Die häufigsten Krankheiten im Saarland
Die AOK stellt jetzt einen digitalen Gesundheitsatlas bereit, in dem sich jeder zunächst über 23 verbreitete Erkrankungen bis auf Kreisebene informieren kann.
Es ist jetzt erstmals möglich, sich einen schnellen Überblick über die Häufigkeit verschiedener Erkrankungen im Saarland bis auf Kreisebene zu verschaffen. Der neue digitale „Gesundheitsatlas Deutschland“der AOK listet dazu für zunächst 23 verbreitete Krankheiten die Zahl der betroffenen Patienten nach Geschlecht sowie Alters- und Bevölkerungsgruppen auf.
Die veröffentlichten Daten stammen vom Wissenschaftlichen Institut der AOK ( Wido), das ermittelt hat, wie häufig diese Erkrankungen in den einzelnen Regionen Deutschlands auftreten. Unter anderem wird die Verbreitung von Herz-KreislaufErkrankungen, Krebserkrankungen, psychischen Erkrankungen, Diabetes Typ 2, Demenz und Atemwegserkrankungen dargestellt.
Die AOK ist die größte Krankenkasse Deutschlands und des Saarlandes. Bundesweit sind rund 27 Millionen Menschen versichert, im Saarland 200 000. An der Universität Trier haben Ralf Münnich, Professor für Wirtschafts- und Sozialstatistik, und sein Team den riesigen Datensatz auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet. So sind Daten bis auf Ebene der Landkreise repräsentativ.
Im Vergleich der Bundesländer weist das Saarland bei 21 der 23 aufgelisteten Erkrankungen eine überdurchschnittliche Häufigkeit von Krankheitsfällen auf – die Ausnahmen sind nur Covid-19 und heller Hautkrebs. Im Bundesschnitt erleiden zum Beispiel im Jahr 350 pro 100 000 Einwohner einen Herzinfarkt; im Saarland sind es 400 je 100 000 Bewohner. Doch auch innerhalb des Saarlandes schwanken die Zahlen stark. So sind im Kreis Neunkirchen pro Jahr 460 von 100 000 Einwohnern von einem Herzinfarkt betroffen, im Regionalverband Saarbrücken sind es 350. Ähnlich sieht es bei Depressionen aus. Saarlandweit sind 14 Prozent der Menschen an einer
Depression erkrankt, überdurchschnittlich viele im Kreis Neunkirchen (15,8 Prozent), die wenigsten im Regionalverband Saarbrücken (zwölf Prozent). Der Kreis Neunkirchen steht bei depressiven Erkrankungen auf Platz fünf aller 400 untersuchten Kreise und kreisfreier Städte in Deutschland. Platz sieben nimmt der Kreis Zweibrücken im benachbarten Rheinland-Pfalz ein. Hier sind 15,74 Prozent der Einwohner von einer Depression betroffen.
Im Kreis Neunkirchen gibt es im Saarland-Vergleich auch die meisten Schlaganfälle im Jahr: 2,49 Prozent aller Einwohner sind betroffen. Die wenigsten Schlaganfälle treten im Kreis Merzig-Wadern auf. Hier sind 2,16 Prozent der Bewohner im Jahr betroffen. Der Saarland-Schnitt liegt bei 2,31 Prozent. „Unser Gesundheitsatlas listet häufige Volkskrankheiten auf, denen man durch einen gesunden Lebensstil weitgehend vorbeugen könnte“, sagt Jan Rößler, der Sprecher der AOK Saarland. „Brechen diese Krankheiten jedoch aus, gehen sie in der Regel mit einer eingeschränkten Lebensqualität oder einer hohen Sterblichkeit einher.“
Der Atlas ermöglicht es, sich die Anzahl der Krankheitsfälle in den einzelnen saarländischen Kreisen anzusehen. Die Vorstandsvorsitzende der AOK im Saarland und Rheinland-Pfalz, Dr. Martina Niemeyer sagt, die Daten seien auch für „die gesundheitspolitischen Akteure vor Ort“gedacht. „Ziel der Analysen ist es, den Akteuren vor Ort fundierte Informationen über das jeweilige Krankheitsgeschehen in ihrer Region bereitzustellen. Die Auswertungen mit Kennzahlen bis auf Kreisebene können Landräte und Bürgermeister helfen, ihre regionale Situation einzuordnen und Ansätze zu entwickeln, um die gesundheitliche Versorgung der Bürgerinnen und Bürger vor Ort zu verbessern.“Die AOK betont, Politik habe das Ziel, regional gleichwertige Lebensverhältnisse zu ermöglichen. Dazu gehöre, dass gesundheitliche Unterschiede in Deutschland verringert würden und alle Menschen die gleichen Chancen auf ein gesundes Leben hätten.
Der Gesundheitsatlas wartet mit einer Vielzahl detaillierter Informationen auf. „So kann jeder sehen, welche Erkrankungen in Deutschland und im Saarland besonders häufig vorkommen, welche Unterschiede es bei den verschiedenen
Erkrankungen zwischen Frauen und Männern gibt, welche Altersgruppen besonders betroffen sind oder welche Bevölkerungsgruppen gesundheitlich im Vergleich zu anderen benachteiligt sind“, erläutert Rößler. Der Atlas zeigt zum Beispiel, dass die Männer im Saarland in allen Altersgruppen deutlich häufiger von einem Herzinfarkt betroffen sind als die Frauen. Insgesamt erleiden im Jahr von 100 000 saarländischen Männern 540 einen Herzinfarkt, von 100 000 Frauen sind es 280.
Schaut man sich zum Beispiel die Asthma-Erkrankungen an, liegt das Saarland im Bundesvergleich auf Platz drei. 42 900 Saarländer sind von Asthma betroffen, darunter 24 600 Frauen und 18 300 Männer. Der Bevölkerungsanteil beträgt 4,36 Prozent. Damit befindet sich das Saarland klar über dem Bundesschnitt, der mit 3,98 Prozent angegeben ist. Innerhalb des Saarlandes liegt der Kreis Saarlouis an der Spitze (4,67 Prozent), der Saarpfalz-Kreis am Ende (4,12 Prozent). Im Bundesvergleich ist das Saarland bei der Krankheitshäufigkeit auch bei der Lungenkrankheit COPD, koronaren Herzkrankheiten, Infekten der unteren Atemwege, Darmkrebs, Prostatakrebs und schwarzem Hautkrebs stets im vorderen Drittel zu finden.
Im Jahr 2019 hatte die AOK erstmals einen Gesundheitsatlas vorgestellt. Er befasste sich ausschließlich mit Diabetes und wurde noch in Papierform publiziert. Die jetzt präsentierte digitale Form listet bereits 23 Krankheiten auf „und wird stetig erweitert“, sagt AOK-Sprecher Jan Rößler. Die Online-Darstellung erlaube zudem schnellere Aktualisierungen, als das bei der jährlich neu aufgelegten Broschüre möglich sei.