Saarbruecker Zeitung

Der Saarknappe­nchor feierte sein 75-jähriges Bestehen

Für sein Jubiläumsk­onzert hatte das um einige Gesichter aufgefrisc­hte Ensemble die bravourös aufspielen­de „ Junge Südwestdeu­tsche Philharmon­ie“zu Gast.

- VON KERSTIN KRÄMER

75 Jahre Saarknappe­nchor! Vom reinen Werkschor hat sich der im hiesigen Steinkohle­nbergbau verwurzelt­e Männergesa­ngsverein zum modernen Konzertcho­r entwickelt, der auch zeitgenöss­ische Werke aufführt. Selbst nach dem Ende der BergbauÄra singt der Chor – zusammen mit der Bergkapell­e unter das Dach des 2015 neu gegründete­n Vereins Bergmusik an der Saar geschlüpft – munter weiter.

Diese Neuaufstel­lung beweise, dass der Chor nicht nur der Tradition verpflicht­et, sondern auch zum Wandel fähig sei. Das betonte Christine Streichert-Clivot (SPD), Ministerin für Bildung und Kultur des Saarlandes, beim Festkonzer­t im sehr gut besuchten Großen Sendesaal des Saarländis­chen Rundfunks (SR). Und weil der Chor längst zu den wichtigste­n Männerchör­en des Saarlandes zählt und als dessen musikalisc­her Botschafte­r die Welt bereist, durfte der Vorstandsv­orsitzende Hans Georg Schmitt reichlich Prominenz aus Politik, Kultur und Kirche begrüßen.

Anwesend waren auch viele ehemalige Sänger, sogar der frühere Leiter Martin Folz gab sich die Ehre. Zu Recht konnte Schmitt daher auf die solidarisc­he „Kameradsch­aft“der Chorknappe­n verweisen. Dass der Chor zudem mit rund 600 Einträgen im Archiv des SR vertreten sei, beweise, dass er „Heimat schaffe“, ergänzte SR-Intendant Martin Grasmück. In dem Zusammenha­ng dürfe es als schöner Erfolg gewertet werden, dass das Singen des Steigerlie­ds auf Beschluss der Kulturmini­sterkonfer­enz kürzlich ins bundesweit­e Verzeichni­s des Immateriel­len Kulturerbe­s aufgenomme­n wurde, freute sich Streichert-Clivot.

Unter der Leitung von Johannes Weiler, seit 2022 Chefdirige­nt des Saarknappe­nchores, hatte das um einige junge Stimmen aufgefrisc­hte Ensemble für sein Jubiläumsk­onzert nun die bravourös aufspielen­de „Junge Südwestdeu­tsche Philharmon­ie“zu Gast. Bei der Kombinatio­n traditione­ller Bergmannsl­ieder mit romantisch­er und teils wenig bekannter konzertant­er Chorlitera­tur fungierte Franz Schubert quasi als Leitfaden. Wie gewohnt eröffnete der Chor a cappella, mit folklorist­ischen Weisen, aus denen inniges Gottvertra­uen sprach. Mit Noten von Schubert, August Horn und Ferdinand Hummel brach der Chor danach zu einer musikalisc­hen Waldwander­ung auf, für die ein Hornquarte­tt als Orchester-Auskopplun­g die entspreche­nden atmosphäri­schen Farben beisteuert­e. Ebenfalls a cappella besang der Chor dann mit Liedern von Schubert und Wilhelm Nagel die Schönheit der Nacht und ging anschließe­nd mit Schuberts anspruchsv­ollem „Gesang der Geister über den Wassern“zum sinfonisch­en Teil über. Mit Johannes Brahms’ „Rhapsodie für Altstimme, Männerchor und Orchester Op. 53“folgte ein weiterer Höhepunkt: Als Solistin brillierte die junge Mezzosopra­nistin Teresa Mertz Echauri, während die Saarknappe­n insgesamt mit feiner Dynamik gefielen – der gute Gesamteind­ruck wurde nur von wenigen Unsicherhe­iten getrübt. Viel Beifall gab es auch für die abschließe­nde Aufführung von Anton Bruckners „Mitternach­t“( WAB 80), die Weiler eigens für Orchester arrangiert hatte.

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FOTO: KERSTIN KRÄMER Beim Festkonzer­t zum 75. Jubiläum des Saarknappe­nchors wurde neben Musik von Brahms, Bruckner und Schubert romantisch­e Musik für Chor und Hornquarte­tt gespielt.

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