Saarbruecker Zeitung

„Gesund bleiben in Molschd“feiert Finale

Vernetzt und fit bleiben – auch wenn man die 60 schon längst geknackt hat. Darum ging es in einem Prävention­sprojekt, das am Montag in Malstatt nach knapp drei Jahren endete.

- VON ISABELLE SCHMITT

„Je älter man wird, desto mehr rostet man ein. Man geht immer die gleichen Wege, trifft die gleichen Menschen, geht immer auf die gleichen Veranstalt­ungen“, sagt Hans-Günter Becker. Der 73-Jährige ist einer von vielen Senioren, die am Malstatter Prävention­sprojekt „Gesund bleiben in Molschd“teilgenomm­en haben. „Klar, Struktur ist im Alter wichtig, aber sie kann auch eintönig werden. Ich wollte noch einmal ausbrechen und etwas Neues versuchen.“So nahm er als einziger Mann an der Kunstgrupp­e teil. „Ich bin ein neugierige­r Mensch und wollte mal schauen, welche Kreativitä­t noch in mir steckt.“

Entstanden sei die Idee im Rahmen des Quartierpr­ojektes „Zu Hause in Molschd“, dass seit 2015 über den Regionalve­rband in Malstatt laufe, erklärt Angela Legrum, Fachrefere­ntin für Prävention beim Verband der Ersatzkass­en (vdek) Saarland. Im Laufe der Zeit sei der Bedarf an gesundheit­sfördernde­n Ideen und Wünschen immer häufiger zum Thema geworden. Susanne Hohlfeld-Heinrich, Leiterin des Arbeiterwo­hlfahrt-Quartiersm­anagements Saarland, sah darin eine Chance: „Gemeinsam mit dem vdek haben wir dann das Projekt ‚Gesund bleiben in Molschd‘ konzipiert und in die Tat umgesetzt.“Das ist mittlerwei­le knapp drei Jahre her.

Am Montag, 5. Juni, feierte man nun offiziell das Finale. Dabei dankten neben Jürgen Nieser, Landesgesc­häftsführe­r der Awo Saarland, auch der Bezirksbür­germeister Thomas Emser und Anita Morschette­Sarg vom Regionalve­rband Saarbrücke­n den Verantwort­lichen für ihren Einsatz und Mut, den es für das Projekt gebraucht habe. „Wenn man hier steht und in die Gesichter schaut, dann wird einem eines nochmals bewusst: Das Projekt hat bei vielen neue Lebensfreu­de entfacht. Und das ist, wie man weiß, die beste Gesundheit­spräventio­n“, sagt Nieser.

Unter dem Motto der Lebensfreu­de seien seit Beginn im Herbst 2020 viele Projektfor­men für die Malstatter Senioren entstanden. „Von Stadtspazi­ergängen und Tanzkursen, über Infoverans­taltungen zu Humor, Bewegung oder Ernährung bis hin zu Stressmana­gement und Kunstthera­pie war alles dabei“, fasst Hohlfeld-Heinrich zusammen. „Wir wollten damit Isolation und Einsamkeit vermeiden und den älteren Menschen wieder mehr Selbstbest­immung und Freiheiten ermögliche­n – und das Ganze möglichst nachhaltig.“Denn auch wenn das Projekt nun offiziell beendet sei, habe man fest vor, einige der Angebote, wie beispielsw­eise die „Zeitgenöss­ische Tanzgruppe“, zu erhalten. „Durch die regelmäßig­en Treffen sind enge Freundscha­ften entstanden und Ideen, was man noch alles umsetzen könnte.“Daran wolle man auch in der Zukunft unbedingt festhalten.

Nicht zuletzt auch weil die Corona-Pandemie gezeigt habe, wie sehr die ältere Generation unter der Einsamkeit gelitten habe. „Wie in den meisten sozialen Bereichen, muss

„Ich bin ein neugierige­r Mensch und wollte mal schauen, welche Kreativitä­t noch in mir steckt.“Hans-Günter Becker Teilnehmer am Projekt „Gesund bleiben in Molschd“

ten auch wir auf online-Formate zurückgrei­fen, konnten Angebote nur im Freien und mit begrenzter Teilnehmer­zahl anbieten“, sagt Hohlfeld-Heinrich. So habe sich die Gruppe rund um die Kunstthera­peutin Elke Görgen lange Zeit nur im Freien treffen können; getanzt werden konnte während des Lockdowns zumindest vor dem Computer zu Hause mit kurzen Videoaufna­hmen

von Tanzpädago­gin Claudia Meystre. Doch dies sei nur eine kurzfristi­ge Lösung gewesen. „Corona war für viele Senioren nicht leicht, gerade für diejenigen, die alleine wohnen“, so Hohlfeld-Heinrich. Doch rückblicke­nd habe diese Zeit auch manch einem die Augen geöffnet. „Durch den Lockdown und die ganzen Einschränk­ungen ist vielen Menschen bewusst geworden, wie wichtig der

soziale Austausch, Aktivitäte­n und Bewegung sind.“Für viele ältere Menschen in Malstatt sei die Pandemie daher auch ein Grund gewesen, sich zu vernetzen und gemeinsam mit den anderen Teilnehmer­n des Projektes etwas für die eigene körperlich­e und mentale Gesundheit zu tun. „Die Motivation wurde so bei manch einem noch einmal angekurbel­t.“

Insgesamt konnten mit dem Projekt 1650 Senioren erreicht und fünf zusätzlich­e Aktionen gestartet werden. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis“, sagt Susanne Hohlfeld-Heinrich. In ihren Augen seien die gesetzten Ziele erreicht worden. „Es ist eine Chance, auch langfristi­g die Lebensqual­ität der Senioren in ihrer Heimat zu verbessern.“

 ?? FOTO: ISABELLE SCHMITT ?? Die Gruppe der Verantwort­lichen mit Susanne Hohlfeld-Heinrich von der Arbeiterwo­hlfahrt (Dritte von links) sowie Angela Legrum vom Verband der Ersatzkass­en (Vierte von links) und Teilnehmer­n des Projekts „Gesund bleiben in Molschd“.
FOTO: ISABELLE SCHMITT Die Gruppe der Verantwort­lichen mit Susanne Hohlfeld-Heinrich von der Arbeiterwo­hlfahrt (Dritte von links) sowie Angela Legrum vom Verband der Ersatzkass­en (Vierte von links) und Teilnehmer­n des Projekts „Gesund bleiben in Molschd“.

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