Musizieren ohne Grenzen: Schulkonzert in der Ludwigskirche
Besser kann man die deutsch-französische Freundschaft nicht feiern als mit diesem Konzert der Deutsch-Französischen Gymnasien.
waren schon eine schöne Tradition geworden: Die Konzerte der Deutsch-Französischen-Gymnasien aus Saarbrücken, Buc/Versailles und Freiburg, zu denen man sich alle zwei bis drei Jahre verabredete und bei denen man die Chöre und Orchester während einer gemeinsamen Probenphase zu einem monumentalen Klangkörper vereinte und anspruchsvolle Werke in den drei Städten zur Aufführung brachte.
Für 2020 war das letzte dieser Events geplant, zum ersten Mal hätte man da sogar in der Ludwigskirche konzertieren können. Doch dann kam – man ahnt es schon – Corona, und damit wurden nicht nur schulintern, sondern erst recht schulübergreifend und grenzüberschreitend alle Projekte nichtig. Und wer danach dachte, dass man, nachdem die Kontaktbeschränkungen peu à peu gefallen waren, einfach dort weitermachen könnte, wo man zuvor aufgehört hatte, der sah sich schwer getäuscht und hatte die vernichtende Kraft der Pandemie für die schulischen Ensembles unterschätzt.
Dass es nun doch ein kleines Happy End gibt, ist vielen Faktoren zu verdanken: Da ist zum Einen das Jubiläumsjahr des Elysée-Vertrags, das viele deutsch-französische Projekte angeschoben hat. Dann sind es die Begeisterungsfähigkeit, Kontaktfreude und Neugier auf die Menschen aus dem anderen Land, die die Schülerinnen und Schüler dazu gebracht haben, Stunden um Stunden, ganze Wochenenden zu proben. Und nicht zuletzt sind es die Beharrlichkeit, Überzeugungskraft und vielleicht sogar das Charisma der Lehrkräfte, die die eingegangenen Ensembles wiederbelebten und ein logistisch und musikalisch höchst aufwendiges Projekt stemmen ließen.
Der Lohn dafür ist kein materieller. Aber sein ideeller Wert ist unschätzbar: Egal ob eine Deutsche oder ein Franzose dirigierte, das Publikum in der wegen Restaurierungsarbeiten nur teilweise bestuhlten Ludwigskirche feierte am Sonntagnachmittag das abwechslungsreiche („Wir swingen von Pop zu Klassik!“) Programm der Schulorchester, die durch die Zusammenlegung tatsächlich ein sinfonisches Klangvolumen erreichten.
Und die Freundschaft, die entsteht, wenn man mehrfach im Jahr zusammen musiziert und in Gastfamilien der jeweils anderen Nation untergebracht ist, wird nicht nur sprachlich (ganz selbstverständlich wird in den Proben zwischen beiden Sprachen gewechselt), sondern in einem allgemeinen Verständnis für die andere Kultur Früchte tragen.
Da wird der deutsch-französische Freundschaftsvertrag mit wirklichem Leben erfüllt. Ist das nicht ein Hoffnungszeichen, nicht sogar ein Vorbild in dieser Zeit, wenn Jugendliche aus Jahrhunderte lang verfeindeten Ländern den „Erbfeind“gar nicht mehr kennen, sondern ihn zum Nachbarn am Pult gemacht haben, um mit ihm oder ihr Spaß an der Musik zu haben und dem Publikum zu bereiten?
Das schönste Sinnbild für solch eine friedliche Eintracht im Dienst der Musik lieferten vielleicht die drei Orchesterleiter Aurélien Courseaux, Nathalie Kusmirek und Han-Zhi Chen, als sie – wohl einer spontanen Idee folgend – die zweite Zugabe synchron zu dritt dirigierten. Der Spielfreude und der musikalischen Präzision tat das keinen Abbruch. Voilà.