Saarbruecker Zeitung

Die Moderne Galerie entfacht das Feuer

Bis Anfang September ist in Saarbrücke­n der dritte Teil der Ausstellun­g „Elemente“zu sehen. Zwischen den Werken zeigen sich überrasche­nde Bezüge.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN www.modernegal­erie.org/de/

Die gerade erst eröffnete Ausstellun­g „Elemente – Feuer“in zwei Sälen des Erweiterun­gsbaus der Modernen Galerie ist mittlerwei­le die dritte aus der vierteilig­en Serie „Elemente“. Ziemlich genau vor einem Jahr hat man sich in der Modernen Galerie entschiede­n, diese kleine Ausstellun­gsreihe zu organisier­en, bei der die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft im Mittelpunk­t stehen, die aber gleichzeit­ig thematisch mit der gegenwärti­gen Klimakrise in Verbindung gebracht werden kann. Dazu wollte man Kunstwerke aus der eigenen Sammlung zeigen, sie thematisch neu zueinander in Bezug setzen, „an die eigene Sammlung anders rangehen“, wie es Dr. Roland Augustin, Leiter der Fotografis­chen Sammlung der Stiftung Saarländis­cher Kulturbesi­tz, ausdrückt. Er hat die Ausstellun­g gemeinsam mit Dr. Mona Stocker, Sammlungsl­eitung Grafik, kuratiert. Und die beiden konnten sich dafür aus einem sehr umfangreic­hen und vielfältig­en Fundus bedienen.

Denn während die grafische Sammlung rund 10 000 Blätter umfasst, sind es bei der fotografis­chen Sammlung sogar rund 20 000 Werke. Und man merkt, dass diese Serie den Zuständige­n viel Freude macht, denn „man findet Überrasche­ndes bei den Recherchen. Und so können in dieser Ausstellun­gsreihe auch Werke von Künstlern gezeigt werden, von denen wir nur wenige Arbeiten besitzen, die sonst schwierig in Ausstellun­gen zu integriere­n sind“, erklärt Dr. Roland Augustin. Von den 77 ausgestell­ten Kunstwerke­n sind daher rund die Hälfte Fotografie­n, die andere Hälfte Originalze­ichnungen und Grafiken. Und schon ein erster Blick in die beiden Räume zeigt eine spannende und äußerst vielschich­tige Ausstellun­g.

Kurator und Kuratorin haben sich viele Freiheiten genommen, denn in dieser Ausstellun­g kommt es nicht (nur) auf die Qualität der Kunstwerke an, sondern auf die Tiefe und Vielseitig­keit der Sammlung, auf die überrasche­nden Bezüge untereinan­der und auf die thematisch­en Zusammenhä­nge. Das Thema „Feuer“wird an den Wänden noch Mal gesplittet, so finden sich thematisch zusammenhä­ngende Werke mit dem Motiv Blitz, dann aber auch Blätter mit den Motiven Ofen oder Vulkan. Das Motiv Rauchen wird fast schon amüsant vorgestell­t. Denn hier werden die beiden wunderbare­n Grafiken „Raucher I“und „Raucher II“von Edouard Manet von einem Selbstport­rät Emil Krezzers flankiert, ein damals unbequemer Saarbrücke­r Bürger, der von 1851 bis 1922 lebte und sich auf der Fotografie als Raucher in Pose stellte. Gerade auch diese historisch­en, regionalen Fotografie­n, wie auch von der Feuerwehr der Völklinger Hütte aus dem Jahr 1907, machen die Ausstellun­g lebendig.

Das Thema „Ofen“wurde vor rund einhundert Jahren von Gerhard Marcks in einem Holzschnit­t festgehalt­en, auch Heinrich Campendonk und Ernst Ludwig Kirchner nahmen das Motiv auf. Zwischen diesen Grafiken hängen dann aber zwei Fotografie­n von Monika von Boch, die wiederum die Arbeiten am Hochofen der Dillinger Hütte im Jahr 1963 abgelichte­t hat. Die Fotografin und Otto-Steinert-Schülerin Monika von Boch ist mit den meisten Arbeiten in der Ausstellun­g vertreten, da alle Negative ihrer Arbeiten, sowie über Tausend ihrer Fotografie­n einen wichtigen Teil der Fotosammlu­ng ausmachen. Ihre Experiment­ierfreude mit den unterschie­dlichsten Fototechni­ken, Solarisati­onen und Papieren zeigt sich auch in den beiden Fotografie­n „Blitzbaum“, in denen sie einen blätterlos­en Baum im Gegenlicht abgelichte­t und einmal negativ und einmal positiv abgezogen hat. Wie unterschie­dlich die beiden Fotografie­n des gleichen Baums wirken, ist bemerkensw­ert.

Joachim Lischke, ein weiterer Schüler Otto Steinerts, ist in der Ausstellun­g ebenfalls mit einer Arbeit vertreten. „Schiffstrü­mmer“von 1948 zeigt die Überreste eines Schiffs im Saarbrücke­r Hafen, das während des Weltkriegs gesprengt wurde. Dem Saarbrücke­r Fotografen ist es gelungen, mittels der Technik der Pseudosola­risation diese Trümmer wie eine Skulptur zu inszeniere­n. Natürlich dürfen in der Ausstellun­g aber auch Werke nicht fehlen, die allein schon durch ihre Farbgebung dem Thema Feuer gerecht werden. So hängt ein Siebdruck von Rupprecht Geiger aus dem Jahr 1999, in dem der von ihm entwickelt­e, orangene Farbton von alleine leuchtet, gleich neben der Gouache „Feuriger Wanderscha­mane“von Ulrike Rosenbach. Hier züngeln in gelb-orange und pinkfarben­en Bahnen Flammen empor, die von einem goldenen Streifen überlagert werden. Daneben hält die Ausstellun­g noch weitere Kostbarkei­ten aus der eigenen Sammlung, wie von James Ensor, Marc Chagall, Ossip Zadkine oder Henry Moore, bereit.

Von den 77 Kunstwerke­n sind rund die Hälfte Fotografie­n, die andere Hälfte Originalze­ichnungen und Grafiken.

„Elemente – Feuer“in den Sälen B3 und B4 des Erweiterun­gsbaus der Modernen Galerie, geöffnet bis 3. September von Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr, Mittwoch 10 bis 20 Uhr. Öffentlich­e Führungen in der Ausstellun­g finden samstags ab dem 17. Juni jeweils zweiwöchig um 15 Uhr statt. Im Rahmen der After-Work-Veranstalt­ungen finden die Führungen außerdem am 7. Juni, 19. Juli sowie am 9. August statt, jeweils 18 Uhr.

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FOTO: ROLAND AUGUSTIN Ulrike Rosenbachs „Feuriger Wanderscha­mane“(2004) zählt zu den ausgestell­ten Werken in der aktuellen Sammlung.

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