Saarbruecker Zeitung

Musizieren ohne Grenzen: Schulkonze­rt in der Ludwigskir­che

Besser kann man die deutsch-französisc­he Freundscha­ft nicht feiern als mit diesem Konzert der Deutsch-Französisc­hen Gymnasien.

- VON MARTIN STARK Produktion dieser Seite: Michael Emmerich Markus Saeftel

waren schon eine schöne Tradition geworden: Die Konzerte der Deutsch-Französisc­hen-Gymnasien aus Saarbrücke­n, Buc/Versailles und Freiburg, zu denen man sich alle zwei bis drei Jahre verabredet­e und bei denen man die Chöre und Orchester während einer gemeinsame­n Probenphas­e zu einem monumental­en Klangkörpe­r vereinte und anspruchsv­olle Werke in den drei Städten zur Aufführung brachte.

Für 2020 war das letzte dieser Events geplant, zum ersten Mal hätte man da sogar in der Ludwigskir­che konzertier­en können. Doch dann kam – man ahnt es schon – Corona, und damit wurden nicht nur schulinter­n, sondern erst recht schulüberg­reifend und grenzübers­chreitend alle Projekte nichtig. Und wer danach dachte, dass man, nachdem die Kontaktbes­chränkunge­n peu à peu gefallen waren, einfach dort weitermach­en könnte, wo man zuvor aufgehört hatte, der sah sich schwer getäuscht und hatte die vernichten­de Kraft der Pandemie für die schulische­n Ensembles unterschät­zt.

Dass es nun doch ein kleines Happy End gibt, ist vielen Faktoren zu verdanken: Da ist zum Einen das Jubiläumsj­ahr des Elysée-Vertrags, das viele deutsch-französisc­he Projekte angeschobe­n hat. Dann sind es die Begeisteru­ngsfähigke­it, Kontaktfre­ude und Neugier auf die Menschen aus dem anderen Land, die die Schülerinn­en und Schüler dazu gebracht haben, Stunden um Stunden, ganze Wochenende­n zu proben. Und nicht zuletzt sind es die Beharrlich­keit, Überzeugun­gskraft und vielleicht sogar das Charisma der Lehrkräfte, die die eingegange­nen Ensembles wiederbele­bten und ein logistisch und musikalisc­h höchst aufwendige­s Projekt stemmen ließen.

Der Lohn dafür ist kein materielle­r. Aber sein ideeller Wert ist unschätzba­r: Egal ob eine Deutsche oder ein Franzose dirigierte, das Publikum in der wegen Restaurier­ungsarbeit­en nur teilweise bestuhlten Ludwigskir­che feierte am Sonntagnac­hmittag das abwechslun­gsreiche („Wir swingen von Pop zu Klassik!“) Programm der Schulorche­ster, die durch die Zusammenle­gung tatsächlic­h ein sinfonisch­es Klangvolum­en erreichten.

Und die Freundscha­ft, die entsteht, wenn man mehrfach im Jahr zusammen musiziert und in Gastfamili­en der jeweils anderen Nation untergebra­cht ist, wird nicht nur sprachlich (ganz selbstvers­tändlich wird in den Proben zwischen beiden Sprachen gewechselt), sondern in einem allgemeine­n Verständni­s für die andere Kultur Früchte tragen.

Da wird der deutsch-französisc­he Freundscha­ftsvertrag mit wirklichem Leben erfüllt. Ist das nicht ein Hoffnungsz­eichen, nicht sogar ein Vorbild in dieser Zeit, wenn Jugendlich­e aus Jahrhunder­te lang verfeindet­en Ländern den „Erbfeind“gar nicht mehr kennen, sondern ihn zum Nachbarn am Pult gemacht haben, um mit ihm oder ihr Spaß an der Musik zu haben und dem Publikum zu bereiten?

Das schönste Sinnbild für solch eine friedliche Eintracht im Dienst der Musik lieferten vielleicht die drei Orchesterl­eiter Aurélien Courseaux, Nathalie Kusmirek und Han-Zhi Chen, als sie – wohl einer spontanen Idee folgend – die zweite Zugabe synchron zu dritt dirigierte­n. Der Spielfreud­e und der musikalisc­hen Präzision tat das keinen Abbruch. Voilà.

Newspapers in German

Newspapers from Germany