Zeitraum verantwortlich waren. Die Studienautoren zählten zu dieser Gruppe Menschen, die damals pro Jahr mehr als 35 000 US-Dollar verdienten. Das reichste Prozent der Welt bezog sich laut Studie auf Menschen mit einem Jahreseinkommen von mehr als 100 000 Dollar. Die größten Probleme laut der Experten: sogenannter Überkonsum und Transportmittel mit hohem CO2-Ausstoß.
Dass häufige Flugreisen den eigenen CO2-Abdruck erhöhen, liegt auf der Hand. Dass steigende Flugpreise wohlhabende Menschen kaum abschrecken, ist aber ebenso klar. Was es also statt Klebeaktionen an Privatflugzeugen oder Ferraris braucht, sind kluge Konzepte für Mechanismen und Innovationen, wie es zu einer Minderung der Emissionen durch Menschen kommen kann, für die eine künftig immer höhere CO2Bepreisung keine Einschränkung bedeuten muss.
Und der Weg dorthin führt aller Wahrscheinlichkeit nach über (wirtschaftliche) Anreize, nicht über Verbote.