Christen nehmen nach 134 Jahren Abschied von St. Michael
Mit einem bewegenden Gottesdienst ist die katholische Kirche in Gersweiler am Samstag entwidmet worden. Die Zukunft des Geländes ist offen.
(red) Ein letztes Mal haben die Glocken von St. Michael in Gersweiler am Samstag zum Gottesdienst gerufen. Rund 200 Christen nahmen dabei Abschied von ihrer Kirche, wie die Pressestelle des Bistums Trier berichtet. Gemeinsam mit Weihbischof Franz Josef Gebert, den Pastören Lars Meiser und Peter Frey sowie den Diakonen Christian Dahlke und Horst-Peter Rauguth feierten sie ein letztes Mal Eucharistie in dem 1889 eingeweihten Gotteshaus. St. Michael in Gersweiler gehört zur Pfarrei Hl. Christophorus, die die Saarbrücker Stadtteile Altenkessel, Rockershausen, Klarenthal, Gersweiler und Ottenhausen umfasst. Am Ende des Gottesdienstes verlas Weihbischof Gebert das Dekret des Trierer Bischofs
Dr. Stephan Ackermann zur Profanierung der Kirche. Sie verliert damit ihre Funktion als Gottesdienstort.
Im Oktober 2022 hatte die Kirchengemeinde den Bischof und den Generalvikar gebeten, die Profanierung, also Entwidmung, der Kirche einzuleiten. Zuletzt wurde am 15. Oktober 2022 ein Gottesdienst in St. Michael gefeiert – bei einer anschließenden Versammlung gab Pastor Meiser die Entscheidung der Gemeinde bekannt.
„Es ist kein einfacher Schritt, den die Kirchengemeinde beschlossen hat, aber ein notwendiger“, sagte Meiser. Immer weniger Kirchenbesucher aus der Gemeinde selbst, keine Verantwortlichen vor Ort, die sich um bauliche Maßnahmen kümmern, weniger finanzielle Ressourcen und nicht zuletzt die steigenden Energiekosten – bildeten den Rahmen für die Entscheidung, die der Verwaltungsrat am 12. Juli 2022 einstimmig getroffen hat und die vom Pfarreienrat mehrheitlich angenommen wurde. Hinzu kommen viele Baustellen, die mehrere zehntausende oder hunderttausende Euros kosten würden. Risse in der Kirche, ein feuchter Keller im Volkshaus und auch das Dach des Pfarrhauses müssten saniert werden.
„Heute ist Tag des Verlustes, es ist ein Anlass zur Trauer, fast so, als wenn wir uns von einem lieben Menschen verabschieden“, sagte Weihbischof Gebert. Doch es sei auch eine Gelegenheit, dankbar zu sein. „Hinter der nüchternen Zahl von 134 Jahren steckt so viel an christlichem Leben.“Mit der Entwidmung der Kirche ende nicht das kirchliche Leben in Gersweiler, betonte Pastor Meiser: „Es wird anders weitergehen.“Die Zukunft der ehemaligen Kirche und des Geländes mit dem Katholischen Volkshaus ist noch offen. Ein Interessent, der das Areal erwerben wollte, ist zwischenzeitlich abgesprungen. Nach Gesprächen mit dem Landesdenkmalamt steht jedoch fest, dass die Kirche in ihrer ursprünglichen Form erhalten bleibt.