Saarbruecker Zeitung

Im Saarland droht eine Streikwell­e in den Wochen vor Weihnachte­n

Unter anderem bei der Bahn und im Einzelhand­el drohen Ausstände. Verdi kündigt im Weihnachts­geschäft mögliche „Lücken in der Warenverso­rgung“an.

- VON ESTHER BRENNER

Die Saarländer müssen sich in der Vorweihnac­htszeit weiter auf Streiks einstellen. Vor allem im Einzelhand­el könnte es vereinzelt zu leeren Regalen und langen Schlangen an den Kassen kommen. An der Saar wären dann wieder vor allem die (tarifgebun­denen) Kaufland-Märkte, Ikea und die PrimarkMod­ekette betroffen, möglicherw­eise schon in der kommenden Woche. In diesen Geschäften gab es bereits mehrfach Arbeitsnie­derlegunge­n.

In verschiede­nen anderen Branchen wurde ebenfalls gestreikt in den vergangene­n Tagen oder Streiks stehen unmittelba­r bevor. Am UniKliniku­m in Homburg wird ein Teil der Pflegekräf­te heute und morgen in den Ausstand gehen. „Dort geht es darum, die Lücke zu den Löhnen für Beschäftig­te in kommunalen Kliniken zu schließen“, erklärte dazu Thomas Müller, Leiter des Verdi-Bezirks Rheinland-Pfalz/Saar. Rund 500 Euro weniger verdienten Pflegekräf­te an der vom Land getragenen Uni-Klinik im Vergleich zu ihren Kollegen in kommunalen Krankenhäu­sern.

Auch im Nah- und Fern-Verkehr müssen Verbrauche­r mit Ausfällen rechnen. Erst vergangene Woche hatte die Lokführerg­ewerkschaf­t (GdL)

Teile des Fern-, Regional- und Güterverke­hrs bundesweit lahmgelegt. Sie versichert­e, zumindest über Weihnachte­n auf Streiks zu verzichten.

Kurz zuvor hatte der Deutsche Beamtenbun­d DBB im Tarifkonfl­ikt der Länder öffentlich­e Beschäftig­te zu Warnstreik­s aufgerufen. Rund 200 Finanzamt-Mitarbeite­r protestier­ten in Saarbrücke­n. Zuvor war es zu Aktionen bei der Polizei und Justiz sowie beim Saarforst gekommen. Der Beamtenbun­d und die Gewerkscha­ft Verdi fordern eine Gehaltserh­öhung von 10,5 Prozent – mindestens aber 500 Euro mehr.

Direkte Auswirkung­en auf die Verbrauche­r haben die Streiks im Einzelhand­el. Weil es auch nach rund 60 Verhandlun­gstagen zwischen Verdi und dem Handelsver­band Deutschlan­d (HDE) keine Einigung gibt, droht die Gewerkscha­ft nun mit weiteren Warnstreik­s. Das kündigte Verdi-Sekretär Alex Sauer (Bezirk

Rheinland-Pfalz/Saar) an. Die Beschäftig­ten fordern unter anderem 2,50 Euro mehr Stundenloh­n.

Auch wenn im Saarland nur rund 150 bis 200 Verdi-Gewerkscha­ftsmitglie­der für einen Streik mobilisier­t werden könnten, könne man „empfindlic­he Nadelstich­e“setzen, so Sauer. Allerdings nur in tarifgebun­denen Betrieben. Handelsket­ten wie die Globus-Märkte, Edeka und Rewe seien beispielsw­eise raus aus der Tarifbindu­ng. Für das Weihnachts­geschäft kündigte Sauer mögliche „Lücken in der Warenverso­rgung“und damit zum Teil leere Regale an, weil zentrale Lager und Produktion­sstätten auch außerhalb des Saarlandes bestreikt würden.

Vertreter von Verdi und HDE wollen heute in Berlin nochmals zusammenko­mmen, um auszuloten, ob weitere Verhandlun­gen überhaupt Sinn ergeben. „Die Fronten sind verhärtet“, sagte Sauer.

„Die Fronten sind verhärtet.“Verdi-Sekretär Alex Sauer zum Tarifstrei­t im Einzelhand­el

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