Saarbruecker Zeitung

Stahlgesch­äft von Thyssenkru­pp ist tief in den roten Zahlen

- VON NATALI SCHWAB UND HELGE TOBEN Produktion dieser Seite: Markus Renz Frank Kohler

(dpa) Auf dem Weg zur Klimaneutr­alität der Industrie sieht sich der Traditions­konzern Thyssenkru­pp als Vorreiter. Man sei „Wegbereite­r der grünen Transforma­tion“, betonte Thyssenkru­pp-Chef Miguel López am Mittwoch in Essen bei der Vorstellun­g der Jahresbila­nz für das Geschäftsj­ahr 2022/23. „Wir verfügen über weltweit führende Technologi­en, um einen großen Teil der heutigen CO2-Emissionen zu verringern.“

López verwies auf das neue Segment namens Decarbon Technologi­es, in dem der Industrie- und Stahlkonze­rn seit Anfang Oktober seine grünen Aktivitäte­n gebündelt hat. Dazu gehören die Anlagenbau­er Nucera (Elektrolys­eure etwa für Wasserstof­f), Uhde (Chemieanla­gen) und Polysius (Zementanla­gen) sowie der Großwälzla­ger-Hersteller Rothe

Erde, dessen Produkte in Windrädern zum Einsatz kommen. Der gesamte Konzern werde auf grüne Transforma­tion und Zukunftsth­emen ausgericht­et, auch die Autozulief­er- und Werkstoffs­parte, betonte der 58-jährige Manager. Es war die erste Bilanzvorl­age des Spaniers, nachdem er Anfang Juni die Konzernfüh­rung von Martina Merz übernommen hatte.

Auch bei klimaneutr­alem Stahl sei man „Antreiber“der Transforma­tion. „Die größten Klimaaktiv­isten im Land, das sind wir“, sagte López. Er bezog sich damit auf die geplante Umstellung der Stahlerzeu­gung in Hochöfen, bei der sehr viel Kohlendiox­id anfällt. Künftig soll Stahl in sogenannte­n Direktredu­ktionsanla­gen mithilfe von klimaneutr­al erzeugtem Wasserstof­f produziert werden. Eine erste Anlage, die drei Milliarden Euro kosten wird, soll 2027 in Duisburg starten.

Bei der geplanten Verselbsts­tändigung der Stahlspart­e führt Thyssenkru­pp nach eigenen Angaben „konstrukti­ve und ergebnisof­fene Gespräche“mit dem Energieunt­ernehmen EPH. Wann eine Einigung zu erwarten ist, ließ López offen.

In der Stahlspart­e waren Ende September 26 800 Menschen beschäftig­t. Größter Standort ist Duisburg mit allein 14 000 Steel-Beschäftig­ten. Konzernwei­t stieg die Zahl der Vollzeitst­ellen 2022/23 um vier Prozent auf fast 100 000.

Im Ende September beendeten Geschäftsj­ahr haben milliarden­schwere Abschreibu­ngen auf das Stahlgesch­äft den Konzern tief in die roten Zahlen gedrückt. Unter dem Strich schlug ein Nettoverlu­st von zwei Milliarden Euro zu Buche. Die Wertberich­tigungen auf das Anlageverm­ögen der Stahlspart­e bezifferte Thyssenkru­pp auf 2,1 Milliarden Euro.

Sinkende Stahlpreis­e und gleichzeit­ig gestiegene Rohstoff- und Energiekos­ten belasteten das um Sondereffe­kte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit), das von knapp 2,1 Milliarden auf 703 Millionen Euro sank. Der Umsatz ging um neun Prozent auf 37,5 Milliarden Euro zurück.

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