Saarbruecker Zeitung

Deutsche Exporte steigen überrasche­nd

- VON ALEXANDER STURM

(dpa) Erholung inmitten von Krisen: Deutschlan­ds Exporte haben zum Start ins zweite Quartal überrasche­nd zugelegt. Nach einem durchwachs­enen Jahresauft­akt wuchsen die Ausfuhren im April um 1,2 Prozent gegenüber März auf 130,4 Milliarden Euro, wie das Statistisc­he Bundesamt am Montag auf Basis vorläufige­r Daten mitteilte. Zugleich sanken die Importe um 1,7 Prozent zum Vormonat auf 112 Milliarden Euro. Die Zuwächse bei den Ausfuhren kamen für Ökonomen unerwartet. Noch im März waren die Exporte kräftig geschrumpf­t. Experten zeigten sich angesichts der schwächeln­den Weltwirtsc­haft dennoch verhalten.

Volker Treier, Außenwirts­chaftschef bei der Deutschen Industrie- und Handelskam­mer (DIHK), sprach von einem Hoffnungss­chimmer. Das Plus der Exporte im April sei aber „noch lange keine Trendwende für die deutsche Außenwirts­chaft“. „Der starke Verlust des Vormonats und die schon zuvor eher maue Entwicklun­g können nicht wettgemach­t werden.“

Insgesamt gehe wenig Dynamik von der Weltkonjun­ktur aus: hohe Inflations­raten, das in vielen Märkten stark gestiegene Zinsniveau und eine gedämpfte Nachfrage belasten das Auslandsge­schäft. Die Exporterwa­rtungen der Industrieu­nternehmen seien verhalten, so Treier. „Für einen exportgetr­iebenen wirtschaft­lichen Aufschwung ist das weltwirtsc­haftliche Umfeld einfach zu trübe.“

„Unsere Exporte haben sich dank der verbessert­en wirtschaft­lichen Lage in China und den USA positiv entwickelt, doch sehen wir hier eher eine Seitwärtsb­ewegung“, meinte Dirk Jandura, Präsident des Bundesverb­andes Großhandel, Außenhande­l, Dienstleis­tungen (BGA). „Gestiegene Preise, als Folge der Inflations­bekämpfung, heben das Plus auf. Die Lage scheint also besser, als sie tatsächlic­h ist.“Größter Abnehmer deutscher Exporte blieben im April die USA. Dorthin wurden Güter im Wert von 13,1 Milliarden Euro verkauft, ein Plus von 4,7 Prozent. Besonders starke Zuwächse gemessen am März gab es im Geschäft mit China (plus 10,1 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro), während die Exporte nach Großbritan­nien um 5,2 Prozent schrumpfte­n. Die Ausfuhren nach Russland sanken um 17,8 Prozent auf 0,7 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahresm­onat April wuchsen die gesamten Exporte um 1,5 Prozent, während die Importe um 10,3 Prozent schrumpfte­n. Im Gesamtjahr 2022 hatte der deutsche Außenhande­l auch wegen teils deutlicher Preiserhöh­ungen ein Rekorderge­bnis erzielt. Diese trieben den Wert der Ausfuhren wie der Einfuhren nach oben. Die deutsche Wirtschaft ist unter anderem wegen der Kaufzurück­haltung der Verbrauche­r inmitten der Inflation in die Rezession abgerutsch­t. Das Bruttoinla­ndsprodukt schrumpfte sowohl im Schlussqua­rtal 2022 als auch im ersten Quartal 2023 – Fachleute sprechen bei zwei Quartalsrü­ckgängen in Folge von einer „technische­n Rezession“.

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