Die Moderne Galerie entfacht das Feuer
Bis Anfang September ist in Saarbrücken der dritte Teil der Ausstellung „Elemente“zu sehen. Zwischen den Werken zeigen sich überraschende Bezüge.
Die gerade erst eröffnete Ausstellung „Elemente – Feuer“in zwei Sälen des Erweiterungsbaus der Modernen Galerie ist mittlerweile die dritte aus der vierteiligen Serie „Elemente“. Ziemlich genau vor einem Jahr hat man sich in der Modernen Galerie entschieden, diese kleine Ausstellungsreihe zu organisieren, bei der die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft im Mittelpunkt stehen, die aber gleichzeitig thematisch mit der gegenwärtigen Klimakrise in Verbindung gebracht werden kann. Dazu wollte man Kunstwerke aus der eigenen Sammlung zeigen, sie thematisch neu zueinander in Bezug setzen, „an die eigene Sammlung anders rangehen“, wie es Dr. Roland Augustin, Leiter der Fotografischen Sammlung der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, ausdrückt. Er hat die Ausstellung gemeinsam mit Dr. Mona Stocker, Sammlungsleitung Grafik, kuratiert. Und die beiden konnten sich dafür aus einem sehr umfangreichen und vielfältigen Fundus bedienen.
Denn während die grafische Sammlung rund 10 000 Blätter umfasst, sind es bei der fotografischen Sammlung sogar rund 20 000 Werke. Und man merkt, dass diese Serie den Zuständigen viel Freude macht, denn „man findet Überraschendes bei den Recherchen. Und so können in dieser Ausstellungsreihe auch Werke von Künstlern gezeigt werden, von denen wir nur wenige Arbeiten besitzen, die sonst schwierig in Ausstellungen zu integrieren sind“, erklärt Dr. Roland Augustin. Von den 77 ausgestellten Kunstwerken sind daher rund die Hälfte Fotografien, die andere Hälfte Originalzeichnungen und Grafiken. Und schon ein erster Blick in die beiden Räume zeigt eine spannende und äußerst vielschichtige Ausstellung.
Kurator und Kuratorin haben sich viele Freiheiten genommen, denn in dieser Ausstellung kommt es nicht (nur) auf die Qualität der Kunstwerke an, sondern auf die Tiefe und Vielseitigkeit der Sammlung, auf die überraschenden Bezüge untereinander und auf die thematischen Zusammenhänge. Das Thema „Feuer“wird an den Wänden noch Mal gesplittet, so finden sich thematisch zusammenhängende Werke mit dem Motiv Blitz, dann aber auch Blätter mit den Motiven Ofen oder Vulkan. Das Motiv Rauchen wird fast schon amüsant vorgestellt. Denn hier werden die beiden wunderbaren Grafiken „Raucher I“und „Raucher II“von Edouard Manet von einem Selbstporträt Emil Krezzers flankiert, ein damals unbequemer Saarbrücker Bürger, der von 1851 bis 1922 lebte und sich auf der Fotografie als Raucher in Pose stellte. Gerade auch diese historischen, regionalen Fotografien, wie auch von der Feuerwehr der Völklinger Hütte aus dem Jahr 1907, machen die Ausstellung lebendig.
Das Thema „Ofen“wurde vor rund einhundert Jahren von Gerhard Marcks in einem Holzschnitt festgehalten, auch Heinrich Campendonk und Ernst Ludwig Kirchner nahmen das Motiv auf. Zwischen diesen Grafiken hängen dann aber zwei Fotografien von Monika von Boch, die wiederum die Arbeiten am Hochofen der Dillinger Hütte im Jahr 1963 abgelichtet hat. Die Fotografin und Otto-Steinert-Schülerin Monika von Boch ist mit den meisten Arbeiten in der Ausstellung vertreten, da alle Negative ihrer Arbeiten, sowie über Tausend ihrer Fotografien einen wichtigen Teil der Fotosammlung ausmachen. Ihre Experimentierfreude mit den unterschiedlichsten Fototechniken, Solarisationen und Papieren zeigt sich auch in den beiden Fotografien „Blitzbaum“, in denen sie einen blätterlosen Baum im Gegenlicht abgelichtet und einmal negativ und einmal positiv abgezogen hat. Wie unterschiedlich die beiden Fotografien des gleichen Baums wirken, ist bemerkenswert.
Joachim Lischke, ein weiterer Schüler Otto Steinerts, ist in der Ausstellung ebenfalls mit einer Arbeit vertreten. „Schiffstrümmer“von 1948 zeigt die Überreste eines Schiffs im Saarbrücker Hafen, das während des Weltkriegs gesprengt wurde. Dem Saarbrücker Fotografen ist es gelungen, mittels der Technik der Pseudosolarisation diese Trümmer wie eine Skulptur zu inszenieren. Natürlich dürfen in der Ausstellung aber auch Werke nicht fehlen, die allein schon durch ihre Farbgebung dem Thema Feuer gerecht werden. So hängt ein Siebdruck von Rupprecht Geiger aus dem Jahr 1999, in dem der von ihm entwickelte, orangene Farbton von alleine leuchtet, gleich neben der Gouache „Feuriger Wanderschamane“von Ulrike Rosenbach. Hier züngeln in gelb-orange und pinkfarbenen Bahnen Flammen empor, die von einem goldenen Streifen überlagert werden. Daneben hält die Ausstellung noch weitere Kostbarkeiten aus der eigenen Sammlung, wie von James Ensor, Marc Chagall, Ossip Zadkine oder Henry Moore, bereit.
Von den 77 Kunstwerken sind rund die Hälfte Fotografien, die andere Hälfte Originalzeichnungen und Grafiken.
„Elemente – Feuer“in den Sälen B3 und B4 des Erweiterungsbaus der Modernen Galerie, geöffnet bis 3. September von Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr, Mittwoch 10 bis 20 Uhr. Öffentliche Führungen in der Ausstellung finden samstags ab dem 17. Juni jeweils zweiwöchig um 15 Uhr statt. Im Rahmen der After-Work-Veranstaltungen finden die Führungen außerdem am 7. Juni, 19. Juli sowie am 9. August statt, jeweils 18 Uhr.