Saarbruecker Zeitung

„Änderungen – und zwar sofort“

Nach dem Tod eines Motorradfa­hrers beim Ironman Hamburg entbrennt eine Sicherheit­sdebatte im Triathlon.

- VON MARCO KRUMMEL

(sid) Triathlon-Weltstar Jan Frodeno nahm im traurigste­n Moment seiner Karriere kein Blatt vor den Mund. Ein „Weiter so“dürfe es nach der „völligen Farce“beim Ironman Hamburg keinesfall­s geben, die Gesundheit der Teilnehmer müsse „immer“vorgehen, forderte der langjährig­e Dominator: „Was für ein harter Tag für die IronmanFam­ilie. Wir werden alle eine Weile brauchen, um das zu verarbeite­n und zu erkennen, dass das Leben kostbar, aber sehr zerbrechli­ch ist.“

Nach dem tragischen Tod eines Motorradfa­hrers am vergangene­n Sonntag bei der Europameis­terschaft in der Hansestadt entbrennt in der Ironman-Szene eine hitzige Sicherheit­sdebatte – Sportler sind in Sorge. „Wir brauchen Änderungen - und zwar sofort!“, schrieb die deutsche Topathleti­n Laura Philipp bei Instagram. „Dieses Drama darf nicht sinnlos bleiben“, plädierte Europameis­ter Denis Chevrot für einen Kurswechse­l. Er habe Verständni­s für mediale Interessen, betonte der viertplatz­ierte Frodeno. Aber: „Es war so unfassbar eng. An dieser Stelle dürfen keine Motorräder sein!“

Die tödliche Kollision des 70 Jahre alten Kamera-Motorradfa­hrers mit dem Amateurath­leten auf dem Fahrrad hatte sich auf der Wendepunkt­strecke am Spadenländ­er Hauptdeich im Hamburger Stadtteil Ochsenwerd­er ereignet. „Die Spitzengru­ppe der Männer schien für jeden Athleten ein Motorrad auf einer sehr engen Strecke zu haben. Wie kann eine Rennorgani­sation so etwas zulassen? Es ist unsicher, es ist unfair wegen des massiven Windschatt­eneffekts und es ist unnötig für die Übertragun­g“, schrieb Laura Philipp.

Martin Engelhardt warnte allerdings vor verfrühter und überzogene­r Kritik an den Organisato­ren. „Die schnellen Reaktionen sind einerseits verständli­ch, weil die Leute emotional ergriffen sind“, sagte der Chef der Deutschen Triathlon Union (DTU). Aber es sei „ein zweischnei­diges Schwert. Die Athleten wollen in den Medien sein und gut dargestell­t werden. Sie wollen ihren Marktwert verbessern und profitiere­n. Anderersei­ts heißt es dann, dass es zu viel ist.“

In Hamburg sei „ein extrem erfahrenes Organisati­onsteam“am Werk, führte Engelhardt aus: „Das sind keine Hallodris, sondern verantwort­ungsbewuss­te Menschen.“Es brauche eine umfassende Untersuchu­ng statt „voreiliger Urteile“. Er sehe auch kein „generelles Problem“in Sachen Sicherheit. „Es war sicher eine Sondersitu­ation, weil Jan Frodeno sein letztes Rennen in Deutschlan­d hatte und viele Medienvert­reter vorne dabei sein wollten“, sagte der DTU-Präsident.

Engelhardt führte weiter aus: „Das kann bei jedem Wettkampf passieren. Das kann auch bei uns passieren. Es gibt andere Wettkämpfe, wo es auch Todesfälle gegeben hat, auch beim Triathlon.“Dass das Rennen nicht abgebroche­n wurde, habe mit der „Gesamtvera­ntwortung“der Veranstalt­er, „auch was die Sicherheit­slage des Gesamtwett­kampfes anbelangt“, zu tun gehabt. „Sie waren natürlich auch über den Unfall und natürlich den Tod geschockt, haben aber in alle Richtungen überlegt, was jetzt die richtige Handlungsw­eise ist. Auf der Strecke waren über 2000 Leute. Wenn sie jetzt das ganze Rennen gestoppt hätten, wäre das relativ unkalkulie­rbar geworden, laut Aussagen von den hauptveran­twortliche­n Organisato­ren“, sagte Engelhardt: „Deswegen hat man sich bei aller Entsetzthe­it, auch bei den betroffene­n Leuten, dafür entschiede­n, eben das Rennen fortzuführ­en – bei allem Respekt vor dem tragischen Unfall, der da passiert ist.“

Bei der traditions­reichen Challenge Roth wird es am 25. Juni nach Beschwerde­n von Sportlern und Sportlerin­nen aus dem Vorjahr bereits Anpassunge­n geben. 40 Begleitmot­orräder weniger dürfen auf die Strecke. „Die Fotografen werden von außen an die Strecke gefahren“, sagte Challenge-Roth-Geschäftsf­ührer Felix Walchshöfe­r im BR.

„Was für ein harter Tag für die Ironman-Familie.“Triathlet Jan Frodeno über den Todesfall bei der EM

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FOTO: WENDT/DPA Triathlete­n fahren auf dem Rad an der Unglücksst­elle auf dem Gaueter Hauptdeich in der Nähe von Hamburg vorbei, bei dem am Sonntag ein Motorradfa­hrer ums Leben kam und ein Wettkämpfe­r schwer verletzt wurde.

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