„Radio Salü“steht vor Gesellschafterwechsel
Der Privatsender hat der Landesmedienanstalt eine Änderung der Beteiligungsverhältnisse angekündigt.
Bei dem Saarbrücker Privatsender „Radio Salü“und „Classic Rock Radio“steht eine Veränderung der Gesellschafter ins Haus. Das saarländische Mediengesetz schreibt vor, dass entsprechende Planungen, die die Beteiligungsverhältnisse betreffen, der Landesmedienanstalt (LMS) vor ihrem Vollzug schriftlich angezeigt werden müssen. Julia Kaiser, LMSPressesprecherin, bestätigte jetzt auf Anfrage unserer Zeitung, eine solche Anzeige „zur geplanten Veränderung von mittelbaren Beteiligungsverhältnissen“sei eingegangen. Der Landesmedienrat soll sich nun unverzüglich damit befassen. Das nächste Treffen dieses Gremiums, das von Rechtsanwalt Stephan Ory geführt wird, ist für den 4. Juli geplant.
Der Privatsender gilt nach der jüngsten Media-Analyse als Markt
führer bei den 14- bis 49-jährigen Radiohörern im Saarland. Nach eigenen Angaben schalten täglich 205 000 Hörer das Programm ein.
„Radio Salü - Euro Radio Saar“ist als GmbH mit einem Stammkapital von einer Million Euro im Handelsregister beim Amtsgericht
Saarbrücken eingetragen. Bis zum Frühjahr 2021 hielt „Europe 1“der französischen Unternehmensgruppe Lagardère 45 Prozent der Anteile. Diese wurden dann an die SHB Hörfunkbeteiligungsgesellschaft mbh mit Sitz in St. Ingbert verkauft. Hinter dieser Firma stehen der frühere Saarbrücker Verleger Helmut Gebauer und der Versicherungsmakler Dieter Leismann. Beide sitzen auch im Aufsichtsrat von „Radio Salü“. Sie sind zudem über eigene Unternehmen (Union Druck und Prisma-Plus) mit insgesamt elf Prozent an dem Radio-Sender beteiligt.
Nach Informationen der Saarbrücker Zeitung wollen Gebauer und Leismann jetzt die SHB verkaufen, die 45 Prozent der Anteile hält. Neuer Gesellschafter soll demnach die „Radio Group“des Medienunternehmers Stephan Schwenk werden. Zu dieser Mediengruppe zählen angeblich bundesweit 17 Lokalsender, unter anderem „City Radio Saarbrücken“und „City Radio Neunkirchen“. Mit einem Anteil von 45 Prozent hätte Schwenk – sollte der Medienrat der geplanten Veränderung zustimmen – bei Salü faktisch das Sagen.
Ein reiner Privatsender ist „Radio Salü“allerdings nicht. Die öffentlich-rechtliche ARD-Anstalt SR (Saarländischer Rundfunk) hält 20 Prozent der Gesellschaftsanteile. Und über die Sparkassenförderungsgesellschaft sind die öffentlich-rechtlichen Sparkassen im Saarland mit zehn Prozent am Stammkapital beteiligt.
Bei „Radio Salü“wurden zuletzt interne Querelen, die auch zu Prozessen vor dem Arbeitsgericht führten, öffentlich. Branchenkenner erwarten für den Fall, dass die „Radio Group“von Schwenk den Zuschlag bekommt, auch personelle Veränderungen in der Geschäftsführung und Programmdirektion des Senders.