„Gesund bleiben in Molschd“feiert Finale
Vernetzt und fit bleiben – auch wenn man die 60 schon längst geknackt hat. Darum ging es in einem Präventionsprojekt, das am Montag in Malstatt nach knapp drei Jahren endete.
„Je älter man wird, desto mehr rostet man ein. Man geht immer die gleichen Wege, trifft die gleichen Menschen, geht immer auf die gleichen Veranstaltungen“, sagt Hans-Günter Becker. Der 73-Jährige ist einer von vielen Senioren, die am Malstatter Präventionsprojekt „Gesund bleiben in Molschd“teilgenommen haben. „Klar, Struktur ist im Alter wichtig, aber sie kann auch eintönig werden. Ich wollte noch einmal ausbrechen und etwas Neues versuchen.“So nahm er als einziger Mann an der Kunstgruppe teil. „Ich bin ein neugieriger Mensch und wollte mal schauen, welche Kreativität noch in mir steckt.“
Entstanden sei die Idee im Rahmen des Quartierprojektes „Zu Hause in Molschd“, dass seit 2015 über den Regionalverband in Malstatt laufe, erklärt Angela Legrum, Fachreferentin für Prävention beim Verband der Ersatzkassen (vdek) Saarland. Im Laufe der Zeit sei der Bedarf an gesundheitsfördernden Ideen und Wünschen immer häufiger zum Thema geworden. Susanne Hohlfeld-Heinrich, Leiterin des Arbeiterwohlfahrt-Quartiersmanagements Saarland, sah darin eine Chance: „Gemeinsam mit dem vdek haben wir dann das Projekt ‚Gesund bleiben in Molschd‘ konzipiert und in die Tat umgesetzt.“Das ist mittlerweile knapp drei Jahre her.
Am Montag, 5. Juni, feierte man nun offiziell das Finale. Dabei dankten neben Jürgen Nieser, Landesgeschäftsführer der Awo Saarland, auch der Bezirksbürgermeister Thomas Emser und Anita MorschetteSarg vom Regionalverband Saarbrücken den Verantwortlichen für ihren Einsatz und Mut, den es für das Projekt gebraucht habe. „Wenn man hier steht und in die Gesichter schaut, dann wird einem eines nochmals bewusst: Das Projekt hat bei vielen neue Lebensfreude entfacht. Und das ist, wie man weiß, die beste Gesundheitsprävention“, sagt Nieser.
Unter dem Motto der Lebensfreude seien seit Beginn im Herbst 2020 viele Projektformen für die Malstatter Senioren entstanden. „Von Stadtspaziergängen und Tanzkursen, über Infoveranstaltungen zu Humor, Bewegung oder Ernährung bis hin zu Stressmanagement und Kunsttherapie war alles dabei“, fasst Hohlfeld-Heinrich zusammen. „Wir wollten damit Isolation und Einsamkeit vermeiden und den älteren Menschen wieder mehr Selbstbestimmung und Freiheiten ermöglichen – und das Ganze möglichst nachhaltig.“Denn auch wenn das Projekt nun offiziell beendet sei, habe man fest vor, einige der Angebote, wie beispielsweise die „Zeitgenössische Tanzgruppe“, zu erhalten. „Durch die regelmäßigen Treffen sind enge Freundschaften entstanden und Ideen, was man noch alles umsetzen könnte.“Daran wolle man auch in der Zukunft unbedingt festhalten.
Nicht zuletzt auch weil die Corona-Pandemie gezeigt habe, wie sehr die ältere Generation unter der Einsamkeit gelitten habe. „Wie in den meisten sozialen Bereichen, muss
„Ich bin ein neugieriger Mensch und wollte mal schauen, welche Kreativität noch in mir steckt.“Hans-Günter Becker Teilnehmer am Projekt „Gesund bleiben in Molschd“
ten auch wir auf online-Formate zurückgreifen, konnten Angebote nur im Freien und mit begrenzter Teilnehmerzahl anbieten“, sagt Hohlfeld-Heinrich. So habe sich die Gruppe rund um die Kunsttherapeutin Elke Görgen lange Zeit nur im Freien treffen können; getanzt werden konnte während des Lockdowns zumindest vor dem Computer zu Hause mit kurzen Videoaufnahmen
von Tanzpädagogin Claudia Meystre. Doch dies sei nur eine kurzfristige Lösung gewesen. „Corona war für viele Senioren nicht leicht, gerade für diejenigen, die alleine wohnen“, so Hohlfeld-Heinrich. Doch rückblickend habe diese Zeit auch manch einem die Augen geöffnet. „Durch den Lockdown und die ganzen Einschränkungen ist vielen Menschen bewusst geworden, wie wichtig der
soziale Austausch, Aktivitäten und Bewegung sind.“Für viele ältere Menschen in Malstatt sei die Pandemie daher auch ein Grund gewesen, sich zu vernetzen und gemeinsam mit den anderen Teilnehmern des Projektes etwas für die eigene körperliche und mentale Gesundheit zu tun. „Die Motivation wurde so bei manch einem noch einmal angekurbelt.“
Insgesamt konnten mit dem Projekt 1650 Senioren erreicht und fünf zusätzliche Aktionen gestartet werden. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis“, sagt Susanne Hohlfeld-Heinrich. In ihren Augen seien die gesetzten Ziele erreicht worden. „Es ist eine Chance, auch langfristig die Lebensqualität der Senioren in ihrer Heimat zu verbessern.“