Switolinas brisantestes Spiel in Paris
Ukrainische Tennisspielerin fordert im Viertelfinale belarussische Weltranglisten-Zweite Sabalenka heraus.
(dpa) Eigentlich wäre die emotionale Familien-Geschichte von Jelina Switolina bei den French Open ein klassisches Sport-Märchen. Direkt beim ersten GrandSlam-Turnier als Mutter einer sieben Monate alten Tochter erreicht die 28-Jährige das Viertelfinale, wird von ihrem Ehemann und Tennisprofi Gaël Monfils herzlich angefeuert. Das französische Publikum liebt sie.
Durch den russischen Angriffskrieg auf die Heimat der Weltranglisten-192. aus der Ukraine ist ihre Rückkehr nach der Babypause auf die große Tennis-Bühne aber keine Wohlfühlgeschichte. „Der Krieg hat mich auf vielfache Weise verändert“, berichtete Switolina in Paris. „Ich schätze die Zeit mit meiner Familie mehr.“Das Preisgeld ihres Siegs beim Turnier in Straßburg spendete sie für ukrainische Kinder, forderte in Paris mit deutlichen Worten die Unterstützung der Weltgemeinschaft für die Ukraine.
Zweimal bezwang Switolina bei den French Open schon Konkurrentinnen aus Russland – und bekommt es nun mit der Weltranglistenzweiten Aryna Sabalenka aus Belarus zu tun. Die Australian-Open-Siegerin sah sich in Paris mit kritischen Fragen zu ihrer Haltung zum Krieg und dem belarussischen Machthaber
Alexander Lukaschenko konfrontiert. Zweimal verweigerte sie daraufhin in Absprache mit den Organisatoren die Pressekonferenz – auch vor der Partie gegen Switolina.
Auch nach diesem Aufeinandertreffen wird die Ukrainerin ihrer
Gegnerin absehbar nicht wie sonst im Tennis üblich die Hand geben. Gemeinsame Fotos gibt es ebenso nicht. Nach ihrem Achtelfinalsieg gegen Darja Kassatkina gab es ebenfalls keinen Handschlag – auch wenn Switolina mit großer Achtung von der Russin spricht. Mehrfach hatte sich diese mit klaren Worten gegen den Krieg gestellt. „Sie ist eine wirklich mutige Person, dass sie es öffentlich gesagt hat“, lobte Switolina. Mit jeweils erhobenem Daumen zollten sich beide Spielerinnen noch auf dem Platz Anerkennung.
Am Tag nach ihrer Niederlage sendete Kassatkina eine digitale Botschaft der Versöhnung, nachdem sie beim Gang vom Platz von Teilen des Publikums ausgebuht worden war. Sie verlasse Paris wegen dieser Reaktion mit einem bitteren Gefühl. „Jelina und ich haben uns Respekt nach dem schweren Spiel gezeigt“, schrieb die 26-Jährige bei Twitter. „Liebt euch gegenseitig. Verbreitet keinen Hass. Versucht, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.“