Gewerkschaft der Lokführer fordert 555 Euro mehr Gehalt
Die Tarifverhandlungen zwischen der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und der Deutschen Bahn sind noch nicht abgeschlossen, da droht schon der nächste Streit: Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat am Montag in Berlin ihre Forderungen für die Tarifverhandlungen im Herbst verkündet.
Schon in den vergangenen Jahren setzte die Lokführer-Gewerkschaft auf eine harte Verhandlungslinie und viele Arbeitsniederlegungen. Zuletzt handelten sie so Tariferhöhungen von insgesamt 3,3 Prozent sowie Einmalzahlungen aus. Doch das allein werde für die Eisenbahner dieses Mal nicht reichen, wie die Gewerkschaft schon vorab ankündigte.
„Es bedarf schnellstmöglich einer deutlichen Verbesserung der materiellen und immateriellen Arbeits- und Lebensbedingungen der Eisenbahner“, erklärte der Bundesvorsitzende der GDL, Claus Weselsky. Die Tarifrunde im Herbst müsse ein klares Zeichen für Menschen setzen, die rund um die Uhr im Schichtsystem tätig seien. Deshalb fordert die Gewerkschaft unter anderem eine Absenkung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden für Schichtarbeiter ohne anteilige Lohnabsenkung. Darüber hinaus sollen die Zulagen für Schichtarbeit um 25 Prozent erhöht und eine Fünf-SchichtenWoche eingeführt werden. „Die Verbesserung im Arbeitszeitsystem ist aus unserer Sicht der einzig richtige Schritt, um dem Fachkräftemangel im Eisenbahnsystem zu begegnen“, so Weselsky.
Doch auch finanzielle Anpassungen seien nötig: Zu den Kernforderungen gehören eine Lohnerhöhung von 555 Euro mehr im Monat und eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro. Ebenso bräuchten die Auszubildenden im Eisenbahnsystem ein vernünftiges Einkommen, weshalb die GDL eine „maßgebliche Erhöhung der AzubiVergütung“verlangt, wie Weselsky betonte. Eine weitere Forderung der Gewerkschaft ist ein Arbeitgeberanteil von fünf Prozent für die betriebliche Altersvorsorge. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll maximal zwölf Monate betragen.
Neben diesen Forderungen gab Weselsky am Montag auch das Ergebnis eines neuen Projekts bekannt: Seit dem 2. Juni ist die „Fair Train e. G.“eine eingetragene Genossenschaft, die als „Personaldienstleister im Genossenschaftsmodell“unabhängig von der GDL fungiere. Damit will die Gewerkschaft neue Maßstäbe im Eisenbahnsektor setzen und dem DB-Konzern den Kampf ansagen. „Wir werden diesen Sumpf austrocknen“, erklärte der Gewerkschaftschef.
Der Plan: dem Marktführer die Arbeitnehmer und in erster Linie die Lokomotivführer entziehen. GDL-Mitglieder seien aufgefordert,
Anteile zu kaufen und Angestellte in der Genossenschaft zu werden. Laut Weselsky sollen die Mitglieder zukünftig an dem partizipieren, was sie gemeinsam erwirtschaftet haben: „Unsere Mitglieder sind es leid, von einem Arbeitgeber drangsaliert zu werden, der sich selber die Taschen vollstopft.“Mit der GDL werde im Herbst über neue Tarifverträge für etwa 10 000 DB-Beschäftigte verhandelt, sagte eine Bahn-Sprecherin. Die Verhandlungen zwischen dem Konzern und der GDL starten ab November, bis Ende Oktober gilt eine Friedenspflicht.