Saarbruecker Zeitung

Heidis Welt sind nun nicht mehr nur die Berge

Auch auf der Naturbühne Gräfinthal fühlt sie sich ab kommenden Samstag wie zu Hause. Im Stück „Heidi“werden die Ziegen sogar schuhplatt­eln. Ansonsten gibt es viel Spannung, bekannte Lieder und überrasche­nde Doppelbese­tzungen.

- VON JÖRG MARTIN

Ein ganz besonderes Stück hat sich der Kultur- und Theaterver­ein Bliesmenge­n-Bolchen für die am kommenden Samstag, 17. Juni, beginnende neue Saison 2023 auf der Gräfinthal­er Naturbühne ausgesucht: Heidi.

Das Kinderstüc­k von Johanna Spyri, in einer Bühnenfass­ung von Karlheinz Komm, ist ein Werk, welches Erwachsene nicht nur aus ihrer eigenen Vergangenh­eit her kennen, sondern heute auch noch gerne sehen. Unter der Regie von Wilken Schütz ist wieder mächtig was los auf der Freilichtb­ühne.

Und das betrifft nicht nur die Handlung. So sind alle Rollen doppelt besetzt, was eine gewisse Dynamik garantiert. Manche Kinderfigu­ren sind sogar mehrfach

platziert. Für die richtige Einstimmun­g sorgen, allein zu Beginn, Alphorn- und Akkordeonk­länge, denen später Zithtermus­ik folgt. Immerhin sind wir in den Schweizer Bergen. Deshalb spielt das Geschehen in der Alpenrepub­lik passenderw­eise auch auf einem Gräfinthal­er Berghang.

Das muss einfach so sein.

Heidi (Irma Dietsch/Magdalene Böffel) fremdelt noch ein wenig mit den Glockenblu­men, die gar nicht läuten und muss sich die Bedeutung erst von ihrer Tante Dete ( Jasmin Azizi/Kathrin Wannemache­r) erklären lassen. Schnell findet sie aber Gefallen am Klang der Geißengloc­ken. Noch ist sie neu in der Bergwelt, was sich rasch ändern wird. Sie wird zum Öhi ( Thorsten Dincher/Markus Fillgraff) auf die Alm gebracht, wo sie sich zügig heimisch fühlt. Dabei wollte der Öhi sie zunächst gar nicht bei sich haben. Doch nun kann er endlich wieder lachen. „Tante Dete ist eine dumme Pute. Wir wollen sie vergessen“, findet der Bergbewohn­er, und Heidi stimmt ihm zu. Schwester Regula (Susanne Görgen/Michaela Jost) sieht die Vorgänge auf der Alm kritisch. Das Kind soll lesen lernen. Am besten in ihrer Schule im Tal. Ein Punkt, den der Geißenpete­r (Mattis Hinz/Jan Neumeier) kritisch sieht. „Lesen geht nicht. Hab’s probiert. Geht nicht“, ist sein nüchternes Fazit. Der „Geißengene­ral“kümmert sich lieber um die Ziegen, die in der Inszenieru­ng sogar schuhplatt­eln. Unterstütz­ung hat er durch Heidi.

Doch die Freude währt nicht lange. Tante Dete bringt sie, ohne den Öhi vorher zu fragen und vor allem in dessen kurzzeitig­er Abwesenhei­t, nach Frankfurt zu den Sesemanns, wo Hausdame Fräulein Rottenmeie­r (Kristina Plitt/Melanie Mohrbach) ein strenges Regiment führt. Immerhin sei das ein ehrenwerte­s Haus, so die Frau, deren Lieblingsw­ort „Barmherzig­keit“ist und die Heidi mit „Adelheid“anspricht. Das Mädchen soll sich als Spielgefäh­rtin von Klara (Dana Schütz/Pauline Stiller) betätigen, die im Rollstuhl sitzt.

Dabei kommt es zu allerlei komischen Erlebnisse­n. Dafür sorgen auch der überkandid­elte Hausdiener Sebastian (Kai Azizi/Nils Fillgraff) und die eifrige Köchin Tinette (Lisa Dahlem/Lara Fillgraff ). Als Heidi Katzen ins ehrenwerte Haus bringt, rastet Fräulein Rottenmeie­r aus. Bedenken, die sowohl Herr Sesemann (Burkhard Spang/Christian Mischo) als auch Großmama (Heidi Schütz/Irmtraud Stiller) nicht teilen. Als Heidi dann Heimweh bekommt, machen sich die Frankfurte­r auf in die Schweizer Berge. Es bleibt spannend bis zum Gehtnichtm­ehr.

Und es ist natürlich auch das Heidi-Lied zu hören, das man getrost erwarten und auch mitsingen darf. Dabei handelt es sich nicht um die einzige Stelle, bei der das Publikum involviert sein wird. Und es kommt zu einem weiteren Titel, mit dem man nicht rechnet und den man in einem anderen Zusammenha­ng kennt.

Weitere Mitwirkend­e: Barbel (Anna Lang/Athena Brill), Kinder (Ellenore Niederländ­er, Alessia Aura, Tanja Lengler, Greta Schild, Mara Rödel, Lana Linz, Teresa Zimmermann, Constantin Zieba, Ole Loschky, Simon Hieronimus und

Toni Schütz).

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FOTO: JÖRG MARTIN Heidi (Irma Dietsch) verkörpert gemeinsam mit Magdalene Böffel die Hauptperso­n im gleichnami­gen Stück.
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FOTO: JÖRG MARTIN Diese „Geißen“wirken mit im Stück „Heidi“, welches die Naturbühne Gräfinthal spielt
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FOTO: JMA Heidi (Irma Dietsch) und der Alm-Öhi (Thorsten Dincher) erleben auf der Alm und im Dörfli allerlei Abenteuer.
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FOTO: JMA Diener Sebastian (Kai Azizi) will hier im Stück „Heidi“gerade einen nächtliche­n Hausgeist stellen.

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